Thriller von Horst Eckert aus dem Heyne Verlag
Elisabeth Römer
Hamburg (Weltexpresso) – Den Polizisten Max Bauer aus Düsseldorf kann man sich gut als harmlosen, aber verläßlichen Freund vorstellen, als durchblickenden und handlungsstarken Polizisten in Düsseldorf eher nicht. Aber genau dort ist er eingesetzt und wäre nicht eine Frau ohne Vergangenheit namens Julia plötzlich aufgetaucht und hätte er sich nicht in sie so verliebt, daß beide heirateten, hätte er – so das Buch – sein Trauma nicht so mit so wenigen Schrammen überwunden.
Er wurde nämlich – letzten Endes durch unzureichende Information seiner Dienststelle – bei einem an für sich harmlosen Einsatz für eine alte Frau von deren überraschenderweise anwesenden Sohn mit Benzin übergossen und angezündet, was er mit vielen Wunden überlebte, seine vertraute Kollegin aber nicht. Ihren Tod kann er infolge seines schlechten Gewissens nicht verwinden. Aber nach Julias Auftauchen vor einem Jahr in der Reha im Osten, die mit ihrer zweijährigen Tochter zu ihm nach Düsseldorf zog, ist alles leichter geworden. Und mitten hinein in die Idylle wird seine Frau, die ihm weder sagt, woher sie kommt, noch was sie bis jetzt getrieben hat, leicht paranoid und sieht in jedem ihnen folgenden Auto Verfolger. Wie gerade jetzt, wo die kleine Familie in Holland Urlaub machte und Max auf dem Rückweg im drittgrößten Hafen Hollands für seinen Onkel Alfred zwei Lautsprecher mitbringt, denn der hat ein Musikaliengeschäft. Offiziell, womit er aber sein Geld verdient sind die Drogen, die der ahnungslose Max in den Lautsprechern mittransportierte.
Die bucklige Verwandtschaft hat jedoch noch mehr zu bieten. Durch Heiraten hat er russische Brüder, die wie sein Vater und er allesamt Polizisten in Düsseldorf sind, wobei der Vater bei einem Einsatz starb, als Held gilt, weil es der Polizei zu unangenehm gewesen wäre, wäre bekannt geworden, daß er mit den Verbrechern gemeinsame Sache gemacht hätte. Und genau in diese Fußstapfen sind seine Halbbrüder getreten, die im schicken Haus wohnen, das sie mit den Drogengeldern bezahlt haben und noch viel mehr, wovon er nichts wußte, was aber seine Frau ahnte, die die Brüder nicht leiden kann, aber ihren Mann nicht desavouieren wollte und deshalb zur Geburtstagsfeier mitkam, auf der sie etwas erschreckte, das merkte Max noch, aber dann war sie weg. Verschwunden und das über Tage.
Während nun Max sich um seine Tochter kümmern muß und mit allen Mitteln, auch dNACHTenen der Polizei seine Frau sucht, findet er gleichzeitig etwas Trost bei der Nachbarin, die sich auch um Tochter Emilia kümmert, hat sie doch einen gleichaltrigen Sohn. Aber auch seine Mutter hilft aus.
Damit wäre das literarische Personal dieses Krimis bekannt, das nun aber erweitert wird, da der Mitarbeiter seines Onkels, der brillante Gitarrenspieler ermordet wird. Das setzt nun eine Lawine in Gang und es klärt sich, daß es im Drogengeschäft eine Gang aus Hamburg, von einer bieder aussehenden Dicken angeführt, den Düsseldorfern übel nimmt, abgesahnt zu haben. Aber die Verbrecherprofis wissen, daß ein gegenseitiger Kampf keine echte Option ist, daß man teilen muß, will man einerseits etwas vom Kuchen haben und andererseits überleben.
Aber da kommt nun erneut Max ins Spiel, der so tut, als ob er mit den Brüdern und der Hamburgerin gemeinsame Sache macht, einerseits die Schurken überführt, die in Düsseldorf und die in Hamburg, andererseits sich mit seiner Frau, die längst wieder im Versteckt weilt, und dem Kind erst einmal im Ausland länger erholen wird. Denn Julia die eigentlich Sandra hieß, wurde von der Hamburgerin verfolgt, weil sie mit dem Tod ihres Vaters zu tun hatte, was diese mit der Ermordung von Julias Eltern, die eigentlich Sandra heißt, beantwortete.
Noch Fragen? Auf den 396 sehr lichten Seiten wird alles im Detail erzählt und die vielen Handlungsstränge entwirrt.
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Info:
Horst Eckert, Nacht der Verräter, Heyne Verlag 9/2024
ISBN 978 3 453 42941 3