F jugend1Wie junge Frankfurter vom 1. bis 7. Juli beim Jugendsportaustausch neue Freunde aus Frankreich und England finden

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Frankfurt am Main (Weltexpresso) -  Miteinander statt gegeneinander – unter diesem Motto startet seit neun Jahren der Jugendsportaustauch zwischen Frankfurt und Lyon. Was mit fünf Frankfurter Vereinen begann, ist inzwischen zu einer festen Größe im Jahreskalender von mehr als zwei Dutzend Sportvereinen aus den beiden Partnerstädten geworden.

Seit vergangenem Jahr sind auch Sportler aus Birmingham von der Partie. Dieses Jahr findet „Europod“, wie der Austausch seit 2015 heißt, vom 1. bis 7. Juli in Frankfurt statt. Rund 350 Jugendliche und 50 Betreuer werden teilnehmen.

F jugendDie Idee, einen groß angelegten Austausch zwischen jungen Sportlern auf die Beine zu stellen, entstand 2008. „Frankfurt pflegt viele Städtepartnerschaften“, sagt Ferdinand Rissom von der Sportjugend Frankfurt. „Aber die persönlichen Begegnungen zwischen Jugendlichen waren zu dieser Zeit immer weniger geworden.“ Um sie zu aktivieren, gründete Rissom den Jugendsportaustausch zwischen Frankfurt und Lyon. Zwar ist der nicht der einzige seiner Art, zwischen Heidelberg und Vichy etwa existiert seit 30 Jahren ein ähnlicher – aber mit rund 400 Teilnehmern ist er der größte. Und könnte, ginge es nach Rissom, gern auf 1000 Jugendliche wachsen, die sich wechselweise in ihren Heimatstädten besuchen, gemeinsam Sport treiben und allem voran – sich kennenlernen.

Mit Unterstützung des Referats für Internationale Angelegenheiten der Stadt Frankfurt am Main (RIA) und des deutschen Generalkonsulats in Lyon machte sich Rissom Ende 2008 auf die Suche nach Vereinen aus Lyon, die seine Vision teilen: mit Sport Grenzen überwinden. Bei der Stadt und dem Deutsch-Französischen Jugendwerk warb er um Fördermittel, fand mit den Mercure Hotels einen weiteren Sponsor. „Als weltoffene Stadt Frankfurt unterstützen wir den Jugendsportaustausch von Beginn an, denn er öffnet jungen Menschen den Blick für andere Kulturen“, sagt Oberbürgermeister Peter Feldmann. „Mädchen und Jungen aus drei Ländern trainieren zusammen, lernen das Leben in einem anderen Land, einer anderen Familie kennen. Dabei überwinden sie ganz spielerisch Grenzen.“

Zwischen 50 und 80 Euro kostet eine Woche Sport, Spiel und Spaß die jungen Teilnehmer, plus die Bereitschaft ihrer Familie, eine Woche lang einen ebenso jungen Gast aufzunehmen. „Die Kosten sollten so gering wie möglich sein, damit die Jugendlichen unabhängig von ihren finanziellen Mitteln teilnehmen können oder nicht erst einen Antrag stellen müssen, um einen Zuschuss zu bekommen“, sagt Rissom.

Die größte Herausforderung bei der Organisation des Austauschs war und ist es, die Menschen in den Vereinen zu finden, die für die „Europod“-Idee brennen. Denn: Jeder Verein organisiert seinen eigenen Austausch. Frankfurter Fechter beherbergen ihre Sportsfreunde aus Lyon, englische und französische Judoka trainieren mit deutschen, Hip-Hopper aus zwei Nationen erarbeiten gemeinsame Choreografien. „Wie sie die Austauschwoche gestalten, ob mit mehr Training oder vielen Ausflügen, überlassen wir den einzelnen Vereinen“, erklärt Isabelle Dibao-Dina, die sich wie Rissom bei der Sportjugend Frankfurt engagiert und den Austausch seit diesem Jahr federführend plant und betreut.

Isabelle Dibao-Dinas Aufgaben sind vielfältig. Sie sucht Partnervereine, hilft beim Ausfüllen von Anträgen für Zuschüsse, gestaltet die Programmpunkte, bei denen alle 400 Teilnehmer auf einmal zusammenkommen – dieses Jahr ein Empfang im Namen der Stadt Frankfurt in der Paulskirche, ein Sporttag im Brentanobad und einen Betreuerabend. Sie unterstützt die Vereine beim Ausarbeiten des Programms und schult sie in interkultureller Kompetenz.

Denn „Europod“ ist mehr als eine Woche Auslandsaufenthalt mit buntem Programm. Er ist auch kein Turnier, bei dem zwei Vereine gegeneinander antreten. Er ist ein Austausch im wahrsten Sinne des Wortes. „Die Jugendlichen sollen sich begegnen“, sagt Ferdinand Rissom. Hier die Deutschen, da die Franzosen, dort die Briten – das soll bei „Europod“ nicht passieren. Es gelingt mit kleinen, gezielten Tricks: Beim Essen achten die Betreuer darauf, dass die Nationaliäten wechselweise nebeneinander sitzen. Während des Trainings oder einem Wettkampf treten nie Frankfurter gegen Lyoner, oder Lyoner gegen Brummys, wie die Bewohner Birminghams heißen, an – die Mannschaften werden immer gemischt. Die Sportler können gar nicht anders, als in Kontakt zu treten, sich zu verständigen – und sei es mit Händen und Füßen. In die Karten spielt den Organisatoren dabei die gemeinsame Leidenschaft der Teilnehmer: der Sport. Über ihn werden Hemmungen im Nu abgebaut, Sprachhindernisse vergessen.

Rissom hat es selbst erlebt, als er siebenjährig von Deutschland nach Frankreich zog, in der Turnhalle stand, etwas gefragt wurde und sich nur gestikulierend verständigen konnte. „Der Sport hat mir geholfen, in Frankreich Fuß zu fassen. Über ihn habe ich viele Freunde gefunden.“ Eine Erfahrung, die Rissom an die „Europod“-Teilnehmer weitergeben will. Und die gut angenommen wird. „Einige Jugendliche sind mehr als einmal dabei, andere kommen als Betreuer wieder“, sagt Isabelle Dibao-Dina. „Manche von ihnen besuchen sich über den Austausch hinaus oder machen bei der Fahrt in den Familienurlaub in Frankreich einen Abstecher nach Lyon, um bei ihrer Gastfamilie vorbeizuschauen.“

Fotos: 
Lyon 2016: Teilnehmer des Jugendsportaustausches ‘Europod’ 
Lyon 2016: Teilnehmerinnen des Jugendsportaustausches ‘Europod', beide © stadt-frankfurt.de