Rudolf Borchardts Briefe an seine Frau: Präsentation der Briefbände im Goethehaus Frankfurt am 9. Juni

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Einführung und Präsentation der Briefbände übernimmt Prof. Dr. Gerhard Schuster (Rudolf Borchardt Archiv), Lesungen von Friederike Bellstedt (im Bild) und Hanns Zischler folgen. Die Veranstaltung erfolgt in  Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz am Dienstag, 9. Juni 2015 um 19 Uhr.

 

Im April 1917 lernt der knapp 40jährige Rudolf Borchardt in Berlin die 20jährige Bremerin Marie Luise Voigt kennen, Marel genannt, eine Nichte seines Freundes Rudolf Alexander Schröder. Ein Jahr später, nach der Wiederbegegnung bei den Proben zu Hofmannsthals ‚Bürger als Edelmann‘, beginnt Borchardt, faszikeldicke Briefe an die junge Frau zu schreiben.

 

Durchmischt mit leidenschaftlichen Liebesgedichten, dokumentieren Borchardts Briefe an seine Geliebte und spätere Frau die Zeit in Berlin von der Novemberrevolution bis zur Inflationszeit, die Jahre in München und dann das Leben in Italien bis zum Jahr 1945. Ausführliche Schilderungen gelten dem literarischen Schaffen, dem Gärtnern, den Begegnungen mit Freunden. Sichtbar wird eine Liebesbeziehung, die trotz aller Zerreißproben niemals ernsthaft infrage steht   getragen allein von Marie Luise Borchardts Lebensklugheit und Lebensenergie, der in diesen Briefen das schönste Denkmal gesetzt wird.

 

Seit 2013 liegen die Briefe, herausgegeben von Prof. Dr. Gerhard Schuster, in einer dreibändigen, kommentierten Ausgabe in der Edition Tenschert bei Hanser gedruckt vor. Hanns Zischler und Friederike Bellstedt lesen eine Textcollage, die das Leben der beiden aus den Briefen lebendig werden lässt.

 

Friederike Bellstedt absolvierte ihr Schauspielstudium in München. Nach Theaterengagements in am Kölner Schauspiel, am Staatstheater Mainz und am Maxim Gorki Theater Berlin u.a. ist sie seit 2008 Dozentin (Rollenstudium) an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, an der Wiesbadener Schauspielschule (Textgestaltung ) und seit 2014 an der Folkwang Universität der Künste.

 

Hanns Zischler war und ist als Schauspieler im 'Neuen Deutschen Film' oft zu sehen. Er arbeitete mit Andrew Birkin, Jean-Luc Godard, Claude Chabrol, Margarethe von Trotta u.v.a. Daneben hat er sich auch als Dramaturg und mit eigenen Inszenierungen einen Namen gemacht. Seine Vielseitigkeit zeigt sich auch darin, dass er auch Filmkritiken, Hörspiele, literarische Essays und Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften verfasst. Zu seinen Büchern zählen u. a. die in viele Sprachen übersetzte Forschungsarbeit „Kafka geht ins Kino“ (1996) und „Berlin ist zu groß für Berlin“ (2013). 2013 erhielt Hanns Zischler den Preis der Literaturhäuser.

 

Prof. Dr. Gerhard Schuster, Leiter des Rudolf Borchardt-Archivs und Herausgeber der 'Gesammelten Briefe' von Rudolf Borchardt (Edition Tenschert bei Hanser). Zuletzt erschien die dreibändige Ausgabe der Briefe von Rudolf Borchardt an Marie Luise Borchardt. Ausstellungskataloge und Editionen zur Goethezeit und zur literarischen Moderne (u. a. Hofmannsthal, Borchardt, Kessler, Benn)

Foto: Friederike Bellstedt

 

INFO:

Veranstaltung im Frankfurter Goethe-Haus / Freies Deutsches Hochstift

Großer Hirschgraben 23-25

60311 Frankfurt

Tel: (069) 13880-249

 

Und was faszikeldicke Briefe sind, finden Sie heraus, wenn Sie wissen, was das Lateinische fasciculus auf Deutsch heißt: Bündel nämlich. Die Faszikeldicke der Nervenbahnen hat damit nichts zu tun, nur die sprachlich gleiche Ableitung.

 

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