Der Judaskuss“ von Anna Grue aus dem Atrium Verlag

Martina Ober

Ingelheim (Weltexpresso) - Mikael Kjeldsen, ein junger Mann aus einem Vorort von Christianssund, wird im Gartenschuppen seiner Mutter erschlagen aufgefunden. Das Opfer führt ein zurückgezogenes Leben, studiert Informatik und arbeitet stundenweise in der Firma Christianssund Invest, einer Anlageberatungsfirma. Außerdem ist er, wie auch seine Mutter, Mitglied der Sekte „ Das Haus des Herrn“.

 

Es will Polizeikommissar Flemming Thorp nicht gelingen, ein Tatmotiv, geschweige denn einen Tatverdächtigen auszumachen und so treten die Ermittlungen bald auf der Stelle und bringen Thorp erneut in Beweisnot seiner Fähigkeiten. War es doch schon einige Monate zuvor in erster Linie seinem guten Freund Dan Sommerdahl zu verdanken, dass die Morde an zwei jungen Frauen aufgeklärt wurden.

Dan Sommerdahl, inzwischen als Werbetexter selbständig, hat den nötigen Freiraum, dem Hilferuf seiner Tochter Laura Folge zu leisten. Ursula, Lauras Lehrerin im Internat, ist den Verführungskünsten eines jungen Mannes erlegen, der sie um ihr gesamtes Vermögen gebracht hat. Sommerdahl, dem nach Lösung des letzten Falles der Spitzname „ der kahlköpfige Detektiv“ anhaftet, will Ursula helfen, den Mann aufzuspüren. Seine Ermittlungen führen ihn zu einer Reihe in gleicher Weise geprellter Frauen mittleren Alters. Sie alle haben eines gemeinsam: einen hohen Gewinn bei EU- Lotto, einer Abteilung von Christianssund Invest.

 

Mit Christianssund Invest haben wir das Verbindungsglied zwischen dem Mordfall Mikael Kjeldsen und den Aktivitäten des Heiratsschwindlers. Die Zusammenarbeit von Sommerdahl und Thorp ist unausweichlich. Erst recht nachdem sich herausstellt, dass Erik Käsfeldt, leitender Angestellter bei Christianssund Invest, nicht nur Verbindung hatte zu dem Mordopfer sondern auch zu dem von Sommerdahl gesuchten Heiratsschwindler. Der Verdacht liegt nahe, dass Käsfeldt diesen mit den nötigen Informationen versorgt und erst dadurch die Auswahl der Opfer ermöglicht. Da Käsfeldt wie auch Kjeldsen Mitglieder der Sekte „ Das Haus des Herrn“, sind, gerät Käsfeldt auch im Mordfall zunehmend mehr ins Zentrum der Ermittlungen.



Von den polizeilichen Ermittlungen völlig unberührt, setzt Sommerdahl seine Suche nach dem Heiratsschwindler fort und setzt gegen den ausdrücklichen Willen Thorps seine eigene Schwester Bente als Lockvogel ein. Ein Plan, der hundertprozentig aufgeht und Sommerdahl am Ende in Lebensgefahr bringt.

Auch im zweiten Krimi der Reihe um Dan Sommerdahl stehen nicht unbedingt das Verbrechen und die Spannung im Vordergrund. Im Gegenteil, die Ermordung Kjeldsen’s gerät über Sommerdahl’s Suche nach dem Heiratsschwindler lange Zeit geradezu in Vergessenheit. Was man auf jeden Fall sagen kann, das Buch ist unterhaltsam und gut zu lesen und wird all denen Spaß machen, die nicht Wert legen auf Gänsehaut treibende Spannung. Der Leser hat wieder großen Anteil am Familienleben Sommerdahls. Außerdem tritt in diesem Buch das Faible der Schriftstellerin für Hunde noch mehr zu Tage. Lässt sie doch keine Gelegenheit aus, den Leser teilhaben zu lassen an der stürmischen Liebe der Familie Sommerdahl zu dem neuen Familienhund Rumpel.



FAZIT:

Anna Grue, eine Krimiautorin aus Dänemark, hat mit „Der Judaskuss“ den zweiten Teil von insgesamt 6 Büchern der Krimiserie mit Dan Sommerdahl als Ermittler geschrieben. In Dänemark wird die Autorin als Nachfolgerin Agatha Christies gefeiert und ist ähnlich berühmt wie Jussi Adler-Olsen. Wir müssen nicht lange warten auf die Fortsetzung im Leben Dan Sommerdahls. Das dritte Buch der Reihe mit dem Titel „Die Kunst zu sterben“ erscheint am 20.08.2014