Eintracht Frankfurt glückt ein 2:1 gegen den Aufsteiger VFB Stuttgart, Spielbericht
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Dies war kein normales Fußballspiel, sondern eines, bei dem man hätte denken können, daß es inszeniert sei. Psychologisch inszeniert noch dazu: In der 42. Minute fällt das 1:0, in der letzten Nachspielminute 90+ das 2:1.
Das erste Tor ließ die Fans und die Eintrachtspieler zufrieden in die Pause gehen und das Siegestor, Sekunden vor dem Schlußpfiff, machte alle wie besoffen. Und das hat nicht nur mit dem Ergebnis, dem ersten Heimsieg dieser Saison zu tun, sondern auch mit dem Tor selbst. Kaum zu glauben, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Schade, der Freistoß für die Eintracht in der letzten Minute, den Willems versuchte, glückte nicht, der in der 61. Minute eingewechselte Stuttgarter Terodde kickte den Ball mit dem Kopf weg, das wars dann, erhoben sich die Leute neben uns. Aber!!! Der Stuttgarter Stürmer brachte den Ball nämlich nicht weit genug weg, der Ball war schlicht nicht hoch genug, denn der von der Eintracht sehr teuer eingekaufte Sébastien Haller schraubte sich in horizontaler Lage mit dem Rücken zum Tor in die Luft, winkelte sein Bein, erreichte den Ball mit der Spitze, streckte das Bein zum Schuß über seinen Körper Richtung Tor, wo der Ball sich völlig irre und unhaltbar senkte. Ein Jahrhundertschuß. So ein Ding, das sich keiner ausdenken täte, so zufällig wäre das Ergebnis. Ein Seitfallrückzieher, der hin und wieder vorkommt und eben nicht planbar ist. Eindeutig ein TOR DES MONATS.
Gerade fühlte man sich noch mit einem 1:1 nicht glücklich, aber zufrieden, daß es keine Niederlage wurde – so sah es zwischendurch tatsächlich aus – und auf einmal in allerletzter Sekunde ein Sieg?! Nicht nur die Spieler können blitzschnell umschalten. Die Fankurve auch. Sofort wedelte ein schwarz-weißes Fahnenmeer, verbunden mit lauten Sprechgesängen, daß es nur so im klamm-naßen Stadion hallte. Bei so schönem Wetter hatte das Spiel begonnen: mit 51 500 Zuschauern ausverkauft. Dann kam ein gewaltiger Platzregen, kalter Wind dazu und im Nu kühlte alles ab und bei Nieselregen leerte sich das Stadion. Aber eben in der Hauptsache glücklich.
Daß der Aufsteiger Stuttgart die Bundesliga nicht fürchten muß, zeigten die Spieler gewiß in diesem Spiel, das so tat, als ob es ein gutes sei. Lange nämlich waren alle zufrieden, daß endlich was geboten wurde. Beide Mannschaften waren auf Angriff gepolt und so ging es munter hin und her und auch auf der Pressetribüne hielt sich erst mal die Ansage, daß jetzt endlich richtig und dazu richtig gut Fußball gespielt werden. Doch noch in der ersten Halbzeit, als es kontinuierlich Richtung Stuttgarter Tor ging, wuchs die Erkenntnis, daß zwar Engagement da war und die Spieler munter nach vorne droschen, aber so richtig nach mit Sinn und Verstand und also auch nach herausgespielten Torchancen sah das nicht aus.
So leicht ist man heute schon zufrieden, wenn sich auf dem Feld was tut. Und anders als die letzten Male, wo es aussah, als ob Schlaftabletten nachwirkten, muß der Eindruck von einem munteren Spiel noch mal bekräftigt werden.
Stuttgart ein Aufsteiger? Dies Spiel unterschied sich in keiner Weise von anderen und es war richtig, den Gegner als Erste-Liga-Gegner ernst zu nehmen. Und blickt man in die Vergangenheit, dann sieht es für die Frankfurter düster aus: Bei 93 Aufeinandertreffen gab es 31 Siege sowie 19 Remis , aber ganze 43 Niederlagen für die Frankfurter.
Zusammengefaßt kann man sagen, daß die erste Halbzeit eher für die Eintracht sprach, die sich in der 2. dann sehr zurückhielt, als die Stuttgarter in der 61. Minute mit dem gerade eingewechselten Terodde den Ausgleich schafften. Was da an Unsicherheiten seitens der Eintracht sich auftat, hätte man lieber gar nicht gesehen. Abgründe. Und so dümpelte das Spiel vor sich hin, als etwas passierte, von dem Trainer Kovac nachher als dem Aufwacheffekt (vgl. STIMMEN ZUM SPIEL) sprach: S. Falette sah in der 64. Minute Rot.
Eigentlich war einem das gar nicht so schlimm vorgekommen, aber Falette hatte einen Stuttgarter zu Fall gebracht: Elfmeter! Achtung, wir haben ja jetzt den Videobeweis! Und der sprach nun für die Eintracht, aber gegen den Spieler: das Foul war vor der Strafraumgrenze. Kein Elfer, aber die Rote Karte für den Spieler. Und erst jetzt mit 10 Mann kam die Eintracht zu sich selbst und fing an, das Spiel, das zu diesem Zeitpunkt viel eher auf einen Stuttgarter Sieg zielte, zu drehen. Auf einmal kam Zunder auf. Spielideen, die Torschüsse mehrten sich, bis dann in der allerletzten Minute...siehe oben.
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