Wiedergesehen, Wiedergelesen, Wiedergehört, Teil 22
Elisabeth Römer
Hamburg (Weltexpresso) – Der 1966 geborene Berliner Max Bentow ist inzwischen für seine Psychothriller bekannt. Ich selbst habe ganz unterschiedliche Leseerfahrungen mit seinen Krimis.Tatsächlich ist DAS BERNSTEINKIND der zehnte Band der Reihe mit Nils Trojan, dem Hauptkommissar bei der Berliner Mordkommission , die 2011 mit DER FEDERMANN begann. Psychothriller werden die Krimis nicht nur wegen der angegriffenen Nerven der Leser genannt, sondern, weil die Täter nicht herkömmliche Motive haben wie Neid, Habgier, Betrug etc., sondern Trojan die Fälle mit Hilfe seiner Therapeutin leichter lösen kann, einfach, weil er stärker auf die psychischen Voraussetzungen der Tat und Täter eingeht.
Er schreibt gerne, der Autor, denn 476 Seiten müssen erst einmal gefüllt werden und blutig geht es auch zu, wenn Trojan nach drei Toten, die erst einmal keine Verbindung zueinander erkennen lassen, nicht weiter weiß. Stilistisch fällt auf, daß Bentow einerseits sehr viele wörtliche Rede verwendet, dann aber über Seiten auch durch rhetorische Fragen der Handelnden an sich selber die Spannung aufrecht erhält: „Hatte sie vielleicht Verdacht geschöpft?...Und schließlich gibt es doch eine Verbindung zwischen den Toten, denn sie haben alle so leuchtende Augen, wie Bernstein, auf den Licht fällt. Hinzukommt diese Autorin, die alles weiß und doch in einem Verlies schreibt und schreibt und jeder der Toten hatte damit zu tun. Reichlich.
Der 1962 geborene Harlan Coben ist kein Skandinavier, was viele des Namens wegen denken, sondern ein äußerst erfolgreicher US-Autor, der einerseits Preise einheimst und andererseits Höchstleserzahlen hat, vielleicht ist er derzeit sogar der meistverlegte Krimischreiber. Das fällt nämlich nicht immer zusammen, Qualität und Leserlust. Außerdem sind seine Krimis besonders oft verfilmt worden. Er hat eine interessante Schreibstrategie. Einerseits gibt er den Lesern Vertrautes und läßt gerne in Reihen immer dieselben Ermittler erfolgreich sein, andererseits schreibt er jährlich einen Roman ganz ohne personellen Zusammenhang. Aber WAS IM DUNKELN LIEGT ist eine neue Reihe mit Privatdetektiv Wilde, konkret der zweite Band. Auch hier haben die Leser und Leserinnen 444 Seiten vor sich und auch hier ist der Ermittler selbst ein Versehrter. Er weiß nämlich nicht, woher er eigentlich kommt. Er wurde in den Wäldern aufgefunden, in denen der Appalachen. Seitdem ist er auf der Suche nach sich selbst. Und auf einmal gibt es eine heiße Spur, nur führt sie den aktuellen Mordfall mit seinem eigenen Leben zusammen.
Der 1950 geborene John Katzenbach, leider weiß ich nichts über seine Vorfahren, denn dieser urdeutsche Name muß ja irgendwoher kommen, hat ähnlich wie Coben mit seinen Thrillern die Welt überzogen. Sein Markenzeichen sind, auch das gibt es öfter, die Einworttitel, wo sich DIE KOMPLIZEN einreiht. Er hat das Feld sondiert, auf dem nun auch Coben seine Erfolge feiert. Und sicher kann man die Thriller Katzenbachs auch Psychothriller nennen, was ja eher ein verkaufsfördernder Begriff ist.
Diesmal sind es sogar 619 Seiten, die mit Leichen gefüllt sind, aber nicht einfach nur Leichen. Das wird einigermaßen makaber, wenn die ‚Jack-Boys‘ auftreten, die eigentlich unerkannt im Darknet ihr Unwesen treiben, dasselbe Ziel haben, aber sich persönlich nicht kennen. Daß sie sich auf Jack beziehen, soll heißen, daß sie Jack The Ripper nachahmen wollen, den berüchtigten Londoner Frauenmörder, der alleweil für frauenfeindliche Phantasien herhalten muß und allein dadurch im Gedächtnis bleibt, als alleweil eine Theorie auftaucht, wer er gewesen sei. Sehr, sehr oft ist er deutschen Blutes. Aber hier geht es um die Nachahmung seiner Frauenmorde. Es sind fünf Psychopathen, die sich nun virtuell zum Morden verabreden, was ausgerechnet der Collegestudent Connor Mitchell entdeckt, der ja nur auf der Suche ist nach dem, der für den Tod seiner Eltern verantwortlich ist.
Als er sich nun im Darknet umschaut, wird dies von den Mordmännern entdeckt und er wäre die nächste Leiche gewesen, wenn er nicht ein familiäres Netzwerk hätte, vom Großvater bis zu zur forschen Niki, die sich als gute Freundin erweist.
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Umschlagabbildungen
Info:
Max Bentow, Das Bernsteinkind, Goldmann Verlag 2022
ISBN978 3 442 20640 7
Harlan Coben, Was im Dunkeln liegt, Goldmann Verlag 2022
ISBN 978 3 442 20631 5
John Katzenbach, Die Komplizen. Fünf Männer, fünf Mörder, ein perfekter Plan. Droemer Taschenbuch 2022
ISBN 978 3 426 30678 9