Robert Focken liest aus seinem regionalen Historiendrama bei Hugendubel in Frankfurt am Donnerstag, 26. März, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Karl der Große in Hessen? Aber sicher, denn Frankfurt war eine der Pfalzen, wo die herumreisenden Könige sich zu den Amtsgeschäften niederließen. Robert Focken nimmt uns nun mit auf den am Ende siegreichen Kriegszug der Franken gegen die heidnischen Sachsen, die Voraussetzung dafür, daß Karl im Jahr 800 zum Kaiser gekrönt wurde.
Davon sind wir im Jahr 772, womit das Historiendrama beginnt, noch weit entfernt, denn erst einmal haben die Sachsen das Sagen, die die hessischen Gaue verwüsten. Franconofurt oder Wisabda, aus Main wird Moyn, Robert Focken nimmt die originalen zeitgenössischen Namen, die meisten haben sich erhalten wie Karl, sein Schreiber und späterer Biograph Einhard, Graf Ruodbert, seine Krieger wie Esiko, auch sein Gegner Widukind, Focken spricht von Gauen und wir lernen die Alltagsgegenstände genauso kennen wie die Kriegswerkzeuge und können dies sprachlich verstehen.
Nur die drei im Text original verwandten Begriffe gilerito – der Gelehrte – und ahta – die Achtung, der Status – und auch samantwist – das intime Zusammensein - werden vorgegeben und auch Scara, die königliche Leibwache mit ihrer Unterteilung in Hundertschaften erklärt: es sind die Furchtlosen, die unfortha. Zunehmend macht es Spaß diese fränkischen Begriffe lautmalerisch selbst zu artikulieren. Wir sind im Althochdeutschen, das Focken uns nahebringt.
Und da fühlen wir uns noch sicher, denn, was dann in Friedeslar im Hessengau, 752 nach Christus beginnt, ist als terra incognita nichts anderes als das, was schon Herodot machte, aus seiner Zeit heraus die Perserkriege der Griechen niederzuschreiben, von deren Aufstieg bis zum Fall, dem Fall an die Griechen, der neuen Macht. Nun gut, das ist vielleicht zu hoch gegriffen, wir sollten mit denen, die Geschichte lebendig erzählen, zufrieden sein. Die Buchhandlung Huggendubel, die zur Lesung einlädt:
am Donnerstag, 26. März
im Steinweg 12
in Frankfurt
um 17.30 Uhr
bei freiem Eintritt
beruft sich auf Bernard Cornwell, uns fällt der große französische Schriftsteller Robert Merle ein. Und damit auch die Erkenntnis, daß es Historienromane in Deutschland heute gar nicht einfach haben, im Gegensatz zu früher und im Gegensatz zu England und Frankreich zum Beispiel. Allein, daß mit Pierre Lemaitre dessen Historiendrama 'Au revoir là-haut' 2013 den höchsten Literaturpreis des Landes, den Prix Concourt erhielt, dem der Deutsche Buchpreis nacheifert, ist für deutsche Leser schon überraschend.
Nun gut, auch hier greifen wir gleich zu hoch, aber damit wollen wir andeuten, daß Robert Focken mit ARNULF – DIE AXT DER HESSEN ein Genre angeht, in dem er im Deutschen wenig Vorbilder hat und es noch weit bringen kann. Denn wir sind erst in Friedeslar – für Hessen sofort verständlich: Fritzlar – im Hessengau im Jahr 752 nach Christus, wo der historische Roman beginnt.
Da geht es hoch her und wir haben erst einmal alle Mühe, zu verstehen, wer wer ist, aber vor allem, wer mit wem gemeinsame Sache macht. Und damit meinen wir jetzt nicht die Franken und die Sachsen. Denn dieser Grundkonflikt wird sofort klar, ist schließlich der Hessengau doch die letzte, die nördlichste Bastion gegen das Land der Sachsen, die nun gen Süden einfallen. Die Franken waren schon lange Christen geworden, jenseits der Grenzmark wurden noch Wodan und Donar angebetet – und schon lernen wir auf der ersten Seite etwas Wichtiges: die Sachsen nannten sich nicht Sachsen, sondern Falen oder Engern. Als Sachsen bezeichneten sie die Franken („dabei spuckten sie aus oder bekreuzigten sich“), denn es sind die Sieger der Geschichte, die der Nachwelt ihre Interpretation des Gewesenen diktieren. Selbst die Namen.
Wir also haben erst mal alle Mühe, das literarische Personal zu sortieren, die vielen Männer und wenigen, aber wichtigen Frauen. Natürlich, das sagt schon der Titel, wird es um Arnulf gehen, dessen Name die Bestandteile Adler und Wolf hat. Und der nicht in den Krieg ziehen will, aber zum Kriegsdienst gezwungen wird. Und so stoßen wir im Schlachtgetümmel zum Schutz der hessischen Heimat in relativ kurzen Kapiteln bis zum Zehnten vor, das DER KÖNIGSHOF IN FRANCONOFURT, JUNO 772 lautet. Warum das so wichtig ist? Nicht aus Lokalpatriotismus, sondern weil uns beim Lesen hier etwas packte, was uns noch vorne zog. Auf einmal nahm das Geschehen, der Roman, für uns Fahrt auf, das Geschehen um Karl ist wirklich große Politik und kleines Leben, so daß wir konzentriert und gespannt weiterlasen.
Mehr dürfen wir aber jetzt noch nicht verraten. Denn der Autor Robert Focken kommt übermorgen nach Frankfurt zu Hugendubel, liest aus seinem Roman. Wir sind dabei und werden mehr über ihn und das Geschehen um ARNULF-DIE AXT DER HESSEN erzählen.
INFO:
Robert Focken, Arnulf – Die Axt der Hessen, Acabus Verlag, 352 Seiten, 12,90 Euro
am Donnerstag, 26. März
im Steinweg 12
in Frankfurt
um 17.30 Uhr
bei freiem Eintritt
