Der dritte Band SCHRITTE IN EINE NEUE WELT der DIE FRAUEN VOM REICHSTAG von Micaela A. Gabriel ist erschienen, Teil 2/3
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nach den Ausführungen in STIMMEN DER FREIHEIT, wo 1918 die Geschichte einiger Frauen beginnt, voran Marlene von Runstedt, die Jura studiert hatte und ihre Kenntnisse als Rechtsberaterin für Frauen einsetzt. Hilfe erfährt sie jederzeit durch ihren Vater, der als Rechtsanwalt eine angesehene Kanzlei führt sowie von ihrem späteren Ehemann und Kanzleipartners ihres Vaters, Max Emden. Ermutigt von beiden tritt sie in die im November neugegründete Deutsche Demokratische Partei (DDP) ein, die im Spektrum der Parteien eine linksliberale Partei in der Weimarer Republik war, ähnlich der FDP, die mit Willy Brandt koalierte, während sie heute Mitte-rechts einzuordnen ist. Der Parteieintritt war die Voraussetzung zur Kandidatur für den Reichstag.
Aber da gibt es einen Herzschmerz, der nie ganz vergeht und immer wieder virulent wird: er heißt Justus von Ostwald, Offizier, und die Dritte im Bunde ist – leider – Sonja Grawitz, Jugendfreundin, berühmt werdende Schauspielerin, Rivalin und politische Gegnerin als Mitglied der DNVP, der Deutschnationalen Volkspartei, kaisertreu, für die Sonja ebenfalls erfolgreich für den Reichstag kandidiert.
Doch, doch, das politische Klima kommt rüber, aber die Liebespassagen bzw. das Getue und Gemache um Justus und seine Mutter und Schwester, die Marlene ablehnen, Justus, der auf einmal im Ausland weilt, dann zurückkommt, er hatte eine Affäre mit Sonja Grawitz, die im Roman als Verführung dargestellt wird, verspricht jedoch Marlene ewige Liebe, endlich ist das Glück vollkommen, da kommt Sonja mit ihrer Schwangerschaft an, der sich ein Ehrenmann wie Justus nicht entziehen kann, auf Marlene verzichten muß und die werdende Mutter heiratet... Das hält alles auf, aber immerhin sind wir bei der Reise nach Warschau von Marlene mit der Delegation des Diplomaten Harry Fürst Kessler dabei. Ebenso ein gewisser Justus von. Solche gesellschaftspolitischen Finessen wie die Frage, seit wann Frauen das Abitur machen, studieren, hier Jura studieren, einen Abschluß machen durften, aber im öffentlichen Dienst nur als Unverheiratete tätig sein durften, erfährt man eben auch. Wenn das dadurch auch diejenigen lesen, denen die Liebesgeschichten Schmiermittel sind, wäre ich ja einverstanden mit solchen Passagen, aber sie nerven. Zurück zu den Beamtinnen, denen ein Gesetz von 1880 tatsächlich die Heirat verbot, bzw. die, die bei Heirat aus dem Dienst ausscheiden mußten. Und daß damals Frauen als Lehrerinnen zum Beispiel weniger verdienten als Männer, wurde erst später revidiert, seitdem gilt das Beamtenrecht als doppeldeutig. Einerseits bindet es seine Beamten, versagt ihnen das Streikrecht, andererseits ist schon sehr lange das Besoldungsniveau für beide Geschlechter gleich.
Das sind Nebenwege, auf die man sich freiwillig durch Recherche begibt, weil diese Romane eben so viele Fragen aufwerfen, an die man sonst nicht gedacht hätte.
Höchste Zeit, noch über den zweiten Band RUF NACH VERÄNDERUNG zu berichten. Jetzt befinden wir uns im Jahr 1927, schwierige Zeiten für die Weimarer Republik, wo andererseits über das damalige Berlin als die Goldenen Zwanziger Jahre gesprochen wird. Die Gleichzeitigkeit von Ungleichem. Justus von Ostwald ist tot, die Tochter, die er mit Sonja Grawitz hat, lebt im Kinderheim Finkenkrug bei Berlin. Aber wenigstens auf Sophie Maytrott von der Zentrumspartei ist Verlaß. Sie hat eine schwierige Ehe mit dem Juwelier Maytrott, der in München sitzt und von seiner Frau erwartet, sein Haus zu führen. Schon wieder eine Liebesgeschichte und jetzt eine pikante. Sophie liebt den katholischen Priester Leonhard Harnack. Das wäre nicht verboten, aber der Umkehrschluß schon, denn er liebt zurück. Das darf nicht sein.
Zwischendurch gibt es jeweils Szenen aus den Gerichtsverhandlungen oder politische Erörterungen.
Fortsetzung folgt
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Umschlagabbildung
Info:
Micaela A. Gabriel, Die Frauen vom Reichstag, Stimmen der Freiheit, Rowohlt Polaris, April 2022
ISBN 978 3 499 00682 1
Micaela A. Gabriel, Die Frauen vom Reichstag, Ruf nach Veränderung, Rowohlt Polaris, September 2022
ISBN 978 3 499 00680 7
Micaela A. Gabriel, Die Frauen vom Reichstag, Schritte in eine neue Welt, Rowohlt Polaris, April 2023
ISBN 978 3 49900684 5