Serie: Gespräch über sein Buch zum 60sten Thronjubiläum „Elizabeth II. Das Leben der Queen“ aus dem Verlag C.H. Beck in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt, Teil 1/2

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zu einem amüsanten und informativen Abend kam es in der Frankfurter Nationalbibliothek, wo Achim Güssgen für die Landeszentrale Politische Bildung in Hessen mit dem Autor, der seit 1998 für „Die Welt“ aus London berichtet, über seine 278 Seiten starke Biographie der englischen Königin anläßlich ihres 60sten Thronjubiläums ein Gespräch führen wollte. Das war fast ein wenig undankbar, denn der glänzend aufgelegte Schreiber brachte kurzweilig und bestens strukturiert die wichtigsten Ereignisse und Analysen dramaturgisch schon selber an das Publikum.

 

Die Hessische Landszentrale hatte zusammen mit dem Beck Verlag drei Veranstaltungen in Hessen angeboten, wo in Kassel und Marburg sowie Frankfurt ein örtlicher Partner hinzutrat, hier die Deutsche Nationalbibliothek, deren Leiterin Elisabeth Niggemann flugs die Gemeinsamkeiten zwischen der Queen und der Bibliothek ansprach. Denn auch diese feiert ein Jubiläum. Allerdings sind es dieses Jahr schon hundert Jahre, vor denen die Nationalbibliothek gegründet wurde, 1912 in Leipzig als Deutsche Bücherei, zu der 1946 für die Bundesrepublik die Deutsche Bibliothek hinzutrat, die nun seit 1990 gemeinsam die Deutsche Nationalbibliothek ausmachen, die mit 100 -Veranstaltungen in Leipzig und Frankfurt gefeiert wird.

 

Mit der Frage, was denn seine Motivation zum vorliegenden Buch gewesen sei, kam Thomas Kielinger sofort in die Spur, die seine besondere Beschäftigung mit Großbritannien ausmacht. Auf der einen Seite durch seine journalistische Tätigkeit inhaltlich bedingt, hatte es aber auch mit seinem vor drei Jahren im Beck-Verlag erschienen Buch „Deutschland und Großbritannien“ zu tun, das Teil einer Reihe von Deutschland und seine Nachbarn sei, aber anders als die auf 180 Seiten beschränkten Bände gleich 105 Seiten mehr habe, weil einfach dieses Land und auch die Beziehungen zu Deutschland und der Welt den normalen Rahmen sprengen.

 

Das gelte auch für die im royalschen Sprachgebrauch genannte „Firma“, das englische Königshaus, denn – damit verblüffte Kielinger die Zuhörer eindeutig – Elizabeth II. sei erst der 40. Throninhaber in 1000 Jahren, während Präsident Obama in den USA schon der 44. Präsident seit deren Unabhängigkeit sei und die war bekantlich am 4. Juli 1776. Es gehe also in seinem Buch nicht um die Biographie einer Königin allein, sondern um eine Doppelmonographie, die die Institution der Monarchie einschließe. Sehr deutlich beschrieb er die eigentlich geringen Möglichkeiten der Queen allein mittels ihrer Autorität ihren Einfluß auszuüben, der dadurch charakterisiert ist, daß sie die im Rahmen der Demokratie gefaßten Beschlüsse auch vertreten und auszuführen muß, während andererseits die Regierung immer als Her Majesty’s Goverment bezeichnet wird, aber natürlich Ausfluß des Wählerwillen ist.

 

Wie eigenartig die Entwicklung gewesen, vergleiche man die großen europäischen Kronen mit der englischen, sehe man an dem heute so stabil wie nie befindlichen Herrscherhaus in England, während die großen Kontinentmonarchien weggefegt worden seien. Zudem sei erst die jetzige „ohnmächtige Krone“ diejenige, die bei den Untertanen populär sei. Vor allem habe „die Firma“ die Unbilden der 80er und 90er Jahre überstanden, wo die Royals in vielerlei Scheidungsfälle und Romanzen, wie in Seifenopern verstrickt, bis hin zu Charles und Diana und ihrem Tod ,Vertrauen in die Institution der Krone verspielt hatten. Schließlich sei die Queen „Fidei Defensor“, also Verteidiger des Glaubens, was noch heute auf allen britischen Münzen unter der Abkürzung F.D. zu lesen sei.

 

Tatsächlich sei Elizabeth II. stark im Glauben, was regelmäßige sonntägliche Messen einschließt und von daher auch ihre jahrzehntelange Ablehnung der Scheidungen in der eigenen Familie. Andererseits ist sie wendig genug, neue Zeiten auch akzeptieren zu können.

 

Daß nur 11 Prozent ihrer Untertanen, nimmt man das gesamte Commonwealth hinzu, überhaupt Christen sind, was das doch eigentlich für die starke Herausstellung ihres Glaubens auch Irritationen bedeuten könnten, kann man dann in Kielingers Buch nachlesen, das man über das Gespräch hinaus sowieso kaufen und lesen sollte, weil sich der Abend eher als Anregung und von Problemaufrissen versteht, die durch die Lektüre geklärt werden. Fortsetzung folgt.

 

Thomas Kielinger, Elizabeth II. Das Leben der Queen, C.H. Beck, 2. durchgesehene Auflage  2012

 

Vergleiche auch unsere Queenserie vom Februar:

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/unterwegs/409-god-save-the-queen

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/unterwegs/410-macht-und-liebe-in-england-und-im-film

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/454-ein-leben-auf-dem-thron-ihr-erinnerungsalbum-aus-dem-elisabeth-sandmann-verlag