hz Wildbienen Alter Flugplatz 2 jpgAuf dem Alten Flugplatz in Bonames nahe Frankfurt/Stadt wurde ein designtes Wildbienenhotel eröffnet, Teil 1/2

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Seit den ältesten Zeiten wurden die Bienen zu ‚den Bienchen‘ verniedlicht. Die Bienchen flogen gleichsam wie im Kinderzimmer der Natur durch die Luft und suchten sich vornehmlich die schönsten Blütenstände aus, um aus dem bevorzugten Blütenkelch den köstlichen Nektar zu saugen, der auch uns Menschen im Honig Genuss bereitet.

Dass dieser Vorgang auch der Bestäubung der Pflanzen dient, besonders jener, die wir für uns als nützlich ansehen, war zwar lange bekannt, wurde aber als selbstverständlich vorausgesetzt.


Den heimischen Wildbienenarten droht das Aussterben

Es gibt tatsächlich zuweilen eine sehr klare, ausschließliche Biene-Blume-Beziehung. Da nun durch die Verarmung der Flur infolge Übernutzung und Ausräumung durch die intensivierte Landwirtschaft viele seltene Blumen und Pflanzenarten bereits verdrängt und ausgestorben sind, wird es für einen Teil der 561 Bienenarten, sowohl Honig- als auch Wildbienen, immer schwieriger (wenn nicht aussichtslos) ihr uraltes Tagwerk im Dienst des großen Organismus der Natur zu verrichten. 30 bis 40 Bienenarten findet man schon nicht mehr. Besonders nachteilig und bedauerlich ist der Ausfall der Kornblume auf den Feldern.

Wildbienen gelten als Solitärbienen, sie bilden keine rigiden Staatenformationen. Wer bei der Gartenarbeit spontan ins Beet greift, kann sich plötzlich mit einem Wildbienenschwarm, der sich an einer schütter bewachsenen Stelle niedergelassen hat, konfrontiert sehen. Die Stiche sind normalerweise kein Problem, sofern nicht eine Allergie vorliegt. Wildbienen gelten als wenig aggressiv. Allein die Weibchen haben einen ‚Wehrstachel‘; sie stechen nur bei direkter Bedrohung. Wildbienen bauen je nach Art in Röhren, Erde, Mauerwerk und in Halmen, die zur ‚Brutröhre‘ umgewidmet werden.

Um der Bedrängung auch der Wildbienen, die einen hohen Anteil an der Bestäubung haben, entgegenzuwirken, haben das Umweltamt Frankfurt und die Untere Naturschutzbehörde - in Kooperation mit der ‚Künstlergruppe Finger‘, die von Andreas Wolf und Florian Haas zur Eröffnung repräsentiert wurde - auf einer Fläche des Alten Flugplatzes am Lauf der Nidda, nahe beim Feuerwehrmuseum, ein Wildbienenhotel im Designstil eröffnet und der Öffentlichkeit präsentiert. Die Frankfurter Stadträtin Rosemarie Heilig sprach die Eröffnungsrede.

Offiziell wird aufgeklärt: „Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Wildbienen Blüten effizienter bestäuben als die Honigbiene. Sie erreichen mit der gleichen Zahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Ertrag. Dazu brauchen sie allerdings genügend blütenreiche Wegränder und Wiesen, die sie anfliegen können“.


Die architektonische Moderne gilt auch für Wildbienen

Auf der einen Bauwerkseite des Hotels sind, gängiger Praxis entsprechend, viele kleine Einbohrungen vorgenommen worden, die jeweils eine Wildbiene beherbergen können. Die Künstler haben die Bohrungen zu einer sprechenden Buchstabenfolge, zu einer Botschaft der Bienen an die Menschheit gereiht. Diese lautet:

WENN WIR EUCH MENSCHEN SO ANSEHEN, FÄLLT UNS AUF: ES GEHT EUCH WIE UNS ZU VIELE INSEKTIZIDE UND PESTIZIDE AUF DENEN IHR HERUMBEISST, ZUVIEL ÜBERBAUTE FLÄCHEN UND ZUWENIG WILDNIS.

Überschlägt man die Gesamtzahl der Bohrungen, so ergibt sich bei voller Belegung die Gesamtzahl an Bewohnerinnen und Bewohnern von einigen Tausend. Die Rote Liste gefährdeter Arten weist auch viele Wildbienenarten auf. Erstaunlicherweise sind gerade die Ballungszentren zu Rückzugsgebieten für bedrängte und gefährdete Arten geworden. Es werden vielfach Bienenhotels errichtet, Greifvögel werden durch gezielte Veränderungen an hochgelegenen Podesten zur Ansiedlung gebracht.
Fortsetzung folgt

Foto: © Heinz Markert