Ein Mira-Valensky-Krimi in der LiteraturLounge im Frankfurter Hauptbahnhof am Sonntag, 1.Dezember, Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das war eine besonders vergnügliche Lesung, die Eva Rossmann, intelligent befragt vom Moderator Christoph Schröder, im Cosmopolitain, im ersten Stock des Frankfurter Hauptbahnhofes bot, wobei das Frühstücksangebot davor für die rund 70 Hörer und vor allem Hörerinnen zur Gemütlichkeit beitrug.

 

Daß Verbrechen nämlich auch unblutig vor sich gehen können und vielleicht gar keine sind, war auch inhaltlich Auftakt der Lesung, die dem im September erschienenen 15. Fall der Wiener Journalistin und immer wieder gezwungenermaßen Ermittlerin Mira Valensky galt, geht es doch um eine versuchte Vergewaltigung an einer jungen Studentin durch einen bekannten Buchautor. Der nämlich macht in seinem Buch, das er gerade mit markigen Sprüchen wie in öffentlichen Veranstaltunge4n anpreist, viel Wirbel, weil er damit nicht nur die von ihm Begeisterten hinterm Ofen hervorlockt, sondern erst recht Feministinnen, denen ob solcher Sprüche die Ohren dröhnen, was jeder Leser und jede Leserin erst einmal gut nachvollziehen kann. Also, auch, daß sie protestieren. Wer nun aber glaubte, dieser Typ würde umgebracht und das sei die Männerfalle, der irrt sich gewaltig.

 

Erst einmal hatte Christoph Schröder die Autorin vorgestellt, die mit dem Jurastudium angefangen hatte, dann schnell als Journalistin reüssierte, zumal sie beim Frauenvolksbegehren in Österreich eine Rolle spielte, das zudem in den österreichischen Wahlkampf fiel, der auch in der Bundesrepublik immer als Ausdruck einer zweigeteilten Republik in die Roten, die SPÖ und die Schwarzen, die ÖVP wahrgenommen wird. Auf jeden Fall war das ein guter Auftakt für ihre Protagonistin Mira, die hier als Journalistin im Wahlkampf einen Mord aufklärt.

 

Schnell ging die Befragung in ein Gespräch über, wo es zum einen um die genaue Recherche zu ihren Romanen geht, die immer am Puls der Zeit spielen, was manche ihr als Mainstream vorwerfen, was aber eben auch bedeutet, daß sie den Schlagzeilen immer ein wenig zuvorkommt, das heißt, schon schreibt, während sich das Problem erst als gesellschaftlich Erkanntes entwickelt. Dabei interessieren sie insbesondere die Scheinwelten, wo also etwas anders sich verbirgt, als die Welt glaubt. Ganz anders dagegen ihr ihr Hobby, das Kochen, das sie zum weiteren Beruf machte.

 

Sie hatte nämlich 2002 für ihren Krimi ABGEKOCHT, ein Praktikum beim bekannten Koch Manfred Buchinger gemacht, der in die Alte Schule als Restaurant führt, und war davon so begeistert, daß sie eine regelrechte Ausbildung zur Köchin absolvierte und nun dort vier Tage in der Woche kocht, wenn nicht solche Lesungen wir heute dazwischen kommen – gestern war sie in Köln, davor in Brüssel, wo ihr nächster Krimi im EU-Milieu spielen wird. Begeistert erzählt sie von ihrem Kochen und der Teamarbeit im Restaurant, die sie immer erde, weil dies die perfekte Ergänzung, ja auch Gegensatz, zum Schreiben sei. Das Bodenständige dieser Tätigkeit hat sie auch Mira Valensky an die Hand gegeben, die sich durch alle Krimis durchkocht und wo die Leser, so sagten es mir die Zuhörerin am Tisch, auch tatsächlich die Rezepte nachkochen, denn es wird nicht nur das Essen beschrieben, sondern oft auch der Einkauf, vor allem die Zubereitung.

Das war nur der Auftakt zu einem ganz besonders vergnüglichen Sonntagvormittag im Frankfurter Hauptbahnhof, weil man nicht oft auf eine derart kluge, schlagfertige und doch sympathisch normale Autorin trifft, wobei man hinzufügen muß, daß der Moderator das auch ganz prima gemacht hat. Die Zuhörer, vor allem Zuhörerinnen, kommen wieder, das spürte man deutlich.

 

 

INFO:

 

Eva Rossmann, Männerfallen, Folio Verlag