Frankfurter Buchmesse 8. bis 12. Oktober 2014, Teil 30
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Haben wir den eigentlichen Titel des Films vom kleinen Medicus, dem Nano Sonntag, nun doch noch untergebracht, denn das ist die geheime Botschaft von Film und Buch zum Film, wie spannend es in unseren Körpern zugeht. Das wird lustig, wird ernst und mit großem Gewinn gezeigt.
Nano hat das alles beobachtet, was der finstere schnauzbärtige Schlotter in den Körper seines Opas injizierte und versteht als erster, warum sein Opa auf einmal ein roboterhaftes Verhalten hat und auch so eine blecherne, abgehackte Stimme. Aber jetzt wollen wir den Film und auch das Buch zum Film nicht weitererzählen, denn jetzt wird es so rasant, daß einem schon beim Zuschauen blümerant wird!!
Jetzt kommt alles das, was nur ein animierter Film bieten kann. Nano und Lilly erleben, wie der mikrotisierte Rappel in einem klitzekleinen U-Boot in den Körper von Dr. X geschleust wird und gleich diagnostiziert: „Rappel an Basis. Position Mundhöhle. Beobachtung. Karies im Backenzahn 7. Zahnärztliche Behandlung notwendig. Mann, Doktorchen, Sie sollen sich mal die Zähne putzen.“ Und wie staunen Nano und Lilly, wenn der Miniaturrappel wieder ans Tageslicht befördert wird, genau, durch Rizinusöl, das Dr. X schlucken muß und das sofort seine Wirkung zeigt. Das gefällt uns, daß die hochtechnisierte Welt und die alten Hausmütterchenrezepte hier hand in hand gehen. Aber längst geht es weiter, denn dann wächst Rappel, das Versuchskaninchen mit menschlichen Zügen und Menschenstimme, in der Makrotisierungskammer wieder zu seiner normalen Größe und kann dazu sprechen!
Klar, daß Professor Schlotter nun mit dem Gobot in Opas Körper etwas Schlimmes vorhat. „Rappel, bitte hilf uns. Ich muß meinen Opa retten“, bittet Nano und Rappel weiß genau, was die Stunde geschlagen hat: „Du möchtest, daß ich euch schrumpfe?“ Und jetzt geht die eigentliche Fahrt und der eigentliche Film erst los, denn jetzt erleben wir in den tollsten Farben und Formen die Reise der beiden geschrumpften Kinder in ihrer Kapsel, die tatsächlich nach Weltraum aussieht und auf jeden Fall so klein ist, daß sie durch alle Blutgefäße, an den Organgen vorbei durch den Körper flutscht, so daß Nano so nebenbei mal rasch den Bandscheibenvorfall von Opa richtet und zudem mit der Außenwelt Kontakt hält: „Bodynaut Nano Sonntag hört Sie laut und deutlich.“
Die Fahrt durch Opas Körper wird jetzt eine auf Leben und Tod, denn der eingeschleuste Gobot ist auf dem Weg in Opas Gehirn, um die Macht zu übernehmen und zudem haben der oberböse Professor Schlotter und sein Serge mitbekommen, was die Kinder treiben und ... aber, mehr verraten wir jetzt nicht. Diese Fahrt durch den Körper ist auf jeden Fall sensationell und man versteht, wenn der Schöpfer des Buches und Initiator des Films von der Schönheit des menschlichen Körpers schwärmt. Wie gemalte Bilder kommen einem die Szenen vor, in schönen Farben, bunten modernen abstrakten Gemälden ähnlich.
Daß Autor Dietrich Grönemeyer und der Dressler Verlag den Film nutzen, um das erste Buch DER KLEINE MEDICUS zu überarbeiten und mit den animierten Figuren aus dem Film zu illustrieren, ist nicht nur aus Verkaufsgründen verständlich. Tatsächlich hat sich technisch in den Jahren seit dem Ersterscheinen 2004/5 vieles geändert, was aktualisiert werden mußte. Daß nun auch noch die Überarbeitung des zweites Buches, DIE NEUEN ABENTEUER DES KLEINEN MEDICUS erscheint, in dem Nano immer gewitzter im Erkennen von Krankheiten und ihren Abhilfen wird, sich zudem verliebt, was der Film im Ansatz schon vorwegnimmt, ist auch nicht verkehrt. Sicher wird erst einmal abgewartet, wie der erste BODYNAUTEN Film aufgenommen wird. Wir haben den Film ja schon gesehen und können uns glatt schon einen zweiten vorstellen...
Eine einzige Kritik haben wir am Film, von der wir aber auch nicht genau wissen, wie man unser Problem technisch lösen könnte. Das, was die Bücher auszeichnet, das ist, daß Anschauungsmaterial in Form von Zeichnungen, Abbildungen vom Menschen mit seinen Lymphbahnen oder Nervenbahnen vorhanden ist, überhaupt eine anatomische Fundierung, wo die Organe stecken etc. Im Film nun haben Nano und Lilly zwar auf Monitoren die nötige Information, wo sie sich im Körper jeweils befinden, wenn wir aber mit ihnen durch Opa Erwins Körper rasen und rasant um Knochen und Ecken – das Knie ist eine Sensation! - herumflutschen, dann wüßten wir schon gerne, wo im Körper wir uns gerade befinden.
Leider löst auch das Buch zum Film unser Problem nicht. Auch dort gibt es anders, als im DER KLEINE MEDICUS und der kommende DIE NEUEN ABENTEUER DES KLEINEN MEDICUS keine Schaubilder vom Körper. Es fehlen sogar die 'Filmstills' aus den Bildern von der Fahrt durch den Körper. Abbildungen aus dem Film gibt es nur in der äußeren Wirklichkeit, unserer Welt. Das wundert uns, vom Anspruch des Lernens und der Information her. Dem spannenden Verlauf des Films dagegen tut es keinen Abbruch.
INFO:
FILM von Peter Claridge, Der kleine Medicus. Bodynauten auf geheimer Mission im Körper, mit den Stimmen von Christiane Paul, Bernhard Hoecker, Malte Arkona, Sebastian Fitzer u.a. auch Dietrich Grönemeyer
Kinostart: 30. Oktober
www.der-kleine-medicus-film.de
Dietrich Grönemeyer, Der kleine Medicus, Dressler Verlag 2014
Dietrich Grönemeyer, Der kleine Medicus. Bodynauten auf geheimer Mission im Körper. Das Buch zum Film, basierend auf dem Drehbuch von Elfie Donnelly & Paul Arató nach den Büchern von Dietrich Grönemeyer, Dressler Verlag 2014
Dietrich Grönemeyer, Die neuen Abenteuer des kleinen Medicus, auch als E-Book erhältlich, Dressler Verlag 2014