Aufruf des PEN Zentrum Deutschland, der am Dienstag in Brüssel Martin Schulz übergeben wird, Teil 2

 

Günther Winckel

 

Darmstadt (Weltexpresso) - Krieg, politische Verfolgung, Hunger und widrige Lebensumstände zwingen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Ein kleiner Teil von ihnen macht sich auf den Weg nach Europa. Das Schiffsunglück vor Lampedusa, bei dem im Oktober 2013 mehr als 300 Flüchtlinge starben, hätte die europäische Flüchtlingspolitik wachrütteln können.

 

Stattdessen werden Menschen, die Schutz suchen, an den EUAußengrenzen immer noch behandelt, als wären sie Feinde, die es abzuwehren gilt. Auf Flüchtlinge, die es nach Europa geschafft haben, warten oftmals massive Schikanen. Sie können ihren Aufenthaltsort nicht frei wählen. Wenn sie trotzdem versuchen, in das Land ihrer Wahl vorzudringen, riskieren sie Rückschiebung, Internierung und polizeiliche Willkür. Die Dublin-Verordnung erlaubt es, Flüchtlinge wie Frachtgüter durch Europa zu karren. Am Ende landen sie in überforderten Ländern, wo Asylsuchende, selbst wenn sie minderjährig sind, systematisch inhaftiert werden. Diese Politik der Abschottung, der fehlenden Solidarität und der ungerechten Verteilung des Aufwands, der mit der Aufnahme von Flüchtlingen verbunden ist, kann nicht länger hingenommen werden.

 

 

Wir fordern die europäischen Staaten auf, ein gemeinsames, menschenwürdiges Asylrecht zu schaffen, das nicht durch staatlichen Egoismus geprägt ist, sondern vom Geist der Solidarität und Verantwortung. Die Verpflichtung, verfolgten Menschen Schutz zu gewähren, muss uneingeschränkt gelten.

 

· Europa muss Menschen in Bedrängnis zu Hilfe kommen und legale Fluchtwege ermöglichen. Akut gefährdete Menschen sollen schon im Herkunftsland in den Botschaften der europäischen Staaten humanitäre Visa beantragen können. Dies gilt insbesondere für Menschen in Kriegsgebieten. Flüchtlinge sollen nicht länger ihr Leben riskieren müssen, um nach Europa zu kommen und sie sollen, wenn sie in Europa Asyl suchen, nicht länger kriminalisiert werden.

 

· Asylsuchende müssen in allen EU-Mitgliedsstaaten die gleichen Mindeststandards menschlicher Behandlung und die gleichen Chancen auf ein faires Asylverfahren vorfinden. Menschen sollen dort leben dürfen, wo sie Anknüpfungspunkte haben und nicht dort, wo sie zuerst gestrandet sind.

 

· Um die Gleichbehandlung der Flüchtlinge in allen EU-Staaten zu ermöglichen, müssen auch die finanziellen Aufwendungen gerecht verteilt werden. Ein europäischer Flüchtlingsfonds, in den die Mitgliedsländer ihrer wirtschaftlichen Leistung entsprechend einzahlen, soll den Umgang mit Flüchtlingen den aktuellen Stimmungsschwankungen entreißen und stattdessen die Umsetzung eines verbindlichen europäischen Asylrechts ermöglichen. Die Europäische Union muss als gemeinsamer Schutzraum für Flüchtlinge verstanden werden.

 

· Europäische Grenzschutzeinrichtungen sind als Sicherheitsmaßnahmen zu verstehen, aber sie sind nicht dazu da, andere zu gefährden. Das Massensterben von Flüchtlingen darf nicht durch Grenzschutz legitimiert oder tatenlos hingenommen werden. Die Rettung von Menschenleben muß oberste Priorität haben.

 

 

Unterstützung (Name, Vorname, Nationalität) an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

 

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Aus aktuellem Anlaß grüßt hier der heute verstorbene Günther Grass, der zusammen mit Christoph Hein als PEN-Ehrenpräsidenten die  Erstunterzeichner des Aufrufs war. Wir sind traurig.

 

 

INFO:

 

Soweit die Resolution, die am 13. und 14. übergeben werden. Die Liste der mehr als 1000 europäischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die diesen Aufruf unterzeichnet haben, erhalten Sie in der jeweils aktuellen Fassung bei der Geschäftsstelle des PEN-Zentrums Deutschland. mailto: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Bitte beachten Sie auch den nachfolgenden Link:

http://www.europa-union.de/eud/news/europa-lilie-2015-pen-zentrum-ezb-und-bedford-strohm-nominiert-europapreisabstimmung-in-vier/

 

Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine der weltweit über 140 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists, Novelists. Der PEN wurde 1921 in England als literarischer Freundeskreis gegründet. Schnell hat er sich über die Länder der Erde ausgebreitet und sich als Anwalt des freien Wortes etabliert – er gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller.