Serie: Schon da! GUINNESS WORLD RECORDS 2017, Teil 2


Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eigentlich sollten unsere Besprechungen des Weltrekordbuchs erst in den nächsten Tagen weitergehen, aber dann schlug sich der metallschimmernde grüne Band von alleine auf. Echt. Auf Seite 64, wo – ebenfalls auf grünem Schriftfeld – Ludo von Kelsey Gill, ein Maine Coon, abgebildet ist, was Sie im Foto sehen.

Die Aufnahme war am 6. Oktober 2015  in Wakefield/ Großbritannien gemacht worden und der britische Kater – wohl aus dem Oberhaus – war zu dem Zeitpunkt genau 118, 33 Zentimeter lang, d.h. weit über einen Meter! Rasch ein Kontrollversuch bei der größten unserer Redaktionskatzen, auch ein Kater, sechsjährig, der auf den Namen Pitt hört: ja  wie, auch er ist über einen Meter lang, das habe ich gemessen, obwohl ich nichts getrunken habe, was meine Wahrnehmung beeinflußen könnte. Auch kein Hasch. Da stimmt was nicht, das muß wissenschaftlich untersucht werden, was heißen soll, bei einer Redaktionskonferenz wird die Messung wiederholt, wenn je ein Mitglied eine der Pfoten langzieht und ein weiteres das Zentimetermaß anlegt.

Bleiben wir bei dem edlen Briten aus dem Guinness Rekordbuch. Von seiner Rasse, Maine Coon, eine der ältesten amerikanischen Katzenrassen heißt es im Text: „Die Legende besagt, daß die Rasse durch die Paarung von halbwilden Katzen mit Waschbären entstand“. Pustekuchen, denken wir uns und lesen gleich weiter, daß das in Wirklichkeit unmöglich ist, aber diese Vorstellung durch deren braune Färbung des dichten Fells entstanden sei, weil die Katzen so etwas Plüschiges haben. Das mit dem Plüsch sind unsere Worte, die wir erst einmal eine solche Katze auf dem Arm hatten. Schwer war sie auch.  Weiter heißt es im Buch, daß die Main Coons robust und gesellig sind, eine gute Kombination, und daß ihre lebhafte Art dem Menschen so gefällt, daß diese Katzenart seit über einem Jahrhundert das beliebteste Haustier sei.

Tja, da denken wir, daß wir hier entweder von Großbritannien sprechen oder von den USA. Es gibt die Maine Coon Katze zwar auch bei uns, bestes Beispiel ist ein richtig guter Orthopäde, der einer solchen im Frankfurter Stadtteil Oberrad ein Zuhause bietet und regelrecht von ihr schwärmt. Aua, fast wäre der Fehler passiert, denn gedankenlos wurde so dahingeschrieben, „ der eine solche im Frankfurter Stadtteil Oberrad besitzt.“ Natürlich ist es eine Allerweltsweisheit und braucht keine wissenschaftliche Forschung, eher also Erfahrungswissen, daß eine Katze – egal welche Rasse – niemandem gehört, schon gar nicht Menschen sie besitzen können, sondern daß weiterhin der Spruch vor Wahrheit trieft: „Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal“ , was es inzwischen schon zu einem Buchtitel gebracht hat, aber schon vorher gab und für ewig wahr bleibt. Da sind wir sicher.

Aber die Maine Coon Katze breitet sich auch hierzulande immer stärker aus. Denn schon gibt es einen rasanten Krimi mit einem hochintelligenten und wagemutigen Exemplar dieser Sorte namens Ingehean als Verfolgerin, wo wir nach Genuß des ersten Krimis schon sehnsüchtig auf den zweiten warten. Das ist KAMIKAtZE von Kerstin Fielstedde, die Besprechungen im Link unten.

