schwarze tage taschenbuch andrea tozzio

Ein Toskana-Krimi mit Gabbiano und Carlucci aus dem Heyne Verlag

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zugegeben, dieser Krimi, bzw. seine Besprechung leidet darunter, daß direkt davor mit PROVENZALISCHE TÄUSCHUNG der neunte Fall für Pierre Durand von Sophie Bonnet gelesen und besprochen wurde. Dieser Krimi hatte einen so gut aufbereiteten historischen Hintergrund, daß über Füllsel hinweggesehen werden konnte, die auch in SCHWARZE TAGE auftreten, ohne daß allerdings ein Äquivalent das Geschwätzige ausgliche. Und beide Male: einmal in der Provence und hier in der Toskana, konkret in Florenz, geht es um Trüffel.

truffela us der toskanaDoch spielen sie hier eine viel bedeutendere Rolle - links Trüffel aus der Toskana - und bilden in der Tat dann auch noch das Mordmotiv. So viel darf verraten werden. Also über Trüffel erfährt man viel und eben auch über Trüffelhunde, die über den Waldboden schweifen und dann zu graben anfangen, wo dann der trüffelsuchende Mensch mit der einer Vanghetta umgebracht wurde. Wie, dies Mordinstrument kennen Sie noch nicht. Nach diesem Krimi sogar besser als ihnen lieb ist. Es ist nämlich die harke, würde ich sagen, mit deren Hilfe man die Trüffel aus dem Boden kratzt, ohne daß dort von ihnen allzu viel hängen bleibt. Der Tote ist Stefano Simonetti, Chef des Michelin-Restaurants Tartufo, mit drei Sternen und weithin berühmt. Und es gibt einen Zeugen! Das ist sein Trüffelhund Gonzo, der laut kläffend durch den Wald rannte, weshalb das junge Pärchen, das durch den Wald joggte, aufmerksam wurde, dem Hund folgte und den toten fand. Den Ermordeten, wie Commissario Vito Carlucci, schnell feststellt, der nach San Miniato gerufen wurde, obwohl er eigentlich um diese Zeit seine neue, aus Rom kommende Kollegin begrüßen wollte.

Die, piekfein für den Innendienst in der Questura angezogen, staunt, daß ihr Arbeitsbeginn gleich mit einem Mordfall anfängt und macht sich auf den Weg in das Waldgebiet. Dort trifft sie auf den Leiter der Spurensicherung, der ihr weiterträgt, daß Carlucci die in der Nähe wohnende Witwe des Mordopferns aufsucht, wohin sie folgt.

Mit der schönen, wohl etwas verlebten und vor allem knallharten Witwe Signora Isabella Simonetti sprechen beide in dem schönen Chalet und haben beide denselben Eindruck. Traurig ist sie nicht. Es stellt sich heraus, daß der gute Gatte spielsüchtig und arbeitsmüde war, daß er eine rasante Geliebte hatte und auch sonst pausenlos seine jungen Restaurantbedienungen selber ‚bediente‘, ein ekelhafter Mensch alles in allem, der nur seine Hunde liebte. Und die Trüffel. Später stellen die Ermittler fest, daß die Ehe am Ende war und sich einerseits die Witwe alle finanziellen Trümpfe unter den Nagel gerissen hatte und sich andererseits dadurch sehr verdächtig macht. Aber sie gibt an, eine Liebesnacht mit Adamo Brambilla, Chef der Küche des Tartufo und Sternekoch verbracht habe.

Das ist nicht unwahrscheinlich, erklärt es doch, warum beim Kommen der Polizei in Simonettis Chalet ein blauer Kastenwagen blitzschnell weggefahren war, den sie als den des Küchenchefs identifizieren. Was jetzt beginnt, ist eine Mördersuche. Nach und nach lernen wir Verdächtige kennen, insbesondere Konkurrenten, da vor allem Lorano, der zweiter Sternekoch in Florenz, von dem es einmal heißt, er habe ein Verhältnis mit der Witwe, ein andermal, diese habe ihm das Tartufo verkauft. Das Gebäude gehört nämlich ihr, wie fast alles, da sie zielgerichtet aufkauft und Vermögen anhäuft. Nein, da wissen wir Krimileser doch genau, wer so verdächtig ist, war es nicht. Trotzdem wird sie irgendwann verhaftet, einfach, um Druck ins Geschehen zu bringen.

Unterschwellig waren die ganze Zeit die Trüffel das Thema; sie bleiben es und man kann darüber eine Menge lernen und wenn man aufpaßt, auch den Mörder entdecken.

Dies ist der erste Fall von der aus Rom gekommenen Gabbiano und dem in Florenz stationierten Commissario Carlucci. Gleich zu Beginn erfahren wir von der Entführung eines kleinen Mädchens, das nie mehr aufgefunden wurde. Carluccis kleine Schwester, nach der er sein Leben lang sucht und gerade mitten im Mordfall in Rom etwas erfahren soll. Irgendwann zwischendurch erfahren wir, daß die Commissaria Laura ein Adoptivkind ist. Nun hoffen wir, daß sich die beiden nicht als Geschwisterpaar herausstellen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten verstehen sich die beiden sehr gut. Naja.

Foto:
Umschlagabbildung
Trüffel: InterDomizil

Info:
Andrea Tozzio, Schwarze Tage, Ein Toskana-Krimi mit Gabbiano und Carlucci, Heyne Verlag, 368 Seiten, Paperback, Klappenbroschur, März 2023
ISBN 978 3 453 42760 0