TRÜGERISCHES LICHT. Die mehrfache Gewinnerin des Deutschen Krimipreises auf Lesereise in Deutschland

Elisabeth Römer

Hamburg (Weltexpresso) – Wer Patrícia Meilo noch nicht gelesen hat, kann das jederzeit nachholen. Wer sie aber noch nie hat lesen und diskutieren hören, der kann das auf der angekündigten Lesereise nun nachholen.


Unser Tip. Sie sollten es tun. Beides. Die Bücher lesen und die Veranstaltungen besuchen. Patrícia Melo ist eine kluge Frau, die zudem wichtige Themen in ihren Büchern verhandelt und einfach hervorragend schreibt.

Über den neuesten Kriminalroman schreibt der Verlag Tropen, der Teil von Klett-Cotta ist:


»Trügerisches Licht«
Sensationslust folgt überall den gleichen Regeln: Schön ist interessanter als hässlich, reich spannender als arm, und nichts geht über einen ermordeten Star. Ein abgründiger Krimi über den Kontrast zwischen glamouröser Fernsehwelt und einem Brasilien, das im Chaos versinkt.



Damit ist der Mord gemeint, der als Selbstmord getarnt den glamourösen Schauspieler Fabbío beim Auftritt auf der Bühne ereilt. Das ist stark, wie aus einer Handlung im Theaterstück heraus, den im Publikum alle als als gespielten Selbstmord verstehen müssen, ein wirklicher Mord wird. Theater ist immer ein dankbares Romanthema, aber der zweite Handlungsort auch, erst recht im Krimi: es ist die Polizeidienststelle. Denn was an diesem Krimi das so Beunruhigende ist, das wird schnell klar. Der Feind, der Verbrecher, der Mörder  ist inmitten der Polizei. Aber wer ist es?


Bei der Aufklärung des mysteriösen Mordes muß die Autorin einfach auf die Gewaltstrukturen im Land eingehen. Es ist keine absichtsvolle Soziologie oder Landeskunde, die wir durch die Blume erfahren, sondern im Schildern der Begebenheiten und der Aufklärung vom Mordgeschehen, lernen wir das Land Brasilien von seiner gewalttätigen Seite kennen.
Das fällt umso mehr auf, weil diejenige, die tatsächlich Aufklärerin ist, die Pathologin ist, also eine Frau. Und das ist ein genialer Zug der Autorin, weil sie durch deren, ja sollte man sogar sagen: feministische Brille (?) einen deutlicheren, präziseren, analytischeren Blick auf die Männergesellschaft wirft, die Brasilien einfach ist. Noch ist.


Nicht umsonst hat auch dieser Krimi sofort den Sprung auf die KrimiBestenListe im Jahr 2016 geschafft, wo Patrícia Melo schon mit ihren Vorgängerromanen zu Hause war. Zweimal war sie Trägerin des Deutschen Krimipreises. Für O MATADOR 1998 und für LEICHENDIEB 2014. An den letzen erinnern wir uns deshalb so gut, weil er in der Erzählweise diametral zu diesem steht. LEICHENDIEB war aus der Perspektive des Täters erzählt, bei TRÜGERISCHES LICHT ist es die Kommissarin, die wir begleiten. Ja, auch bis ins häusliche Bett. Aber, was sonst eher nervt, wenn das Privatleben der Polizeiprotagonisten ausgewalzt wird, hat hier eine wichtige Funktion. Denn wir erfahren durch deren Trennungs- und Scheidungsgeschichte noch einmal sehr viel über das Land Brasilien, Dinge übrigens, die dringend zu ändern wären, will man Männer und Frauen als gleichberechtigte Wesen und Staatsbürger haben.


Auf der Lesereise sind die Stationen endlich einmal im südlicheren Deutschland. Tatsächlich sind im Norden und Osten ansonsten sehr viel mehr Lesereisen. Warum, das versuchen wir seit Jahren herauszubekommen, freuen uns aber jetzt für den Süden.



LESEREISE


8. März / 19:30 Uhr
Stadtbücherei Frankfurt
Frankfurt/Main
 
9. März / 18 Uhr
lit.Cologne
MS RheinEnergie/Literaturschiff
Köln
 
10. März / 20 Uhr
Glatteis - die Kriminalbuchhandlung
München
 
11. März / 20 Uhr
Citydome Cinema
Darmstadt
 
12. März / 19:30 Uhr
Literaturhaus Villa Clementine
Wiesbaden
 


Info:
Patrícia Melo, Trügerisches Licht. Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Barbara Mesquita,
Tropen Buchverlag, Köln 2016