Jury nominiert 20 Romane die sechs Finalisten. Deutscher Buchpreis 2016, Teil 9

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso - Die Jury hat sechs Romane für die kurze Liste des Deutschen Buchpreises 2016 ausgewählt, was immer bedeutet, daß es 14 Romane nicht geschafft haben, dies jedoch immer ihren Autoren 'angelastet' wird, was kein Wunder ist, hatten die doch die Arbeit und erhält derjenige, der am Schluß den Deutschen Buchpreis erhält auch den dazugehörigen Scheck.


Natürlich legt die Jury Wert darauf, vor der Auswahlliste mit Namen und Titel etwas zu ihre Auswahlergebnis zu sagen: „Von Stille bis Gewalt: Die Romane der diesjährigen Shortlist decken ein breites inhaltliches Spektrum ab, doch sie eint eine starke Bodenhaftung, der unmittelbare Bezug zur beobachteten Realität. In harten, kontroversen Gesprächen haben wir um die sechs Autorinnen und Autoren der Shortlist gerungen. Nun aber sind wir zuversichtlich, mit der Shortlist eine Auswahl von Titeln zusammengefügt zu haben, die sowohl die unbestrittene Qualität dieses Bücherjahres als auch die unterschiedlichen Ansätze, sich der Welt und deren Beschreibungsmöglichkeiten zu nähern, widerspiegelt“, sagt der freie Kritiker Christoph Schröder, Sprecher der Jury für den Deutschen Buchpreis 2016.

Über diese Wertungen wird noch zu sprechen sein. Immerhin haben die sieben Jurymitglieder seit dem Ausschreibungsbeginn ganze 178 Titel gesichtet - wie auch immer sie das organisieren -, die zwischen Oktober 2015 und dem heutigen 20. September 2016 erschienen sind.


Die für die kurze Liste nominierten sechs Romane

Reinhard Kaiser-Mühlecker: Fremde Seele, dunkler Wald (S. Fischer, August 2016)
Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis (Frankfurter Verlagsanstalt, September 2016)
André Kubiczek: Skizze eines Sommers (Rowohlt Berlin, Mai 2016)
Thomas Melle: Die Welt im Rücken (Rowohlt Berlin, August 2016)
Eva Schmidt: Ein langes Jahr (Jung und Jung, Februar 2016)
Philipp Winkler: Hool (Aufbau, September 2016)



Dies bedeutet, daß folgende Romane der Zwanzigerliste – in alphabetischer Reihenfolge ihrer Autoren - nicht mehr dabei sind:
 
Akos Doma: Der Weg der Wünsche (Rowohlt Berlin, August 2016)
Gerhard Falkner: Apollokalypse (Berlin Verlag, September 2016)
Ernst-Wilhelm Händler: München (S. Fischer, August 2016)
Michael Kumpfmüller: Die Erziehung des Mannes (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2016)
Katja Lange-Müller: Drehtür (Kiepenheuer & Witsch, August 2016)
Dagmar Leupold: Die Witwen (Jung und Jung, September 2016)
Sibylle Lewitscharoff: Das Pfingstwunder (Suhrkamp, September 2016)
Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke (Kiepenheuer & Witsch, November 2015)
Hans Platzgumer: Am Rand (Paul Zsolnay, Februar 2016)
Arnold Stadler: Rauschzeit (S. Fischer, August 2016)
Peter Stamm: Weit über das Land (S. Fischer, Februar 2016)
Michelle Steinbeck: Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch (Lenos, März 2016)
Thomas von Steinaecker: Die Verteidigung des Paradieses (S. Fischer, März 2016)
Anna Weidenholzer: Weshalb die Herren Seesterne tragen (Matthes & Seitz Berlin, August 2016)

Weltexpresso wird die Auswahl kommentieren. Für das Erste ist auffällig, daß große Verlage der früheren Buchpreisträgerinnen nicht mehr dabei sind: Suhrkamp, Hanser (war nur mit Zsolnay vertreten), Luchterhand (gar nicht), Dumont (gar nicht) und Kiepenheuer & Witsch hatte sogar drei Nennungen auf der Zwanzigerliste, die alle nicht weiterkamen. Daß dafür kleinere Verlage punkteten, muß nicht schlecht sein.


Was aber auffällig ist und eine Rolle spielen muß, ist die Tatsache, daß Schriftstellerinnen fehlen. Ihre geringe Repräsentanz mit vier Frauen auf der Zwanzigerliste war schon negativ auffällig , jetzt ist auf der Sechserliste nur noch eine einzige Frau übrig. Dabei geht es uns gar nicht um statistische Geschlechterfragen, sondern darum, daß das umtriebige Kultur- und Buchleben der Bundesrepublik zeigt, wie sehr weibliche Autorinnen beim Leser und auch der Literaturkritik anerkannt und beliebt sind. Bei dieser Jury nicht?


Für heute erst noch einmal die Formalitäten als Info

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2016 gehören neben Christoph Schröder an: Thomas Andre (Hamburger Abendblatt), Lena Bopp (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Berthold Franke (Goethe-Institut Prag), Susanne Jäggi (Librium Bücher, Baden), Sabine Vogel (Berliner Zeitung) und Najem Wali (Autor und Kritiker, Berlin).

Mit dem Deutschen Buchpreis 2016 zeichnet die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Der Preisträger oder die Preisträgerin erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalistinnen und Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Die Preisverleihung findet am 17. Oktober 2016 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt.

Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind zudem die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main.

Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland. Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur übertragen die Preisverleihung im Rahmen von „Dokumente und Debatten“ im Digitalradio und als Livestream im Internet unter www.deutschlandradio.de. Interessierte können die Preisverleihung per Live-Stream unter www.deutscher-buchpreis.de mitverfolgen.

Ab Ende September 2016 werden Auszüge aus den Shortlist-Titeln in englischer Übersetzung und ein englischsprachiges Dossier zur Shortlist auf dem Internetportal www.new-books-in-german.com präsentiert. Auch in diesem Jahr stellen sechs Literaturblogs als „Die Buchpreisblogger“ die Titel der Longlist vor, bieten Hintergrundinformationen und kritische Debattenbeiträge.

Foto:
V.l.n.r.: Sabine Vogel, Christoph Schröder, Lena Bopp, Susanne Jäggi, Thomas Andre, Berthold Franke, Najem Wali ©  Claus Setzer


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