F goethegeospyorgSerie: Zur Zerstörung des Frankfurter Goetheturms durch Brandstiftung und dem gewünschten Wiederaufbau, Teil 3

Tom Wendt

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -

als kindergartenkind vom wendelsweg
- da du mir für meine kurzen beinchen
noch zu hoch warst -
in deinem schatten gespielt,
durch die knarrende
jägerzauntür zum spielplatz
gelaufen und stundenlang auf dem
ungeheuer geritten.


als grundschulkind erstmals
deine aussichtsplattform erklommen
- den blumigen malzgeruch der henninger brauerei
und den des geteerten holzes
habe ich heute noch in der nase -,
eine zehn-pfennig-münze in das fernrohr
eingeworfen und
gestauuuunt.


als gymnasiast
ein referat über dich gehalten:
zum 100sten todestag von goethe eröffnet,
196 stufen,
43 meter hoch und
höchster holzturm deutschlands.
was war ich stolz,
dass es dich gibt!


als student
mit meinen lehrbüchern
auf deinen bänken in den
zwischenpodesten
gesessen,
die frische stadtwaldluft und den
weitblick genossen
und gebüffelt.


als verliebter
dich zum
geheimtreffpunkt
erkoren
und
wundervolle
momente
erlebt.


als erwachsener
oft mit meinem hund
zu dir gekommen
oder mit dem fahrrad
zu dir hoch gestrampelt
und dann bergab
im erfrischenden wind
nach hause gerollt.

oder

mit freunden
bei mehr als einem glas bier
beim jazz gewesen
oder
auf deinem weihnachtsmarkt
am glühwein
gewärmt.


als edeltreiber
in der jagdhütte
zu deinen füßen
gefeiert,
an wochenenden
in dem kleinen gartenlokal
gesessen und
n schobbe gepetzt.


als verlassener
von oben runter geschaut
und mir vorgestellt
wie lange man fliegt
und wie verzweifelt
diejenigen gewesen sein müssen,
die tatsächlich
gesprungen sind.


als vater
die rollen getauscht
und meinem sohn
die stätten meiner
kindheit gezeigt:
die große rutsche und das karussell,
das planschbecken und das ungeheuer
sowie das später angelegte bretterlabyrinth.


als dribbdebächer
meine gäste
stolz zur
außenstelle der skyline
geführt
und von hoch oben
meine stadt und das umland
erklärt.


und als ergrauter hibbdebächer
mit tränen in den augen gesehen
wie du majestetisch
in flammen aufgingst.
in meiner vita
wirst du immer
die feste strebe sein,
an der ich mich entlang gehangelt habe.

t-om, im oktober 2017


Foto: © geo-spy.org


a Tom WendtInfo: 
Autoreninformation:

Prof. Dr. med. Thomas Wendt, geb. 1955 in Frankfurt am Main, Sachsenhausen,
verheiratet, ein Sohn
aufgewachsen im Westend, Schulen und Studium der Medizin in Frankfurt

heute
niedergelassen in Frankfurt seit 2010

Meine Energiequellen: Familie, Freunde, Beruf, Jakobsweg
Meine Hobbies: Tennis, Garten, lesen, schreiben
Pseudonym: t-om
Meine Sehnsucht: Toskana (s. bebilderten Gedichtzyklus Italienische Momente)
Meine wissenschaftliche Neugier: gesundes Herz
Vereine, an denen mein Herz hängt: Eintracht, Tennisclub Palmengarten
Mein Motto: ultreia