Hjorth & Rosenfeldt, Das Mädchen, das verstummte, Wunderlich
Martina Ober
Ingelheim ( Weltexpresso) : Eine Kleinstadt in Värmland, einer Provinz in Schweden an der Grenze zu Norwegen. Ein gemütlicher Tag in den Osterferien soll beginnen, als völlig unerwartet der Tod Einzug hält bei der Familie Carlsten.
Innerhalb weniger Minuten werden die Eltern und ihre zwei kleinen Söhne durch gezielte Schüsse hingerichtet. Der erste Verdacht fällt auf Jan Ceder, der von den Carlstens wegen Wilderei angezeigt, kein gutes Verhältnis zu der Familie hatte. Zudem ist er bekannt wegen seiner erhöhten Gewaltbereitschaft. Leider ist es aber selten so einfach und die Polizei muss Ceder laufen lassen, obwohl es wahrscheinlich ist, dass es sich bei der Mordwaffe um Ceders Gewehr handelt, das ihm angeblich gestohlen wurde. Die örtliche Polizei unter der Leitung von Erik Flodin sieht sich schnell überfordert mit dem, in der Öffentlichkeit heftig diskutierten Verbrechen und bittet die Reichsmordkommission unter Leitung von Torkel Höglund aus Stockholm um Unterstützung.
Wie recht die örtliche Polizei mit dieser Entscheidung hat, beweist die unerwartete Ermordung Ceders unmittelbar nach dessen Entlassung aus der Untersuchungshaft und die Tatsache, dass kein weiterer Verdächtiger in Sicht ist. Es ist die gründliche Recherche der Reichsmordkommission, die aufdeckt, dass sich zum Tatzeitpunkt noch ein weiteres Kind im Haus der Carlstens aufgehalten haben muss. Nicole, der Cousine der ermordeten Jungen, ist es gelungen zu fliehen und, da sie den Mörder gesehen hat, läuft sie um ihr Leben.
Es setzt eine groß angelegte Suchaktion nach dem Mädchen ein und es ist dem ausgeprägten Spürsinn von Sebastian Bergmann zu verdanken, dass es der Polizei gelingt, das Mädchen um Haaresbreite vor dem Mörder aufzuspüren. Die Hoffnung jedoch, jetzt eine Zeugin für die Tat zu haben und den Täter schneller fassen zu können, erfüllt sich leider nicht. Völlig verstört, hat sich das Mädchen in seine eigene Welt zurückgezogen und hat vorübergehend auch noch die Sprache verloren.
Nach und nach fasst sie Vertrauen zu Sebastian Bergmann, der sie ermuntert, die Erinnerungen zu zeichnen, um so nach und nach das Geschehene zu verarbeiten und natürlich der Polizei den entscheidenden Hinweis auf den Täter zu liefern. Es erscheint also ganz selbstverständlich, sie und ihre Mutter der kompetenten Obhut des Kriminalpsychologen zu überlassen und parallel hierzu weiteren Spuren nachzugehen. Dass nämlich die Carlstens sich als einzige geweigert haben, ihr Grundstück an ein Bergbauunternehmen zu verkaufen, hat ihnen keine Freunde eingebracht, da sie andere, ebenso betroffene Grundbesitzer um einen ordentlichen Gewinn gebracht haben. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, während sich Nicole zeichnerisch nach und nach den Ereignissen wieder nähert und der Mörder zielstrebig nach seinem Opfer, dem kleinen Mädchen, sucht und es auch findet. Man sollte aber die Lösung des Falls nicht fast 100 Seiten vor dem Ende des Buches erwarten. Da kommt noch eine überraschende Wendung.
Fazit:
Die beiden Autoren befinden sich auch diesmal auf Erfolgskurs und lassen es an Spannung aber auch Zwischenmenschlichem nicht fehlen.
Wer die ersten Bände der Reihe gelesen hat, kennt auch Ursula, eine der fähigsten Mitarbeiterinnen der Reichsmordkommission und ehemalige Geliebte Bergmanns. Sie hat glücklicherweise den Schuss, den eine von Bergmanns abgelegten Geliebten abgegeben hat und der nicht ihr galt, überlebt. Mussten wir doch ein Jahr warten, um in diesem Punkt Klarheit zu erhalten. Wird sie sich jetzt von Bergmann abwenden und dem Werben von Torkel, dem Chef der Reichsmordkommission, nachgeben?
Billy ist derjenige, der ausgerechnet an seinem Hochzeitstag seine dunkelste Seite offenbart und das ausgerechnet unter den Augen von Bergmann. Das wird sicher Konsequenzen haben. Welche - das zu erfahren müssen wir jetzt noch ein Jahr warten. Ebenso darauf, ob Bergmann endlich den Mut gefunden hat, Vanja zu gestehen, dass sie das Ergebnis einer seiner zahlreichen Liebschaften ist.
Info:
Das Mädchen, das verstummte ist bereits das vierte Buch in der Reihe um den Kriminalpsychologen Sebastian Bergmann. Bisher erschienen sind in der Reihe:
Der Mann, der kein Mörder war ( Juli 2013 )
Die Frauen, die er kannte ( August 2012 )
Die Toten, die niemand vermisst ( November 2011 )
Die Autoren:
Michael Hjorth, geb. 1963, und Hans Rosenfeldt, geb. 1964, haben bereits schriftstellerische Erfahrungen als Drehbuchautoren gesammelt bevor sie beschlossen, sich zusammenzutun und fünf Bücher in fünf aufeinanderfolgenden Jahren in der Reihe um Sebastian Bergmann zu veröffentlichen. Es bleibt nach dem großen Erfolg, den sie bisher erzielt haben, abzuwarten, ob das iim Jahr 2015 zu erwartende fünfte Buch wirklich das letzte in dieser Reihe bleibt.
Hjorth & Rosenfeldt, Das Mädchen, das verstummte,Wunderlich,Rowohlt Verlage GmbH, Oktober 2014
