Frankfurt-Themen in Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt

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Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ob es tiefer in die Historie Frankfurts geht oder sich um die kleinen Dinge des Alltags dreht – der Bücherzettel zum Jahresende empfiehlt Wissenswertes und Anekdotisches, verpackt zwischen zwei Buchdeckeln. Vielleicht findet sich unter den sechs Vorschlägen noch das ein oder andere Weihnachtsgeschenk.


Wudy bringt Kiko über die Skyline am Main und grüßt Goethe

Frankfurt in Aquarellfarben und kleinen Texten können Kinder erleben, wenn sie die bebilderte Geschichte des Frankfurter Jungen Wudy in die Hand nehmen. Der hat nämlich seine Cousine Kuki aus Tokyo zu sich eingeladen. Und wer wie Wudy sogar für den Besuch aus Japan freiwillig das Zimmer aufräumt und es der japanischen Cousine überlässt, damit sie dort sicher ist, zeigt seinem Gast natürlich auch besondere Seiten der Mainmetropole. So sausen die beiden in Windeseile in den 37. Stock des Gallileo Hochhauses oder sehen, dass Istanbul am Ufer des Mains liegt. Sie entdecken kleine Dinge zum Kauf auf dem Flohmarkt am Eisernen Steg, besuchen eine Tierstunde im Zoo, laufen durch Mohn und Kamille zum Offenbacher Strand oder liefern sich eine Wasserschlacht an der Alten Oper. Die Stadtführung mit vielen Aquarell-Zeichnungen, teilweise in Reimen geschrieben, führt Klein und Groß durch die Mainmetropole. (ab)


Wolfgang Utschick (Autor), Naeko Ishida (Illustratorin): Wudy bringt Kiko über die Skyline am Main und grüßt Goethe, 48 Seiten, Vielflieger Verlag, Frankfurt 2016, 17,99 Euro.

 


Schöner trinken

Über die wirklich wichtigen Dinge im Leben wird zu selten gesprochen und geschrieben: Wer widmet sich schon der Frage, ob der Stammtisch noch zu retten ist? Oder wo kann man erfahren, warum George Clooney nicht als Apfelwein-Werbe-Gesicht taugen würde? Auch die Kulturinstitution Wasserhäuschen wirft Fragen auf: Kultstätte oder Säufertreff? Antworten auf diese und andere wichtige Fragen findet man im Band „Schöner trinken“. Dafür haben Werner D’Inka und Rainer M. Gefeller, ohne die eigene Leber zu schonen, die Trinkkultur in und um Frankfurt erkundet und mit Experten gesprochen. Wer meint, dass Alkohol nur den Durst stillt, der lese das Gespräch mit dem Verleger Joachim Unseld zum Alkoholkonsum auf der Buchmesse und unter Autoren im Allgemeinen. (ab)

Werner D'Inka (Autor), Rainer M. Gefeller (Autor): Schöner trinken, 176 Seiten, Societäts Verlag, Frankfurt 2016, 14,80 Euro.

 


Frankfurt am Main als preußische Garnsion

Im Sommer 1866 wurde die bis dahin Freie Stadt Frankfurt von preußischen Truppen besetzt; sie hatte sich im preußisch-österreichischen Krieg auf die Verliererseite Habsburgs geschlagen. Alsbald wurde die Stadt in den preußischen Staat eingegliedert. Zusätzlich wurde sie als wichtige Metropole Garnisonsstadt, ab 1899 auch Sitz eines der 19 Generalkommandos für ein ganzes Armeekorps.

Der Geschichte und Auswirkung dieser Militärpräsenz geht der Autor Henning Roet de Rouet in seiner jetzt als Buch erschienen Dissertation nach. Dabei erfährt der Leser die historischen Hintergründe der Eingliederung Frankfurts in das Militärwesen Preußens und damit – angesichts seiner prägenden Stellung in der preußisch-deutschen Gesellschaft – auch in den Gesamtstaat. Weit entfernt davon, trockene Fakten zu präsentieren, entfaltet der Historiker ein aus Dokumenten, Zeitungsberichten und Nachlässen zusammengestelltes, lebendiges Alltagsbild Frankfurter Lebens zwischen 1866 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges.

Zwar stand das eher zivil orientierte Frankfurt dem Militär zunächst sehr reserviert, „den Preußen“ gar ausgesprochen ablehnend gegenüber. Durch die Einführung der Wehrpflicht, die Gründung von Krieger- und Militärvereinen und das Prestige des Militär- und besonders Offizierstandes wurde es namentlich in der jüngeren Generation, auch in den prominenten Familien der Stadt immer selbstverständlicher, „des Kaisers Rock“ zu tragen und den Status des Reserveoffiziers anzustreben.

So kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass es trotz mancher fortbestehender Vorbehalte zu einer weit stärkeren Identifikation mit und Integration nach Preußen und in das deutsche Kaiserreich kam als oft angenommen, ohne dass dies freilich mit anderen Elementen und Charakterzügen wie dem herausragenden Kulturleben, der Bildungsbeflissenheit und dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit in Widerspruch geraten wäre: Das Preußische in Frankfurt und das Frankfurterische in Preußen haben einander in vielfacher Weise gegenseitig durchdrungen. (ts)

Henning Roet de Rouet: Frankfurt am Main als preußische Garnsion. Von 1866 bis 1914, 332 Seiten, Societätsverlag, Frankfurt 2016, 29,80 Euro.

 


Kommen und Gehen – von Courbet bis Kirkeby: Künstleraufenthalte in der Region

Der französische Maler Gustave Courbet verbrachte mehrere Monate in Frankfurt, Max Beckmann sogar 17 Jahre. Noch bis zum 22. Januar ist im Museum Giersch die Ausstellung „Kommen und Gehen. Von Courbet bis Kirkeby“ zu sehen. Zu dieser Ausstellung, die sich mit Künstleraufenthalten in Frankfurt und der Rhein-Main-Region beschäftigt, ist ein reich illustrierter Band erschienen, der die hiesigen Migrationsbewegungen und -gründe der vergangenen 150 Jahre nachzeichnet und sich dabei den einzelnen Künstlern widmet. Es geht um Künstlerfreundschaften und Netzwerke, aber auch um Mäzene, Sammler und Vermittler. Denn schließlich erhofften sich die Künstler von ihrem Aufenthalt in der Region etwas. Vertreibung und Terror im Nationalsozialismus werden nicht ausgespart. Max Beckmann und Willi Baumeister beispielsweise verloren in dieser Zeit ihre Ämter an der Frankfurter Kunstgewerbeschule, der heutigen Städelschule. (ab)

Frankfurt am Main MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität (Herausgeber): Kommen und Gehen – von Courbet bis Kirkeby: Künstleraufenthalte in der Region Frankfurt/RheinMain, 264 Seiten, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2016, 29,95 Euro.

 


Frankfurter Kaddisch

Drei ältere namhafte Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Frankfurt stürzen auf spektakuläre Weise in den Tod - ein besonderer Fall für den jungen Hauptkommissar Gregor Mandelbaum. Denn die vermeintlichen Selbstmorde werfen zahlreiche Fragen auf und führen zurück in die Frankfurter Geschichte und den Nationalsozialismus. Durch Rückblenden verwebt der Kriminalroman „Frankfurter Kaddisch“ von Dieter Aurass mehrere Zeitebenen. Der junge Kommissar Mandelbaum ist zwar hochintelligent, der soziale Umgang mit seinem Team und den Kollegen fällt ihm wegen seines Asperger-Syndroms jedoch nicht so leicht und sorgt ab und an für Missverständnisse. Als er sich zudem noch in die attraktive Gerichtsmedizinerin verliebt wird klar: Dieser Fall fordert ihn auf vielfache Weise. (ab)

Dieter Aurass: Frankfurter Kaddisch. Kriminalroman, 343 Seiten, Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2016, 11,99 Euro.

 


Die Brentanos. Eine romantische Familie?

Heute sind sie eine der bekanntesten Familien Deutschlands: Die Brentanos. Den Kaufleuten, die ursprünglich aus Italien stammten, wurde die Integration anfangs nicht gerade leicht gemacht. Dennoch brachte die Familie Politiker, Literaten und Künstler hervor und ist heute aus der Kultur- und Geistesgeschichte der Stadt Frankfurt und Hessens nicht mehr wegzudenken. Im vorigen Jahr hat sich im Frankfurter Goethemuseum ein Symposium mit den Brentanos befasst.

Inzwischen ist der Band „Die Brentanos. Eine romantische Familie?“ erschienen. Er beleuchtet in zahlreichen Porträts Mitglieder dieser weitverzweigten Familie. Darunter nicht nur Pietro Antonio Brentano, der 1762 in Frankfurt das Bürgerrecht erwarb oder der CDU-Politiker Heinrich von Brentano, sondern natürlich auch das bekannte Geschwisterpaar Clemens und Bettine. (ab)

Bernd Heidenreich, Evelyn Brockhoff, Anne Bohnenkamp-Renken, Wolfgang Bunzel (Hrsg.): Die Brentanos. Eine romantische Familie?, 456 Seiten, Henrich Editionen, Frankfurt 2016, 22 Euro.