Der Klassiker: Eschborn-Frankfurt
Notker Blechner
Frankfurt/ Main (Weltexpresso) – Früher hieß das Rennen "Rund um den Henninger Turm", dann "Rund um den Finanzplatz Frankfurt – Eschborn". Jetzt heißt es nur noch "Eschborn – Frankfurt" - in Anspielung an die Rad-Klassiker "Paris – Roubaix" oder "Mailand – San Remo". Nur am Sieger hat sich nichts geändert: Der Norweger Kristoff triumphierte zum vierten Mal in Frankfurt.
Es dauerte lange, bis sich "König Kristoff" der Presse präsentierte. Erst eine Dreiviertelstunde nach Zielankunft kam er in den Presseraum - und zeigte sich überglücklich. Er sei "very happy", Geschichte geschrieben zu haben. Dann gab Kristoff seine Liebeserklärung an die Strecke: "Frankfurt- Eschborn ist inzwischen mein Lieblingsrennen", gestand er.
Aller guten Dinge sind vier
Noch nie hat ein Radprofi den Klassiker in der Rhein-Main-Metropole vier Mal gewonnen - und das auch noch hintereinander. Bisher hatte der deutsche Top-Sprinter Erik Zabel mit drei Siegen zusammen mit Kristoff den Rekord gehalten.
Dabei hatte sich Kristoff diesmal gar nicht so wohl gefühlt. "Ich war am Morgen ziemlich schlapp." Bei der zweiten Überfahrt der Billatal-Höhe schwächelte er und fiel zurück. Doch seine Teamkollegen vom UE Team Emirates brachten ihn wieder zurück ins Hauptfeld. Am Ende hatte der Norweger auch ein bisschen Glück. Seine Rivalen, der Ire Sam Bennett und der Australier Michael Matthews, versteuerten sich etwas. Der Kolumbianer Fernando Gaviria wäre fast falsch abgebogen.
Die 212 Kilometer lange Strecke war diesmal noch schwieriger als sonst. Zehn Anstiege, darunter den Feldberg, den Mammolshainer Berg mit 23 Prozent Steigung und die Billatal-Höhe, mussten die Rennfahrer bewältigen. Manche Sprint-Asse wie der Deutsche Marcel Kittel, der 2017 mehrere Tour-de-France-Etappen gewonnen hatte, gab 100 Kilometer vor dem Ziel frustriert auf.
Ausreißer-Gruppe erst kurz vor dem Ziel gefasst
Zeitweise hatte es nicht nach einem Massensprint vor der Frankfurter Alten Oper ausgesehen. Ein Grüppchen aus sieben Fahrern hatte sich abgesetzt und war erst vier Kilometer vor dem Ziel in der Frankfurter Innenstadt eingefangen worden. Unter ihnen war der Deutsche Emanuel Buchmann. "Es ist leider nicht jeder Vollgas gefahren", haderte er hernach. "Zehn Sekunden Vorsprung hätten vielleicht gereicht."
So wurde es wieder nichts aus einem deutschen Sieg in "Eschborn – Frankfurt". Als bester Deutscher landete Buchmann auf Platz 18. Seit John Degenkolb im Jahr 2011 hat kein deutscher Fahrer mehr den Frankfurter Radklassiker gewonnen.
"Spannend wie selten!"
Trotzdem machten die Renn-Verantwortlichen gute Mine zum unglücklichen (Heim-)Spiel. "Es war superspannend heute", meinte Ex-Rad-Profi Hartmut Bölts, der sportliche Leiter von "Eschborn – Frankfurt". "Während des Rennens hätte ich nie geglaubt, dass es zu einem Massensprint kommt."
Claude Rach vom Veranstalter Amaury Sport Organisation (ASO) sprach von einem "Kampf zwischen Sprintern und Ausreißern". Der Rennverlauf hätte gezeigt, dass auch Bergspezialisten hier gewinnen können. "Hätten sie im Taunus mehr investiert wäre für sie der Sieg drin gewesen."
Es wäre schön, wenn künftig endlich einmal nicht der Rad-Klassiker im Sprint entschieden würde. Ansonsten wird’s zu langweilig. Vor allem wenn "König Kristoff" dann zum fünften Mal gewinnt...
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Info:
Eschborn – Frankfurt
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