Neue Krimis, Teil 1/4
Elisabeth Römer
Hamburg (Weltexpresso) – Das ist schon ein Ding. Dieser Tom Brant, Detective Sergeant, der ein besonderer polizeilicher Lieblingsheld vom irischen Ken Bruen ist, dessen bisherige Tom Brant und Chief Inspector James Roberts-Serie im Deutschen bisher mit FÜCHSIN und KALIBER vorlagen.
BLITZ heißt dieser neue Roman im alten Original, stammt aus dem Jahr 2002 und wurde sogar mit Jason Statham 2011 unter dem Titel Blitz-Cop-Killer vs. Killer verfilmt. Warum nicht alle sieben Kriminalromane um diese irische Polizeigang ins Deutsche übersetzt sind, hängt – das ist nur unsere Vermutung – damit zusammen, daß Bruen auch Verfasser der 10teiligen Jack-Taylor-Serie ist, die auch durch die Verfilmung, die im ZDF immer wieder gezeigt wird, große Popularität gewann. Was man verstehen kann. Und wenn man dann noch weiß, daß es neben den vielen vielen Einzettiteln auch eine Max Fisher und Angela Petrakos-Serie gibt…
Wenn ein Autor den Leser dazu bringt, daß er inständig hofft, daß einer der Polizeibeamten, darunter eine schwarze Lady, diesem zynischen, im Glück schwimmenden, durch die Presse gehätschelten Polizistenmörder endlich den Garaus macht, also ihn ermordet, dann heißt das schon was. Denn Krimis sind ja eigentlich dazu da, daß die Polizei als faktische Staatsgewalt die Aufklärungsarbeit leistet, damit dann die Judikative den Mörder bestraft. Was aber tun, wenn der geschickt den einen gegen den anderen ausspielt und dann auch noch das besagte Glück dabei hat.
Und das ist noch nicht alles, was Ken Bruen mit uns treibt. Erst einmal geht es um diesen knallharten Brant, der auf dem Weg seiner Polizeiarbeit lügt und betrügt, nirgends bezahlt, sich immer rausredet und die anderen als die Doofen da stehen läßt. Eine unsympathische Figur. Wenn aber Bruen um den Detective noch eine anrüchige Mannschaft gruppiert, wo jeder Dreck am Stecken hat, aber dennoch das Gute siegen lassen will, dann wird auf einmal Brant zum Helden – auch für den Leser. Wir sind formbare Masse in den Wörtern, Sätzen und Handlungsverläufen von Ken Bruen!
Dennoch muß Falls, die schwarze Nummer im berüchtigten South London Police Squad herausgehoben werden, und das nicht, weil sie so schön ist. Mit ihr und auch dem geliebt-gehaßt-geliebten Detective Inspector Nelson – auf die Reihenfolge kommt es an! - unternimmt der Krimi dann auch noch eine romantische Reise, was kein Kitsch wird, zumal…ach was, eigentlich sollte dieser Krimi FALLS heißen. Echt.
Aber ausplaudern wollen und dürfen wir nichts. Kurzfassung: Ein Kokser namens Barry Weiss, der auch mit Wodka und viel Red Bull high wird, will groß bekannt werden. Polizistenmord ist doch ein Renner, weil einfach mehr darüber berichtet wird, als wenn er einen Penner umbringt. Und dann gleich 1,2...ach was, sieben bis acht Polizisten umbringt, dann müßte er doch berühmt werden und zugleich durch Interviews in Zeitungen, daß er ganz sicher nicht der Mörder ist, auch noch reich. Doch dieses Spiel durchkreuzt dann nur einer, wobei bis auf den Chef Roberts eigentlich alle Polizisten dieser Dienststelle die sein wollen, die den sadistischen Typ umlegen wollen. Wie gesagt, der Leser ist ab irgendwann völlig auf deren Seite. Und will mehr davon!
Info: Ken Bruen, Brant, Polar Verlag