LEIPZIG LIEST wieder: Leipziger Buchmesse vom 12. bis 15. März 2015, Teil 2
Felicitas Schubert
Leipzig (Weltexpresso) - Das Lesefest ist eröffnet. Denn, wenn die Leute fragen, wieso denn Leipzig, die Buchmesse ist doch in Frankfurt, gibt es darauf mindestens drei Antworten. Die eine wäre, daß es auch im Mittelalter zwei Buchmessen gab, die Frankfurter und die Leipziger. Letztere wurde die bedeutendere. Das unterbrach der Eiserne Vorhang.
Das konnte Leipzig, wo es die Buchmesse weiterhin gab, nie aufholen. Denn da die Bundesrepublik westlich, sprich USA, orientiert war und ist, ging das Buchgeschäft in Richtung von Übersetzungen aus dem Englischen - vorwiegend. Wenn es also in Frankfurt zunehmen um Geschäfte ging, konnte sich dann nach dem Anschluß der Alt-DDR an die Bundesrepublik die Leipziger Buchmesse nach und nach zu einer Lesermesse, zu einem wahren Lesefest entwickeln.
Und gäbe es noch eine dritte große Buchmesse, wäre die vielleicht auch voll. Denn hören Sie die Zahlen von Leipzig. Beim Frühjahrstreffpunkt der Buch- und Medienbranche präsentieren vom 12. bis 15. März 2.263 Aussteller aus 42 Ländern (2014: 2.194 aus 42 Ländern) ihre aktuellen Werke dem literaturbegeisterten Publikum auf dem Messegelände und in der Stadt Leipzig. 3.000 Mitwirkende werden an vier Tagen und Nächten in 3.200 Veranstaltungen die 410 Bühnen von Europas größtem Lesefest „Leipzig liest“ betreten und für spannende Begegnungen mit dem geschriebenen und gesprochenen Wort sorgen.
„Jedes Jahr kommen über 80.000 Neuerscheinungen auf den Buchmarkt. Doch eine gute Geschichte oder ein besonderer Schreibstil reichen nicht aus“, so Martin Buhl-Wagner, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Messe. „Im hart umkämpften Buchmarkt muss man die Leser auf das Werk aufmerksam machen und dafür begeistern. Die Leipziger Buchmesse bietet dafür die perfekte Marketingplattform.“ Mit 2.263 Ausstellern konnte die Zahl gegenüber dem Vorjahr um knapp vier Prozent gesteigert werden. Die Bruttofläche erhöhte sich mit 92.400 Quadratmetern um knapp zehn Prozent. Zum Wachstum der Veranstaltung hat die Manga-Comic-Convention maßgeblich beigetragen. Sie findet in diesem Jahr zum zweiten Mal gemeinsam mit der Leipziger Buchmesse statt. „Zur Premiere 2014 tauchten bereits 89.000 Besucher in die farbenfrohe Welt von Manga, Comic und Co. ein. Diese Begeisterung ist auch in der Branche angekommen und hat für einen deutlichen Ausstellerzuwachs gesorgt“, erläutert Martin Buhl-Wagner.
Lasst uns über Bücher sprechen
In Leipzig stellen Verlage, Autoren und Medien aktuelle Werke vor einer großen Öffentlichkeit zur Diskussion – von Belletristik über Kinder- und Jugendbücher, Schulbücher bis hin zu Krimis, Ratgebern oder Sachbüchern. Das Publikum in Leipzig erwartet nationale und internationale Autoren, die authentische Begegnungen versprechen. Zu den 3.000 „Leipzig liest“-Mitwirkenden zählen Literaturstars wie Jussi Adler-Olsen, Mircea C?rt?rescu, Eoin Colfer, Péter Esterházy, Jérôme Ferrari, Pavel Kohout, Patrick Rothfuss, Tomáš Sedlá?ek, Martin Suter, Jean Ziegler, Slavoj Žižek, Thomas Brussig, Arno Geiger, Günter Grass oder Heinrich Steinfest. Die Besucher können sich zudem auf neue Programmreihen und spannende Debatten freuen.
