Ein Nachschlagewerk
Mortimer Marstrand
Lindenberg/Bad Herrenalb (Weltexpresso) - Vor knapp zehn Jahren ist das Kompendium "Kirchen und Klöster der Zisterzienser. Das evangelische Erbe in ökumenischer Nachbarschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz" erschienen. Ein Reiseführer und ein Nachschlagewerk mit einem guten Überblick über die Kirchen und Klöster der Zisterzienser im süddeutschen Sprachraum. Das reich bebilderte Buch stellt 119 Kirchengemeinden vor und ist damit ein Kompendium, das als kunsthistorisches Handbuch für die Ordensgeschichte der Zisterzienser zu nutzen ist. Die Klöster der Zisterzienser waren architektonisch beeindruckend und spielten eine bedeutende Rolle in der mittelalterlichen Kunst und Kultur. Sie zeichneten sich durch schlichte Eleganz aus und betonten die Bedeutung von Einfachheit und Zurückhaltung. Die Mönche widmeten sich der Landwirtschaft, der Bildung und dem Gebet und vielfach entstand durch die Neugründung eines Klosters neuer Siedlungsraum, aus dem sich Dörfer und Städte entwickelten. So geschehen 1149 in Herrenalb, das in diesem Jahr sein 875-jähriges Jubiläum als Klosterstadt begeht.
Reiseführer und Nachschlagewerk
Auf 320 Seiten ist nicht nur wissenswertes über das spirituelle und architektonische Erbe der Zisterzienser zu erfahren, sondern zudem ein kurzer Abriss zur Geschichte des Zisterzienserordens, der sich an den Regeln des hl. Benedikt von Nursia (480 bis 547) ausrichtete. „Diese Regel verband die in der Wüste Ägyptens entstandenen monastischen Lebensweisen des Eremitentums (Eremos = griechisch Wüste) und des Koinobitentums (koinos bios = grch. Gemeinsames Leben) miteinander“, so die Erklärungen im Buch, das darüber berichtet, dass die im Jahr 529 entstandene Regel, die ursprünglich nur für das Kloster Monte Cassino gedacht war, schon bald eine rasche Verbreitung fand. Das auf die drei Worte ora et labora (bete und arbeite) reduzierte Regelwerk verpflichtete die Mönche nicht nur zum Gebet und dem Gelübde zur Armut, sondern auch dazu, dass sie sich ihren Lebensunterhalt durch eigene Hände Arbeit zu erwirtschaften hatten.
Alba Dominorum
Für Bad Herrenalb hat sich Historikerin Sabine Zoller mit den architektonischen Hinterlassenschaft des Ordens befasst, denn neben der Klosterkirche mit den bekannten „Klassik im Kloster-Konzerten“ ist das Paradies ein touristischer Anziehungspunkt für viele Schwarzwaldreisende. Graf Berthold III. von Eberstein gründete das Kloster Alba Dominorum im Jahr 1149 als Hauskloster der Stifterfamilie aus Dankbarkeit dafür, dass er vom zweiten Kreuzzug wohlbehalten in die Heimat zurückkehren durfte. Nach schweren Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster 1649 aufgelöst. Die Überreste der romanischen Vorhalle, die 1200 errichtet und in der Spätgotik 1462 erhöht wurde, dienen bis heute als stumme Zeugen der Vergangenheit.
Nach der Reformation entstand in Herrenalb, wie in vielen anderen Zisterzienserniederlassungen, eine evangelische Gemeinde. Etwa 120 dieser Gemeinden stehen heute in regelmäßigem Kontakt zueinander und bilden die "Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland". Diese Gemeinschaft sieht ihre Aufgabe darin, das reiche spirituelle Erbe der mittelalterlichen Zisterzienserbewegung im Geiste der lutherischen Reformation neu zu entdecken und für das Leben der Gemeinden und einzelnen Christen nutzbar zu machen, wie in der Loccumer Erklärung von 2005 festgehalten.
Das Nachschlagewerk, das durch die intensiven Bemühungen des Herausgebers, Pfarrer Paul Geißendörfer aus Heilsbronn, entstand, umfasst nicht nur die evangelischen Kirchengemeinden, Klöster, Konvente und Kommunitäten, sondern auch katholische Zisterzienserklöster mit bestehenden Konventen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in Dänemark und Südtirol. Jedes Kloster wird durch einen historischen Abriss und einen Überblick über sehenswerte Kunstausstattungen präsentiert, ergänzt durch Informationen zu Gottesdienst- und Öffnungszeiten, Führungen sowie kulturellen Höhepunkten wie den "Klassik im Kloster" Benefiz-Konzerten in Bad Herrenalb.
Foto:
©Sabine Zoller
Info:
Das Handbuch, das die Ordensgeschichte der Zisterzienser umfasst, wurde im Kunstverlag Josef Fink veröffentlicht.
Kirchen und Klöster der Zisterzienser in Deutschland, Österreich und der Schweiz, 24,00 €
ISBN 978-3-89870-820-3
Paul Geißendörfer (Hrsg.), Christine Jakobi-Mirwald (Red.), Kirchen und Klöster der Zisterzienser in Deutschland, Österreich und der Schweiz – Das evangelische Erbe in ökumenischer Nachbarschaft, 320 Seiten, 210 Abb., Format 16,8 x 24 cm, 1. Auflage 2015,
ISBN 978-3-89870-820-3