Der zehnte Band der Ostfriesenserie von Klaus-Peter Wolf aus dem Verlag Fischer

 

Hanswerner Kruse

 

Fulda (Weltexpresso) - Vor einiger Zeit las Klaus-Peter Wolf in Fulda aus seinem, soeben veröffentlichten Roman „Ostfriesenschwur“. Dieses lesenswerte Buch ist bereits der zehnte Band seiner Ostfriesenserie - und dennoch kein dröger Regionalkrimi.

 

Ann Kathrin Klaasen lässt sich lebendig einmauern, legt sich nackt des Nachts in ihren Garten oder trifft sich mit einem Massenmörder. Die eigensinnige Kommissarin will Täter verstehen und ergründen, warum Serienkiller ihre Opfer auf so dramatische Weise umbringen: Feengleich werden sie zu riesigen Stillleben in der Natur drapiert oder ihre gegerbten Häute sind auf Drähte gespannt und als Puppen aufgestellt. Die Verbrecher verstehen sich als Künstler oder Berufene, die sich um ihre „Werke“ sorgen: „Du kannst jetzt nicht sterben. Du bist Teil von etwas ganz Großem“, heißt es im neuen Roman.

 

Bewundernd sagt darin auch ein ehemaliger Kollege: „Sie denken genau wie diese Typen, Frau Klaasen. Sie sind als Kommissarin das Schlimmste, was diese Verbrecherwelt sich vorstellen kann.“ Manchmal wenden sich die Schurken hilfesuchend bewusst an Klaasen oder versuchen gerade diese Polizistin zu beseitigen. Immer noch sucht sie wie besessen nach den Mördern ihres Vaters, der ebenfalls Kripobeamter war und bei einer Geiselnahme ums Leben kam. Durch ihr störrisches und radikales Vorgehen landet sie dann auch schon mal in der Psychiatrie.

 

Wolfs überaus erfolgreiche Ostfriesenkrimis sind keine banalen, langweiligen Heimatromane. Einerseits könnten sich solche, von Wolf erfundenen bizarren Serienmorde niemals in Ostfriesland ereignen. Andererseits erzeugen jedoch die raue Nordsee, das flache Land und die sturen Ostfriesen eine ganz besondere Stimmung in seinen Büchern.

 

Mit der Zeit entwickelt sich das Polizeipersonal, wie das in modernen Krimis so üblich ist: Klaasen wird von ihrem Mann verlassen, der einem „Busenwunder verfallen ist“, Kommissar Weller, ebenfalls von seiner Frau verlassen, verliebt sich in die Kollegin. Der prollige Rupert verführt Zeuginnen und röhrt herum, wie blöd seine Kollegen seien. Diese vielschichtigen forensischen Erzählungen sind wenig realistisch, aber in sich sehr stimmig und suchterregend. Die ersten neun Bände wurden nicht nur ständig dicker, sondern die Geschichten immer komplexer. Im vorletzten Band, „Ostfriesenwut“ waren sogar der Bundesnachrichtendienst und das Innenministerium involviert. Wie wollte Wolf das noch steigern, sollten UN-Truppen in Ostfriesland einmarschieren?

 

Nein, es kommt anders - Ubo Heide, der langjährige Chef der nordischen Polizeitruppe ist pensioniert und sitzt im Rollstuhl. Über seine ungelösten Fälle hat er ein sehr erfolgreiches Buch geschrieben. Eines Tages landet ein abgeschlagener Menschenkopf auf seinem Frühstückstisch. Wieder einmal passieren zwischen Aurich und Norden monströse Tötungen, bis Klaasen die Lösung findet: „Der Vollstrecker“, wie er sich nennt, tötet von der Justiz freigesprochene Tatverdächtige aus den Geschichten des Ex-Chefs. (((Das wird bereits im Klappentext beschrieben, wir verraten hier keine Lösung.))) Der Killer glaubt, dass sich der Pensionär und seine alten Mitarbeiter mit ihm für ein von Verbrechern befreites Ostfriesland verbünden: „Ich bin ein Teil von euch. Wenn ihr endlich klar genug seid und eure kleinkarierten Bedenken hinter euch lasst, dann muss ich nicht mehr der Erfüller sein...“

 

Info:

Klaus-Peter Wolf „Ostfriesenschwur“, Fischer Taschenbuch, 9,99 Euro