Israelischer Buchmarkt im Umbruch
Im Rahmen des Messeschwerpunkts „1965 bis 2015. Deutschland – Israel.“ kommen anlässlich von 50 Jahren deutsch-israelischer diplomatischer Beziehungen 40 Autoren aus beiden Ländern in 74 Veranstaltungen zu Wort. Amos Oz, Meir Shalev, Lizzie Doron sprechen ebenso wie Michael Degen, André Herzberg, Josef Joffe, Steven Uhly über ihre aktuellen Bücher und deren Hintergründe. „Mit dem Messeschwerpunkt wollen wir sowohl das Verhältnis unserer Länder zueinander spiegeln als auch tiefere Einsichten in den gegenwärtigen Zustand der israelischen Gesellschaft ermöglichen“, erklärt Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse. Höhepunkt des Messeschwerpunkts ist der Donnerstagabend mit der „Langen Nacht der deutsch-israelischen Literatur“ und dem „Club Tel Aviv“ im Schauspiel Leipzig. Die „Lange Nacht“ ist eine gemeinsame Veranstaltung von Deutschlandradio Kultur/Deutschlandfunk, der Botschaft des Staates Israel in Berlin und des Club Bertelsmann. Der „Club Tel Aviv“ wird gemeinsam von der Zeitung DIE WELT, der Botschaft des Staates Israel in Berlin und dem Club Bertelsmann veranstaltet. Ein E-Book mit Leseproben aller am Messeschwerpunkt beteiligten 40 Autoren ist kostenfrei auf allen gängigen Plattformen downloadbar.
„Was die Literaten aus beiden Ländern verbindet oder trennt, wird das Publikum am Ende der Buchmesse resümieren können. Bereits jetzt steht fest, dass die beiden Buchmärkte sehr unterschiedlich ticken“, weiß Adi Farjon, Pressesprecherin der Botschaft des Staates Israels. In Israel entfallen 90 Prozent des Buchhandels auf zwei Handelsketten. In einem Markt ohne Buchpreisbindung führte diese verschärfte Wettbewerbssituation zu einer Rabattschlacht zwischen den beiden Handelsketten, die damit die Preise gegenüber den Verlagen diktieren. Eine schwierige Situation für die 1.664 israelischen Verlage. Zur Unterstützung der Verlage führte die israelische Regierung im Sommer 2014 erstmals eine Buchpreisbindung ein. Seither gilt der vom Verlag festgesetzte Preis für die ersten
18 Monate nach dem Erscheinen eines Werkes verbindlich für alle Formen des Buchhandels. „Der Gesetzgeber hat allerdings nicht mit dem an Rabatte gewohnten Verbraucher gerechnet“, so Adi Farjon. Denn seit der Einführung der Buchpreisbindung für Neuerscheinungen im letzten Sommer sank die Anzahl der verkauften neuen Bücher um
60 Prozent. „Die Folgen sind bisher nicht absehbar“, so Farjon weiter.
Politik im Spiegel der Literatur
Wie politisch Literatur sein kann, zeigt die Programmreihe „25 Jahre Deutsche Einheit“. Zahlreiche Werke werfen einen Blick auf die Ereignisse der Friedlichen Revolution 1989 und ihre Folgen. Sie beleuchten die Motivation und die Ziele der Demonstranten von einst und schlagen einen Bogen zum Heute im wiedervereinigten Deutschland. Vorrangig politisch geht es auch in der neuen Programmreihe „Im Brennpunkt“ zu, die das Literarische Colloquium Berlin, das Auswärtige Amt und die Leipziger Buchmesse gemeinsam veranstalten. Die Reihe lädt zur Diskussion über aktuelle politische Brennpunkte ein: Ukraine und Russland, Israelis und Palästinenser sowie Frankreich zwei Monate nach den Attentaten in Paris. In weiteren Podiumsdiskussionen debattieren Sachbuchautoren, Philosophen und Journalisten über Meinungsfreiheit und die neue Demonstrationskultur in Deutschland.
