Zwei neue Titel in der WBG, Teil 2/2

Hubertus von Bramnitz

Darmstadt (Weltexpresso) - Wir können in den letzten Jahren eine Wiederauflage der Gartenbewegung konstatieren, die zu allen Zeiten, wo Menschen lebten, immer wieder in den Mittelpunkt geriet. Dabei sind drei unterschiedliche Zielsetzungen herauszustellen: Es gibt reformerische Gartenbewegungen, wie sie die Gartenstädte des Neuen Bauens in den Zwanzigerjahren zeigen oder auch Sissinghurst, der wunderbare Garten der englischen Schriftstellerin Vita Sackville-West.

Dieser sollte den ästhetischen Gesichtspunkten von Natur in zivilisierter Form nahekommen. Ja, sie hat den Garten ab 1930 mit ihrem Mann Harold Nicolson geschaffen, aber sie war die treibende Kraft und ist für Literaten vor allem auch wegen ihrer Beziehung mit Virginia Wolff bekannt. Sagen wir es offen, es ist der Garten von Sissinghurst, in den jedermann noch heute zu den Besuchuszeiten Anlaß erhält, etwas ganz Wunderbares, was Sie sicher motiviert, sich mit der Gestalterin Sackville-West zu beschäftigen. Deren Arbeitszimmer können Sie dort auch sehen und gewinnen Interesse - da sind wir sicher - an dem Gentleman- und Lady-Agreement, das die beiden über ihre Ehe trafen.

Und dann gibt es die repräsentativen Gärten, wie ihn die Schlösser und Herrschaftssitze in aller Welt zeigen. Da allerdings müßten wir stark differenzieren zwischen dem englischen Landschaftsgarten, dem französischen Barockgarten, gar den Überssegärten....Vom 20./21. Jahrhundert nun zur Antike. Kein weiter Schritt übrigens, was Gärten und menschliche Beziehungen angeht.

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Stephanie Hauschild
Akanthus und Zitronen. Die Welt der römischen Gärten

Der Garten des Epikur oder die Gärten von Pompeji sind vielen ein Begriff. Aber können wir uns die römischen Gärten vorstellen? Welche Pflanzen wuchsen dort und wie wurden sie verwendet? Wie wurde dort gegärtnert? Oder welche Gewächse schmückten die Villa des Horaz? Anhand zahlreicher archäologischer und literarischer Zeugnisse beschreibt Stephanie Hauschild Anlage und Ausstattung von Zier-und Nutzgärten, ihre Entwicklungsstränge sowie den Gartenalltag. Die Idealbilder römischer Gärten, die die Maler des 19. Jh. festhielten, betrachtet die Autorin dabei ebenso, wie heutige
Rekonstruktionen antiker Gartenanlagen. Eine Übersicht über die wichtigsten Pflanzen der römischen Antike und viele Anregungen, die antike Gartentradition auf dem eigenen Balkon auszuprobieren, runden das Buch ab.

Gärten standen im Mittelpunkt des Lebens im alten Rom – für manche als repräsentative Ziergärten, für andere als Nutzgärten. Stephanie Hauschild nimmt uns mit auf eine Reise in die grünen Oasen der römischen Antike. Sie erzählt vom Leben mit dem Garten, stellt die Pflanzenwelt vor und lädt ein, die römischen Gartentraditionen selbst auszuprobieren.



Hauschild, Stephanie

Dr. Stephanie Hauschild ist Kunsthistorikerin mit Schwerpunkten in der Kunst des Mittelalters, des 19. Jahrhunderts und der Gegenwart sowie in der Gartengeschichte. Nach Stationen an der Hamburger Kunsthalle, dem Germanischen Nationalmuseum und der Schader-Stiftung lebt und arbeitet die Autorin in Darmstadt.


Kommentar: Die Redaktion des Weltexpresso will dann doch mitteilen, daß sie nicht nur über einen großen Balkon mit viel blühendem Grün verfügt, sondern auch einen ganz kleinen Garten hat. In dem wächst Akanthus. Was das ist? Eine noch heute in Griechenland geläufige Pflanze, deren gezackte Blätter die Vorlage für die Kapitelle der Antike sind. Echt.
Die Pflanze blüht jedes Jahr bläulich und hat eine Art Schoten in ihren Dolden, die dann abfallen und in der Erde die Ableger vorbereiten. Sie hat also inzwischen für viele viele Ableger gesorgt. Von alleine.


Foto: Cover

Info:

Stephanie Hauschild
Akanthus und Zitronen. Die Welt der römischen Gärten
Verlag Philipp von Zabern – WBG
2017. 168 S. 57 farb. Abb., geb.
Preis: € 24,95 [D]
ISBN 978-3-8053-5070-9

Die Autorin beschreibt anhand zahlreicher archäologischer und literarischer Zeugnisse die Ausstattung und Anlage von römischen Gärten, deren Entwicklungsstränge sowie den Gartenalltag und bietet zusätzlich eine Übersicht über die wichtigsten Pflanzen der römischen Antike.