Serie: Anläßlich des Films MY WEEK WITH MARILYN sehen Sie hier die Originale, Teil 2/3

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Diese Inez wird auf den ersten Seiten zu einer Schlüsselfigur für die fünfziger Jahre erklärt und alles, was dann folgt, klingt sehr undurchsichtig. Mal sei sie im Haus gewesen, als MM starb, mal sei sie nicht dabei gewesen, und es folgen die vielen Details des bis heute überraschenden Todes.

 

Das können wir nicht klären, wesshalb wir uns da heraushalten, den Kommentierungen nur entnehmen, daß diese Inez infolge der Vormundschaft für Marilyns Mutter als nächste Verwandte galt, die auch die Beerdigung in Gang zu setzen hatte und das Testament zu erfüllen, demnach verfügbare Dinge zu verkaufen und der Erlös an Monroes Schauspiellehrer, Lee Strasberg, ginge.

 

Die Aktenschränke allerdings gingen nicht formlos in ihren Besitz über, sondern wurden von ihr unter falschem Namen für „zwanzig Dollar“ ersteigert. Sie ersteigerte auch andere Wertgegenstände, darunter Devotionalien wie das durchsichtige fleischfarbene Kleid, in dem MM das Geburtstagsständchen für „Happy Birthday, Mister President“ geflötet hatte und daß diese Inez später an die rechtmäßigen Erben weitergeben mußte. Sehr undurchsichtig also und wir haben uns dann von den vielen Details verabschiedet und den Theorien, wer 'belastendes' Material, die Kennedybrüder belastendes Material, noch in der Todesnacht aus den Aktenschränken entfernt habe und wenden uns den aufgefundenen Materialien zu.

 

Aber dann hat uns der weitergehende Krimi doch gepackt. Auf einmal gehören diese Aktenschränke gar nicht dieser Inez, bzw. ihren Erben, die damit Geld machen und Publikationen herausgeben wollten. Und schließlich ist alles bei Anna Straßberg, der dritten Ehefrau der Theaterinstitution Leo, gelandet, die der Autorin des Buches und dem Fotografen dieses Buch erlaubten. Nimmt man Akten beim Wort, so sind hier die harten Fakten des Lebens des Filmstars versammelt: welche Kleider sie bei wem kaufte, wer ihre Ärzte waren und was diese diagnostizierten, und so weiter und sofort. Ein Hauptteil der Aktenarbeit war auch, die finanziellen Verhältnisse zu klären. Dabei wurde ein Vorurteil widerlegt, es habe sich die Schauspielerin um die banalen Dinge des Alltags nicht gekümmert.

 

Da ihr die Steuerberater und Anwälte lebenslang rieten, alle Materialien aufzuheben, der Steuerprüfungen und Prozesse wegen, hat sich Marilyn Monroe daran gehalten und einen Zettelkasten hinterlassen, mit dessen Anwendung man weitere Vorurteile widerlegen kann, wie diese, sie habe keine Freunde gehabt, bis dahin, sie habe nicht kochen können. Nicht nur die Rezepte sprechen eine andere Sprache, sondern auch die Verhandlungen, ein Kochbuch zu verfassen, wie auch die Briefe von Freunden, die sich um sie sorgten.

 

Sympathisch belegt die Autorin,d aß MM aus ihrer Funktion als Sexsymbol durchaus ihren Spaß bezog und sich selbst durch den Kakao zog, bzw. diejenigen, die sie auf diesen Sockel stellten. Sie muß eine burleske und ironische Seite gehabt haben, was bei aller Labilität für psychische Gesundheit spricht. Als linksradikal galt sie auch, weil sie sich 1960 öffentlich auf Fidel Castros Seite schlug, was nicht im Interesse der großen Filmfirmen stand. Denen hatte sie sowieso mit einer eigenen Filmfirma Paroli bieten wollen. Eine Frau kämpft gegen die kapitalistische Männerwelt.

 

Am wichtigsten bleibt die Einschätzung der Autorin: „Sie litt unter Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex und der ständigen Angst, eines Tages wie ihre Mutter in eine Anstalt eingewiesen zu werden. Marilyn war durchaus imstande, die unterschiedlichen Aspekte ihrer Selbstwahrnehmung im Gleichgewicht zu halten, aber oft ergaben sich Konflikte.“ (25)

Fortsetzung folgt.

 

Lois Banner, MM. Das private Archiv von Marilyn Monroe, Fotografien von Mark Anderson, Knesebeck Verlag 2011

Die Ikone Marilyn Monroe, hrsg. Von Snejanka Bauer, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung anläßlich des 85. Geburtstags vom 14.12.2010 bis 28.2. 2011