Feierliche Übergabe der Gastrolle von Indonesien an Flandern und die Niederlande auf der Frankfurter Buchmesse

 

Heinz Haber

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - In einer feierlichen Zeremonie übergab heute Indonesien, Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, die Gastrolle an den Ehrengast 2016, Flandern und die Niederlande. Jedes Jahr wird die Rolle um einen literarischen Beitrag des kommenden Gastlandes erweitert.

 

Flandern und die Niederlande haben einen Westflämischen Vers aus dem 11. Jahrhundert gewählt. „Haben alle Vögel Nester begonnen / außer ich und du /was warten wir nun?“ Mit dem kleinen Vers über die Liebe, den ein Mönch in einem englischen Kloster ersann, beginnt die Geschichte der Literatur in niederländischer Sprache. Vielsagend ist es auch, dass der Verfasser ein Expatriate war - Symbol für die schon immer internationale Ausrichtung der Literatur Flanderns und der Niederlande.

 

Die Gastrollenübergabe ist im Fall von Indonesien und den Niederlanden von besonderer historischer Bedeutung, da der Inselstaat zwischen 1600 und 1945 die größte niederländische Kolonie war.

 

Bereits auf der diesjährigen Buchmesse hatten die beiden Länder mit der gemeinsamen Veranstaltungsreihe From one guest-of-honour to another Brücken zueinander geschlagen. Ein Dialog, der in den kommenden Jahren fortgeführt werden soll und eine bislang einmalige Zusammenarbeit zweier Ehrengäste ist.

 

Auch im literarischen Gespräch der Zeremonie wurde die gemeinsame Geschichte der beiden Länder deutlich: Ursula Giger begrüßte die indonesische Autorin Ayu Utami und den niederländischen Schriftsteller Adriaan van Dis, dessen Biographie stark mit dem Inselstaat verbunden ist.

 

 

Faszinierendes Inselreich

 

Mit „Freude und Melancholie“ verabschiedete sich der diesjährige Ehrengast Indonesien. Goenawan Mohamad, Leiter des Nationalkomitees, sagte bei der Übergabe der Gastrolle: „Wir sind sehr glücklich mit dem Ergebnis unseres Ehrengastauftritts auf der Frankfurter Buchmesse. Seitdem wir zu der Reise zu diesem großen Event aufgebrochen sind, ist viel passiert. Ich glaube, dass Indonesien – seine Literatur, Geschichte und Kultur – nicht länger unbekannt in Deutschland und dem Rest Europas bleiben werden. Unser Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse war eine wertvolle Erfahrung.“

 

Mit rund 500 Veranstaltungen im gesamten deutschsprachigen Raum, 75 indonesischen Autorinnen und Autoren sowie 108 Neuerscheinungen auf dem deutschsprachigen Buchmarkt hatte sich das Land der 17.000 Inseln als Ehrengast 2015 dem nationalen und internationalen Publikum präsentiert.

 

Besonders beeindruckte die Messebesucher der fantastisch-exotische Gastland-Pavillon auf dem Messegelände. Auf den Inseln der Imagination ließen sich die Besucher treiben, tauchten mit allen Sinnen in die Farben und Formen, Klänge und Gerüche Indonesiens ein.

 

 

Flandern und die Niederlande

 

Bereits 1993 waren Flandern und die Niederlande Schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse. Eine große Entdeckung für viele, die den internationalen Durchbruch der flämischen und niederländischen Literatur zur Folge hatte. Unter anderen Vorzeichen setzt sich die Geschichte nun fort. Vom 19. bis 23. Oktober 2016 wird es nicht allein um Romane, Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher oder Lyrik gehen, sondern auch um neue Genres, neue Formen der Buchkunst, der Kreativindustrie und anderer Kunstrichtungen. Und die Frankfurter Buchmesse wird nicht allein Ort des Gastspiels sein: Neben Kulturorten in Frankfurt werden sieben andere deutsche Städte mit Lesungen, Ausstellungen und weiteren Veranstaltungen bespielt.

 

Aus der gemeinsamen Geschichte und der Nordsee, die Flandern, die Niederlande und Deutschland miteinander verbindet, entstanden drei Motive, die den Ehrengastauftritt begleiten: Das poetische Denn das Meer ist meine Seele, eine Zeile aus Die Nordsee von Heinrich Heine; das schnelle Be moved und schließlich der niederländische Slogan Dit is wat we delen. Dies ist, was wir teilen. -- einfach und voller Bewegung.

 

Nächstes Jahr sind wir wieder hier. Mit dem Meer als Thema. Den Schätzen, die die Wellen auf dem Strand hinterlassen. Ich hoffe, dass unsere Flaschenpost Ihre Küste erreicht." so Bart Moeyaert, Autor und künstlerischer Intendant zum Anliegen des Ehrengastes 2016.