Neues Format: „Die Unabhängigen“
Vor allem buchmarktpolitisch spannend ist die neue Programmreihe „Die Unabhängigen“. Das gemeinsame Projekt der Leipziger Buchmesse und der Kurt-Wolff-Stiftung, gibt unabhängigen Verlagen und ihren Autoren eine Bühne, rückt sie in den Fokus von Lesern und Medien. In insgesamt 43 Veranstaltungen können konzernunabhängige Verlage an allen vier Messetagen ihre spannenden Neuerscheinungen einem größeren Publikum vorstellen. Zur Premiere ist unter anderem Ursula Ackrill zu Gast, die mit ihrem Debütroman „Zeiden, im Januar“ zu den Nominierten für den diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse zählt.
Leipzig singt: Erster Buchmessechor erfüllt die Glashalle
Ein ganz besonderes Gemeinschaftserlebnis verspricht eine weitere Premiere. Zum ersten Mal ertönt in der Glashalle der Buchmessechor. Der Buchmesse-Chor ist ein Gemeinschaftsprojekt der Leipziger Buchmesse, des Jugend-Musik-Netzwerk CLARA des MDR und des Leipziger Synagogal-Chors. Am Samstag, dem 14. März, werden
17.45 Uhr über 200 Sänger ausgewählte Werke jüdischer Musikliteratur intonieren.
Neue Literaturentdeckungen
Der Preis der Leipziger Buchmesse wird am ersten Messetag, ab 16 Uhr, in der Glashalle des Leipziger Messegeländes in den Kategorien Belletristik, Sachbuch / Essayistik und Übersetzung vergeben. Er gehört zu den bedeutendsten Literaturpreisen in Deutschland und ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert.
Der Journalist und Literaturkritiker Hubert Winkels hat zum dritten, und damit turnusgemäß letzten Mal den Vorsitz der Fachjury inne. Neben ihm bewerten Lothar Müller, Feuilletonredakteur der Süddeutschen Zeitung; René Aguigah, Abteilungsleiter Kultur und Gesellschaft bei Deutschlandradio Kultur; Daniela Strigl, Literaturwissenschaftlerin an der Universität Wien; Dirk Knipphals, Literaturredakteur der taz und Sandra Kegel, Redakteurin im Ressort Literatur und Literarisches Leben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Als neues Jurymitglied wurde Meike Feßmann, Literaturkritikerin und Essayistin vor allem für die Süddeutsche Zeitung und den Tagesspiegel sowie für das Deutschlandradio Kultur und den Deutschlandfunk, gewonnen.
Im Fokus: Bildung
Lesen bildet. Aber wie können Lehrer und Eltern die Lust am Lesen fördern? Vielfältige Antworten auf diese Frage finden Pädagogen, Eltern und Schüler auf der Leipziger Buchmesse. Unter der Überschrift „Fokus Bildung“ vereint der Themenschwerpunkt knapp 250 Fachvorträge und einen Ausstellungsbereich in der Messehalle 2. So bietet der Leipziger Lesekompass Orientierung im Markt der Neuerscheinungen der Kinder- und Jugendbuchliteratur. Zum dritten Mal werden 30 Bücher und Medien prämiert, die Lesespaß mit einem lesefördernden Ansatz verbinden. Im Rahmen des „Fokus Bildung“ findet darüber hinaus zum zweiten Mal das Frühjahrstreffen des Deutschen Lehrertags statt. Im Mittelpunkt des gleichnamigen Symposiums steht die frühkindliche Bildung. Mut zu Innovationen belohnt die Auszeichnung „Schulbuch des Jahres“. Zukunftsfragen zur Bildung in Deutschland werden in diesem Jahr von Sachsen aus gestellt und beantwortet. Der Freistaat Sachsen hat 2015 die Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz inne. Im Rahmen der Leipziger Buchmesse findet die Frühjahrssitzung der Kultus- und Wissenschaftsminister Deutschlands statt. Dazu erklärt Oliver Zille: „Die Leipziger Buchmesse hat sich in den letzten Jahren als eine der wichtigsten Bildungsmessen in Deutschland etabliert. Dass nun die Frühjahrstagung der Kultusministerkonferenz parallel zur Leipziger Buchmesse stattfindet, unterstreicht die Bedeutung der Messe auch in diesem Bereich.“
Branchentreffpunkt Leipziger Buchmesse
Ob Buchhändler, Literaturagent, Verleger oder Übersetzer – man trifft sich im Frühjahr in Leipzig. Speziell an Buchhändler richten sich zahlreiche Fortbildungs- und Beratungsangebote, die die Themen digitaler Wandel, Marktinformation und Rechtsberatung aufgreifen. Ein Höhepunkt im Fachprogramm ist die 2. Buchmessekonferenz. Im Mittelpunkt der Konferenz am 12. März stehen Diskussionen über aktuelle Marketingtrends und Vertriebswege. Groß geschrieben wird der Austausch mit Kollegen, Partnern und Experten auch in der Podiumsdiskussion bücher.macher „Wir sind elektrisch! Die neuen E-Book-Verlage zwischen Hype und Hoffnung“. Ideen und fachliche Impulse auf dem Weg in die professionelle Verlagswelt bietet die Autorenrunde am 14. März vor allem jungen Autoren. Dem Branchennachwuchs widmet sich der Karrieretag „Buch + Medien“ am 13. März.
