Buchpremiere PROVENZIALISCHE VERWICKLUNGEN von Sophie Bonnet bei blanvalet

 

Helmut Marrat

 

Hamburg (Weltexpresso) - Wenn eine Frau mittleren Alters, verheiratet, Mutter zweier Kinder, alles daran setzt, Schriftstellerin zu werden, dann durch einen tüchtigen Agenten an einen finanzstarkenVerlag vermittelt wird, dort ihren Erstling veröffentlichen darf und, kaum dass das Buch erschienen ist, sich auf der Bestsellerliste des Spiegel finden soll, so klingt das eher unglaublich oder doch zumindest nach einer Filmkomödie.

 

Es könnte sich also passenderweise um einen französischen Film handeln, wobei sofort klar wäre, dass man auf Qualität Wert legt. Und auf gut erzählte Geschichten.

 

Die in New York geborene Hamburgerin Heike Koschyk wählte sich als Autorinnennamen 'Sophie Bonnet'. Das kommt nicht von ungefähr. Denn Heike Koschyk ist durch und durch von Frankreich begeistert. Ihr erster Krimi spielt in der Provence, einem Landstrich, den sie mit ihrer Familie vorwiegend und jedenfalls gerne bereist. Für die übrige Zeit lebt sie im hohen Norden ein französisches Leben.

 

Die Buchvorstellung fand daher auch in Hamburg statt. Später geht es nach München. Dort sollte dann auch der Verlag vertreten sein. Hier immerhin fanden sich neben Vertretern des Burda-Verlags die Familie und zahlreiche Freunde ein. Aber auch Publikum, das seine Karte im ausrichtenden Buchgeschäft Heymann erworben hatte. Bücher Heymann ist ein stadtbekanntes Geschäft in Hamburg-Eppendorf, einem ganz besonders schicken Stadtteil, und für seine häufigen literarischen Veranstaltungen bekannt. Unweit lebt auch Ulrich Wickert, der auf dem schönen Isemarkt gern flanieren und dabei den Käse stets "à point" verlangen soll. Nun lag die Vermutung nahe, es halte sich hinter dem Pseudonym Bonnet in Wahrheit Wickert verborgen, sozusagen in einer weiblichen Variante französischer Lebensart. Doch erstens bleibt Wickert seinem Ermittler Jacques Ricou treu und zweitens versieht dieser seine Arbeit in Paris und nicht in der Provinz. Kurz, es war nun also jene Heike Koschyk, die sich hinter das Pult setzte, und sie machte einen durchaus sympathischen Eindruck.

 

In den Pausen spielte sehr gekonnt ein Pianist namens Christophe. Und da der geschätzte Kollege vom NDR sich zwischendurch "französisch verabschiedet" hatte, sprang spontan eine Freundin der Autorin ein und stellte erhellende Fragen.

 

In Hamburg-Eppendorf findet man allerlei Lokale, ein wenig München-Schwabing vergleichbar. Der Abend wurde ausgerichtet im italienischen Restaurant "Poletto" (mit sehr guten Weinen), auch dies übrigens stadtbekannt. Eigentlich hätte die Buchvorstellung natürlich bei einem mindestens so schönen Franzosen stattfinden können, doch es passte auch der Italiener, weil nämlich, wie Bonnet heiter erzählte, ihre ersten Kochversuche der italienischen Küche galten. Das war seinerzeit in München, wo Koschyk studierte. Das Essen beziehungsweise Kochrezepte sind übrigens auch reizvoller Teil der Erzählung, ja, man kann gar via Internet auf der Seite der Autorin die Rezepte des Buches herunterladen. (www.sophie-bonnet.de)

 

Auch der Wein, ebenfalls typisch französisch, spielt eine wichtige Rolle. Und da es sich bei dem Buch "Provenzalische Verwicklungen" um einen Krimi handelt, - nicht immer eine ganz schöne ...

 

Der Plot (vielleicht würde man in Frankreich scénario sagen) spielt geschickt mit wiedererkennbaren Motiven, so daß man sich gleich vertraut fühlt, und fügt einiges Neue hinzu. So zieht der Kommissar Pierre Durand aus Paris nach Sainte-Valérie, einem von der Autorin erfundenen Ort, der sogar in den Buchklappen als Stadtplan abgebildet ist, einem sozusagen idealtypischen Gemeinwesen der Provence. Er wünscht sich ein erholsames Leben, doch, wie das so ist, passiert ein Mord, und später ein weiterer, und ruft ihn gewissermaßen zur Ordnung. Die Ermittlungen gestalten sich recht verzwickt, zumal ihm auch noch ein eher untüchtiger Assistent zur Seite gestellt wird. Und obendrein kommt ihm auch noch die Liebe dazwischen. Alles also ziemlich schlüssig, spannend auch durchaus; während wir uns vielleicht eine andere Auflösung hätten vorstellen können.

 

Koschyk übrigens kann mündlich packend erzählen, direkt und unverstellt. Mit anderen Worten, hier lauert ein ersprießliches Potential. Und vermutlich sieht dies der Verlag ganz genauso.

 

Foto: Wolfgang Mielke

 

Info: Sophie Bonnet: "Provenzalische Verwicklungen". blanvalet Verlag, ca. 318 Seiten, 14,99 Euro