SIBIRISCHER WIND von Ilja Albrecht bei blanvalet
Elisabeth Römer
Hamburg (Weltexpresso) - „Auf einen professionell abgeschlossenen Fall, auf das brillanteste Team, das ich je gesehen habe und die besten Chefinnen, die man sich wünschen kann. Kaviar vom Feind, Champagner von den Alliierten. Runter mit dem Zeug und ab jetzt nur noch Privatgespräche!“
Wenn Bolko seine Pflicht als polizeilicher Teamleiter des Bundeskriminalamtes (BKA) und dem erfolgreichen Abschluß übernommen und sein Glas mit diesem Trinkspruch in einer Edelkneipe in Berlin erhoben hatte, sind wir auf Seite 311 des 318 Seiten starken Thrillers, der – ungewöhnlich für deutsche Autoren – in der Welt der heimatlichen, der ehemals bundesdeutschen sowie DDR sowie russischer, auch amerikanischer Geheimdienste in ihrer Verschränkung mit wirtschaftlicher Macht spielt. Und diese Mächtigen wollten mit diesem Team spielen, was ihnen schlecht gelingt.
Andererseits sind Bundes- und Landeskriminalämter und ihre Staatsanwälte keine selbständigen Institutionen, sondern dem Behördengeflecht und politischen Vorgaben ausgeliefert, so daß wir zwei Seiten weiter lesen müssen: „Sicher war dieser Kompromiß oberfaul, wie Bolko bemerkte. Trotzdem hätte eine Veröffentlichung oder selbst eine interne Offenlegung sämtlicher Erkenntnisse wohl für viele von ihnen das Ende der Karriere bedeutet. Es war eine Sache, Unrecht aufzuklären. Es oblag jedoch nach wie vor den leitenden Gremien, dies strafrechtlich zu verfolgen. Mit dem Rauswurf des Teams wäre da wirklich niemandem gedient gewesen.“
Stattdessen erwarten alle, daß dieses BKA-Team in Berlin wieder aufgelöst wird und jeder – leider – an seine vorherige Stelle „ zurück nach Hamburg“, „zurück nach Asien“.expediert wird. Doch die Chefinnen, hier die des BKA, haben es in sich: „Ich habe hier Ihre offizielle Überstellung zu meiner Abteilung. Dazu werden Mendelsohn, Moretti und Motte Ihr festes Team bilden. Sie werden der internationalen Koordinierung und damit mir unterstellt, sind aber zugleich für alle internationalen Fälle der Abteilung organisierte und allgemeine Kriminalität zuständig...beginnt die Arbeit morgen früh, pünktlich um acht.“ So spricht Birte Halbach zu Bolko Blohm aus Hamburg auf der vorletzten Seite.
Warum wir mit dem Ende anfangen? Weil der Autor – 1967 in Frankfurt am Main geboren, Kommunikationswissenschaftler und für internationale Unternehmen im eMarketing tätig, auf Malta lebend - gleich danach für seinen ersten Roman eine Danksagung vorträgt und wir gar nicht anders können, als SIBIRISCHER WIND als Auftakt einer Serie um dieses Team zu empfinden, von der wir jetzt schon sagen können: „Wir werden das lesen!“
Zum Schluß hin wurde es zudem wirklich spannend, denn die vielen Fäden, die der Roman auslegt, werden zu einem Strang zusammengebunden, vor allem aber bringt der SIBIRISCHE WIND frischen Wind in die eingefahrene Ost-West-Polizeiarbeit und ihre Darstellung . Daß die Themen Russen-Mafia, der KGB, die heutigen russischen Geheimdienste, die ehemaligen DDR-Geheimdienste, bei uns immer abgekürzt mit Stasi, die ehemalige Organisation Gehlen, heute insbesondere der Bundesnachrichtendienst (BND) u.a. in Verbindung mit den amerikanischen Diensten – sie sind fast alle dabei: CIA, NSA, FBI - seltene Blüten im Krimigeschäft seien, kann ja keiner behaupten. Aber daß sie in diesem Politthriller auf besonders originelle und auch nachvollziehbare Art in einen Topf geworfen werden und eine besonders gemeine Suppe gekocht wird, das behaupten wir wohl – und gerne dazu. Fortsetzung folgt.
INFO:
Ilja Albrecht, Sibirisches Wind, Verlag blanvalet, Juli 2014