kimDer Roman aus dem Dumont Verlag von Kim de l‘Horizon wird mit dem diesjährigen Schweizer Buchpreis 2022 ausgezeichnet

Felicitas Schubert

Basel (Weltexpresso) - Sie haben es wieder getan, die Schweizer, das heißt, diejenigen, die für das Ausrufen des besten Schweizer Romans oder Kurzgeschichte verantwortlich sind, also die Jury, sie haben ein zweites Mal demjenigen den Schweizer Buchpreis zugesprochen, der schon zuvor den von der Bedeutung her höher angesiedelten, vom Geld her niederangesiedelten  Deutschen Buchpreis erhielt. Es war 2010, als die Zürcher Autorin Melinda Nadj Abonji für ihren Roman "Tauben fliegen auf" nach und neben dem Deutschen Buchpreis auch den Schweizer Buchpreis 2010 erhalten hatte. 

Was wir damals als eine mutige Tat empfanden, denn es ist wirklich so, daß der Deutsche Buchpreis international und auch national stärker zur Kenntnis genommen wird als der Schweizer, ist uns heute eher ein Hinterherrennen, hinterher hinter dem Modischen, dem, was angesagt ist. Und wie begründet die Jury ihre Entscheidung?

In der Begründung der Jury heisst es: «Kim de l’Horizon hat in «Blutbuch» eine non-binäre Erzählfigur geschaffen, die sich in die eigene Kindheit begibt und ihrer Familiengeschichte nachgeht. Was geschieht, wenn gesellschaftliche Normen gebrochen werden? Wenn über Gewalt nicht gesprochen wird? Kim de l’Horizon verwandelt Erfahrung in Literatur – eigene Erfahrung und die Erfahrung von Mutter, Grossmutter und der Frauen davor. Auf dieser Suche probiert Kim de l’Horizon verschiedene Sprachen, Stimmen und Register aus. «Blutbuch» gibt keine Antworten, sondern stellt die Fragen immer wieder neu. Mit diesem Roman hat Kim de l’Horizon erzählerisches Neuland betreten. Dafür verleiht die Jury Kim de l’Horizon den Schweizer Buchpreis 2022.»

Das Preisgeld für Kim de l‘Horizon beträgt 30‘000 Franken, die zu dem 25 000 Euro für den Deutschen Buchpreis hinzukommt. Echt viel Geld! Für die weiteren Nominierten gibt es je 3‘000 Franken. 

Die öffentliche Preisverleihung fand vor vollen Rängen im Theater Basel statt. Eingereicht waren 88 Titel aus 58 Verlagen.

Die weiteren Nominierten waren:

Simon Froehling: «Dürrst» (Bilgerverlag)
Lioba Happel: «Pommfritz aus der Hölle» (Pudelundpinscher Verlag)
Thomas Hürlimann: «Der Rote Diamant» (S. Fischer Verlag)
Thomas Röthlisberger: «Steine zählen» (Edition Bücherlese)

Nein, das können wir nicht verstehen, daß der Schweizer Autor beide Preise erhalten hat. Wir empfinden das als Nachlaufen und Anbiederun an einen Zeitgeistl

Teilnahmeberechtigt für den Schweizer Buchpreis 2022 waren deutschsprachige literarische und essayistische Werke von in der Schweiz lebenden oder Schweizer Autor:innen, die zwischen Oktober 2021 und September 2022 erschienen sind.

Der Schweizer Buchpreis wurde 2008 vom Verein LiteraturBasel und dem Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verband (SBVV) initiiert. Ziel ist es, die öffentliche Diskussion über Bücher von deutschsprachigen Schweizer Autor:innen zu animieren und mit der aktiven Werbung im Buchhandel sowie mit einer Lesetour durch die Schweiz und Nachbarländer dazu beizutragen, dass diese stärker wahrgenommen, gelesen und gekauft werden. Inzwischen hat sich der Schweizer Buchpreis als eine der bedeutendsten literarischen Auszeichnungen der Deutschschweiz etabliert und geniesst über die Landesgrenzen hinaus Beachtung. Der Schweizer Buchpreis wurde dieses Jahr zum fünfzehnten Mal vergeben.
 

Die Mitglieder der Jury des Schweizer Buchpreises 2022
Tanja Bhend, Buchhändlerin, Buch am Platz, Winterthur
Sieglinde Geisel, Freie Kritikerin und Schreibcoach
Annette König, SRF-Literaturredaktion und Buchbloggerin
Martina Läubli, «NZZ am Sonntag», Leiterin «Bücher am Sonntag»
Yebooa Ofosu, Kulturwissenschaftlerin und Literaturexpertin

Foto:
Umschlagabbildung

Info:
Der Schweizer Buchpreis wird unterstützt von der Buchhandlung Orell Füssli, der
Emil & Rosa Richterich-Beck Stiftung, der Forlen Stiftung, dem Schweizer Bücherbon sowie rund 30 Partnerbuchhandlungen. Die Lesetour der Nominierten wird unterstützt von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.