EF Kovac Pokal copyright Stadt Frankfurt Stefan MaurerEintracht Frankfurt ringt den Ligameister Bayern München mit 3:1 nieder, Teil 4

Claudia Schubert und Hartwig Handball

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nun ging es endlich los. Schon nach dem Landen der Maschine auf dem Flughafen und einer Dusche der Feuerwehr ging es über Stock und Stein zum Römer, in einem Cabrio-Corso, wo die Spieler und eben auch Noch-Trainer Niko Kovac im offenen Auto mit dem Pokal von den an den Rändern der Straßen Stehenden gefeiert wurden.

Ja, es waren viele, aber wenn man an das Jahr 1959 zurückdenkt, dann weiß man erst, wie außergewöhnlich das damals war: 100 000 Frankfurter hatten damals die Straßen gesäumt, wo die erfolgreichen Meister Eintracht Frankfurt – damals im Spiel gegen die Offenbacher Kickers – nach Hause kamen. Es gab also schon einmal Zeiten, wo der Fußball die Massen massenhaft bewegte.

EF 2Kovac Pokal copyright Stadt Frankfurt Stefan MaurerPeter Feldmann, der Frankfurter Oberbürgermeister war dabei in Berlin, im Flugzeug, auf dem Corso, im Römer und auf dem Römerbalkon. Er nannte das Pokalfinale mitreißend – war es auch – und freute sich nach diesen 30 Jahren über die Heimkehr des Pokals. „Mit Fleiß, Leidenschaft und Disziplin hat die Eintracht einen vermeintlich übermächtigen Gegner bezwungen. Diese spektakuläre Mannschaftsleistung macht mich stolz und verdient allerhöchste Anerkennung“, sagte er, der das Pokalfinale wie zahlreiche Magistratsmitglieder live im Berliner Olympiastadion mitverfolgte.

Inzwischen hatten alle Spieler und Eintrachtoberen den Römer betreten und liefen an den Auserwählten, die im Kaisersaal weilen durften, vorbei direkt zum Römerbalkon, wo man schon an den anschwellenden Hurra- und Bravorufen hören konnte, daß die Massen auf dem Römerberg nur darauf gewartet hatten, ihre Helden zu feiern. Es ging um den Pott. Und wie schon in Berlin hielten auch hier die beiden Spielführer – eigentlich Alex Meier, aber da nicht eingesetzt Abraham – den Pokal in die Höhe, der Menge zugewandt. „Wer hätte es noch vor wenigen Tagen für möglich gehalten, dass wir heute hier stehen dürfen und gemeinsam eine der größten Partys feiern, die Frankfurt je erlebt hat? An diesen Tag werden wir uns noch in vielen Jahren erinnern. Ich möchte mich im Namen aller Frankfurter dafür bedanken, dass wir 2018 ein ganz besonderes Wäldchestag-Wochenende geschenkt bekommen“, fügte Oberbürgermeister Feldmann unter dem nichtnachlassenden Jubel hinzu.

EF feuerokalsieg Publikum copyright Stadt Frankfurt Stefan MaurerAber zuvor gab es den ärgerlichen Zwischenfall, daß tatsächlich auf dem Römerberg diese bengalischen Feuer entzündet wurden und der ganze Platz verdunkelt war. Wenn bloß jemand mal diesen speziellen Frankfurter Fans verklickern könnte, daß dies außer ihnen niemand mag, daß es eine Körperverletzung ist, so etwas einatmen zu müssen, was die Augen jucken läßt und vor allem: keine Sicht mehr.

Auf dem Balkon war es vorher und nachher hoch hergegangen und so gut die Eintracht mit Trainer Kovac die Mannschaft in Berlin dirigiert hatten, so sehr fehlte jetzt ein Dirigent, bzw. Bestimmer auf dem Balkon. Das ging kreuz und quer und schnell hatte auf einmal Dino als Vertreter der Ultras das Mikrophon. Aua.

Und außerdem wollten die Tausende ihre Helden hören, die Spieler. Die bleiben aber lange stumm. Was man sich dabei gedacht hatte, Dino reden zu lassen, noch dazu so lange reden zu lassen, weiß keiner. Denn zunehmend wurden seine Worte  peinlicher, vulgärer, man konnte den überraschten hr-Kommentator hören, der sich irritiert äußerte, dann aber meinte, er bringe die Massen in E balkonBewegung, was leicht ist, wenn man ein Eintrachtlied anstimmt. Aber als Dino dann weiterquengelte und von „verfickter Scheiße“ sprach, womit er nicht sich meinte, da war es wirklich genug, ging aber noch länger weiter.

Und endlich die Spieler am Mikrophon. Die Jubler hatten schon zuvor in Sprechgesängen nach Alex Meier verlangt. Prince Boateng hatte das Mikrophon und machte alles perfekt. Erst ließ er den Römerberg dreimal auf seinen Ruf „Alex Meier“ mit „Fußballgott“ antworten, dann gab er diesem das Mikrophon (links im Foto) : „Wir sind so stolz auf Euch. Ich kann nur Danke sagen. Die JungensEF balkon haben super gekämpft und verdient gewonnen.“, sprach der honorige Meier, der wirklich der gute Geist der Eintracht ist.

Alles mögliche ging nun durcheinander, das gehört dazu. Aber dann war es wieder Boateng, der die Regie übernahm. Er wiederholte die Bedeutung von Alex Meier, dem Fußballgott und setzte fort: „Aber wir haben eine Maschine in der Mannschaft: Ante Rebic.“ Und schon bedankte sich dieser, hielt den Pokal hoch, ließ Bildschirmfoto 2018 05 21 um 12.19.56sich und seine zwei Tore feiern. Boateng lieferte den Kontext und erzählte: „Ante Rebic sagte:‘Bruda, schlag den Ball lang‘ in seinem Superdeutsch. Ich sagte: ‚Bruda, ich schlag den Ball lang.‘“ Das war genial alles auf den Punkt gebracht. Genau so etwas wollen die Leute hören. 

Das war ein Nachmittag zum Staunen. Denn noch mehr als auf dem Platz konnte man Boateng als den erleben, der die Mannschaft zusammenhält. Großherzig, großzügig und nur ein kleines bißchen eitel mit der Sonnenbrille, die zum Maskottchen für den Sieg erklärt wurde. Hier im Bild direkt nach dem Spiel, also ohne Sonnenbrille, mit OB Feldmann. 


E goldenebuchWährend sich Spieler und Funktionäre des frisch gebackenen DFB-Pokalsiegers im Kaisersaal in das Goldene Buch der Stadt Frankfurt eintrugen, erklangen Fangesänge und Partymusik auf dem Römerberg bis in die Abendstunden. „Diese Eintracht verkörpert das Bild dieser Stadt und dieser Region. Es wird Generationen von Eintrachtfans geben, die von diesem Tag berichten“, sagte Eintracht-Vorstand Axel Hellmann. „An diesem Tag zeigt sich, wie sehnlich die Frankfurter auf diesen Erfolg gewartet haben. Mit welcher Euphorie und Leidenschaft die Frankfurter ihre Eintracht unterstützt haben und nun feiern, ist einfach sensationell“, zeigte sich Peter Feldmann begeistert von der Stimmung auf dem Römerberg.

Fotos:
Titel und die nächsten drei Fotos: © Stadt Frankfurt, Stefan Maurer
Balkon  © Eintracht Frankfurt
Aus diesem Bild ist herauskopiert Niko Kovac, die Massen auf dem Römerberg fotografierend © Eintracht Frankfurt
Eintrag ins Goldene Buch der Stadt  © Eintracht Frankfurt