Farbenfrohe Manga-Comic-Convention
Hinein in die farbenfrohe Welt! Das heißt es an allen vier Messetagen zur Manga-Comic-Convention. Auf die Freunde von Manga, Comic, Cosplay und Games warten in der Messehalle 1 rund 450 Veranstaltungen und 284 Aussteller. Chaco Abeno, Zeichner der Serien „Chrome Breaker“ oder „Bibliotheca Mystica“; Takeshi Obata, Zeichner der „Death Note“-Reihe, Tatsuya Ihara; Autor des Leitfadens „How to Draw Manga – Manga-Figuren in dynamischen Posen“ und Mayu Sakai, Zeichnerin des Shojo-Genres freuen sich ebenso auf ihre Fans wie die kreativen Köpfe hinter den Abenteuern der „Peanuts“, Vicki und Bob Scott. Spannende Begegnungen versprechen unter anderem der US-amerikanische „Simpsons“-Zeichner und Art Director für alle „Simpsons“-Publikationen Serban Cristescu oder der in Belgien lebende spanische Zeichner Miguel Díaz Vizoso, der die legendären „Schlümpfe“-Erzählungen weiterführt.
Weitere Highlights der Manga-Comic-Convention sind die Ausstellung „20 Jahre Sailor Moon“ und die Sonderausstellung „Streifzüge – Wanderings“ mit Comics aus Israel. Letztere wird im Rahmen des Messeschwerpunkts der Leipziger Buchmesse „1965 bis 2015. Deutschland – Israel“ präsentiert. Nicht mehr aus dem Messegeschehen wegzudenken: Die Leidenschaft tausender Cosplayfans sich in farbenfrohen Kostümen zu präsentieren. Zum Staunen und Mitmachen laden Wettbewerbe und Workshops für Cosplayer ebenso ein wie die Angebote der 170 Teilnehmer der Gemeinschaftspräsentation MCC Kreativ.
INFO über die Leipziger Buchmesse
Die Leipziger Buchmesse ist der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche und versteht sich als Messe für Leser, Autoren und Verlage. Sie präsentiert die Neuerscheinungen des Frühjahrs, aktuelle Themen und Trends und zeigt neben junger deutschsprachiger Literatur auch Neues aus Mittel- und Osteuropa. Durch die einzigartige Verbindung von Messe und „Leipzig liest“ – dem größten europäischen Lesefest – hat sich die Buchmesse zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Die Leipziger Buchmesse 2015 mit dem Lesefest „Leipzig liest“ findet vom 12. bis 15. März auf dem Leipziger Messegelände sowie im gesamten Stadtgebiet statt. Es werden rund 2.000 Aussteller, über 235.000 Besucher und mehr als 2.700 Journalisten erwartet. Parallel zur Leipziger Buchmesse findet die 21. Leipziger Antiquariatsmesse statt.
INFO über die Manga-Comic-Convention (MCC)
Die Premiere der Manga-Comic-Convention 2014 verzeichnete mehr als 89.000 Besucher. 2015 präsentiert sich die Veranstaltung vom 12. bis 15. März mit einem deutlich gewachsenen Kreativbereich und rückt den klassischen Comic und Computer- und Videospiele noch stärker in den Fokus. Die MCC findet im Verbund mit der Leipziger Buchmesse statt und ist von Donnerstag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet.
http://www.leipziger-buchmesse.de