Aber da wir so viel nun auch nicht über die Main Coon wissen, haben wir bei Wikipedia nachgelesen. Nein, man soll dort nicht automatisch alles Geschriebene glauben, aber schon die ersten Sätze erklären uns, wie diese Deutung mit dem Waschbären zusammenhängt. Das Maine war gleich klar, das bezieht sich auf den im Nordosten der Vereinigten Staaten liegenden gleichnamigen Bundesstaat Maine – und das aus guten Grund. Dort nämlich wurde diese Katzenrasse  1985 zur Staatskatze (state cat) erklärt. Wie das? Aber erst einmal das Coon klären, woher das rührt und da steht nun eine deftige Erklärung, coon komme von Raccoon und das ist der Waschbär. Aber daß der nur im Aussehen und sonst nichts mit der Maine Coon Katze zu tun hat, wissen wir nun schon. Sie wird auch Amerikanische Waldkatze genannt und man sagt in Amerika zu solchen Katzen „working cat“, nicht weil sie Sklavendienste oder sonstige Arbeiten bewältigen, sondern weil das ihre Eigenschaft als Haus- und Gebrauchskatze definieren soll. Merkwürdig.

Weil sie sich dem Menschen relativ anpasst, eben so weit das Katzen genetisch überhaupt möglich ist, wird sie schon lange planmäßig gezüchtet. Daß sie allerdings auch Hundekatze heißen sollen, weil sie anhänglich seien, halten wir für ein Gerücht. Nicht die Anhänglichkeit, aber die Bezeichnung. Aber daß die Main Coon als sanfter Riese (gentle giant) gilt, glauben wir sofort. Und nun noch etwas Interessantes für die Biologen: „Zusammen mit der Norwegischen Waldkatze und der Sibirischen Katze zählt sie zur Gruppe der sogenannten Waldkatzen, welche wiederum zu den Naturrassen zählen.“ Wir merken schon, wir müssen die Maine Coon noch sehr viel mehr studieren.

Aber erst einmal noch zum Aussehen der abgebildeten Katze. Sie hat die kleinen Spitzen an den Ohren, die alle getigerten Katzen, die mit Wildkatzen zu tun haben, auch besitzen und die Luchspinsel genannt werden. Wieso die abgebildete Katze weiße Stutzerln hat, müssen wir als Merkmal noch herausfinden. Haben das alle? Auf jeden Fall ist der Schwanz buschig und lang. Und dann erstarren wir: hier steht doch tatsächlich, daß ein ausgewachsener Main Coon von der Nasen- bis zur Schwanzspitze über 1, 20 Meter lang werden kann und rund 12 Kilogramm schwer ist. Aber die abgebildete ist doch 'nur' 118, 33 Zentimeter lang?

Nun wurde im REKORDBUCH ja nicht das Gewicht, wohl aber die Länge als längste angepriesen. Ach so, steht deshalb dort 'längste lebende Katze', weil vorher oder nachher andere noch länger waren oder sein werden. Oder, vermuten wir mal, nicht alle messen ihre Katzen. Und so lange das so ist, bleibt Ludo von Kelsey Gill aus Britannien die längste lebende Katze, wovon sich Savannah Islands Trouble auf der selben Buchseite 64 absetzt. Denn sie ist  mit 48, 3 Zentimeter die größte Hauskatze aller Zeiten, heißt es da. Und da hören wir rasch auf, ehe wir dem nun auch noch auf die Spur, auf den Leim gehen. Fortsetzung folgt.

Foto:
Die Main-Coon in Aktion, zumindest im Buch Seite 64 (c) Paul Michael Hughes

 

Info:

Gebundene Ausgabe von Guinness World Records 2017, Verlag Hoffmann und Campe

 

Artikel über den Katzenkrimi mit Maine Coon in Weltexpresso

https://www.weltexpresso.de/index.php/buecher/7091-die-katzenherrschaft-laesst-schreiben
https://www.weltexpresso.de/index.php/buecher/7092-die-odysee-der-inghean