Der Deutsche Buchpreis 2014, Teil 2
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Was man am Stichtag der Veröffentlichung durch den Deutschen Börsenverein, dem 13. August, sofort wissen will, ist, wann die nächste Auswahl, die Reduzierung auf die letzten Sechs erfolgen wird, die sogenannte kurze List. Das wird am 10. September sein und wir werden wieder am Ball sein.
Jetzt rekapitulieren wir, daß Ausgangspunkt für die diesjährige Auswahl 176 Titel waren, wobei wir annehmen, daß dies die von den Verlagen eingereichten je zwei Exemplare waren, zu denen die Juroren hinzuwählen dürfen, wie es ihnen paßt, schließlich ist das zu ja die jährlich wechselnde Jury da. Wir halten dieses Recht für wichtig, hätten aber immer gerne dies in der allgemeinen Zahl vermerkt.
Zu den nominierten zwanzig Titeln für den Deutschen Buchpreis 2014 äußerte die Jurysprecherin Wiebke Porombka, freie Kritikerin: „Auch wenn wir uns manch mittelmäßige Lektüre gern erspart hätten, so überwiegt nach gut vier mit Lesestoff dicht gefüllten Monaten die Begeisterung über starke, lustvolle Erzähler und Erzählerinnen, die sich schwerlich unter ein paar Schlagworte fassen lassen. Welthaltigkeit hatten wir uns von den eingereichten Titeln erhofft. Und gestoßen sind wir auf die verschiedensten Welten und Weltentwürfe und immer wieder konnten wir neu und anders und überraschend erleben, wie durch Sprache Welten nicht schlicht abgebildet, sondern allererst erschaffen wurden; beschädigte und irrwitzige Innenwelten genauso wie produktiv irritierende, vermeintlich ferne Außenwelten, die aber mitunter mehr über die Gegenwart erzählen als das vordergründig Naheliegende. Wenn wir wiederum diesen so verschiedenen Romanen, wie wir sie für die Longlist ausgewählt haben, auf diesem Wege ein paar Schritte weiter in die Welt hinaus verhelfen könnten – es wäre uns eine Freude.“
Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 176 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2013 und dem 10. September 2014 erschienen sind oder noch erscheinen.
Die nominierten Romane (in alphabetischer Reihenfolge):
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Lukas Bärfuss: Koala (Wallstein, März 2014)
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Ulrike Draesner: Sieben Sprünge vom Rand der Welt (Luchterhand, März 2014,)
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Antonio Fian: Das Polykrates-Syndrom (Droschl, Februar 2014)
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Franz Friedrich: Die Meisen von Uusimaa singen nicht mehr (S. Fischer, August 2014)
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Thomas Hettche: Pfaueninsel (Kiepenheuer & Witsch, September 2014)
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Esther Kinsky: Am Fluß (Matthes & Seitz Berlin, August 2014)
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Angelika Klüssendorf: April (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2014)
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Michael Köhlmeier: Zwei Herren am Strand (Hanser, August 2014)
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Martin Lechner: Kleine Kassa (Residenz, Februar 2014)
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Gertrud Leutenegger: Panischer Frühling (Suhrkamp, März 2014)
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Charles Lewinsky: Kastelau (Nagel & Kimche, Juli 2014)
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Thomas Melle: 3000 Euro (Rowohlt.Berlin, August 2014)
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Matthias Nawrat: Unternehmer (Rowohlt, März 2014)
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Christoph Poschenrieder: Das Sandkorn (Diogenes, Februar 2014)
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Lutz Seiler: Kruso (Suhrkamp, September 2014)
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Saša Stanišić: Vor dem Fest (Luchterhand, März 2014)
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Heinrich Steinfest: Der Allesforscher (Piper, März 2014)
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Marlene Streeruwitz: Nachkommen. (S. Fischer, Juni 2014)
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Feridun Zaimoglu: Isabel (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2014)
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Michael Ziegelwagner: Der aufblasbare Kaiser (Rowohlt.Berlin, März 2014)
Heute wollen wir nur die Liste bekanntgeben, die in den nächsten Tagen von uns dann kommentiert wird, daraufhin nämlich, wen wir vermissen oder auch – wen wir nicht so dolle finden, daß er auf der Liste Platz haben sollte. Von einem wollen wir gleich sagen, daß uns dieses Buch außerordentlich überrascht hat und zwar lustvoll positiv: DER ALLESFORSCHER von Heinrich Steinfest aus dem Piper Verlag.
Die weitere wichtige Frage ist immer auch, wie sich in der Liste der Zwanzig die großen und die kleinen deutschen Verlage wiederfinden, bzw. die von Österreich und der Schweiz. Letzteres sieht ärmlich aus. Wir sehen nur einen echten, den Diogenes Verlag, der andere in Zürich beheimateten Verlag gehört zur Verlagsgruppe Hanser aus München, die so immerhin zu zwei Auswahlromanen kommen, sehr schmal gegenüber den letzten Jahren, wo Hanser-Romane der Favorit waren. Aus Österreich konnten der Droschl und der Residenz Verlag eigenständig punkten. Dabei fällt auf, daß erstmals der Salzburger Verlag Jung&Jung nicht dabei ist, der gleich zweifach den Deutschen Buchpreisträger stellte. Und für Deutschland ist auffällig, daß endlich einmal der Rowohlt Verlag, bisher sehr selten zum Zuge kommend, gleich drei Autoren vertreten hat. Aber damit genug, eine ausführlichere Analyse folgt.
INFO:
Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2014 gehören neben Wiebke Porombka an: Jens Bisky (Süddeutsche Zeitung), Katrin Hillgruber (freie Kritikerin), Frithjof Klepp (Buchhandlung ocelot, Berlin), Susanne Link (Buchhandlung Stephanus, Trier), Manfred Papst (NZZ am Sonntag) und Annemarie Stoltenberg (NDR Kultur).
Im nächsten Schritt wählen die Juroren aus den Titeln der langen Liste sechs Titel für die kurze Liste aus, die am 10. September 2014 veröffentlicht wird. Erst am Abend der Preisverleihung erfahren die sechs Autoren, an wen von ihnen der Deutsche Buchpreis geht. Der Preisträger erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro.
Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind zudem die Frankfurter Buchmesse, Paschen & Companie und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.
Die Preisverleihung findet am 6. Oktober 2014 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt. Interessierte können die Preisverleihung per Live-Stream unter www.deutscher-buchpreis.de mitverfolgen. Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur übertragen die Preisverleihung live im Rahmen von „Dokumente und Debatten“ auf den LW 153 und 177 kHz, per Livestream im Internet unter www.deutschlandradio.de sowie im Digitalradio DAB+.
Anlässlich der Nominierung der Longlist-Titel erscheint das „Lesebuch zur Longlist Deutscher Buchpreis 2014“, herausgegeben von der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, einer Wirtschaftstochter des Börsenvereins. Darin werden Leseproben und Hintergrundinformationen zu den nominierten Romanen veröffentlicht. Es ist ab kommender Woche in vielen Buchhandlungen erhältlich.
Foto: Copyright: Claus Setzer
V.l.n.r.: Katrin Hillgruber, Manfred Papst, Susanne Link, Annemarie Stoltenberg, Wiebke Porombka, Jens Bisky, Frithjof Klepp.
Weitere Informationen zum Deutschen Buchpreis 2014 und ein Foto der Jury können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de.