Ein peinliches Desaster für Eintracht Frankfurt, die im Supercup mit 0:5 von Bayern München abgespeist werden, Spielbericht
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zu Beginn konnte man den Eindruck haben, daß munter aufspielende Frankfurter unter dem neuen Trainer Adi Hütter selbstbewußt und siegesfroh den Supercup gestalten, der einst erfunden wurde, damit das zahlungsfreudige Fanpublikum eine weiteres Spiel über die Bundesliga und den Pokal hinaus besucht. Das klappt. Bevor die Saison losgeht, war das Frankfurter Stadion mit 51 500 Besuchern ausverkauft.
Als allerdings nach der vernichtenden Schlappe mit fünf Toren gegen die Eintracht und noch nicht mal einem einzigen Ehrentor, die Siegerehrung für die Bayern mitten auf dem Platz stattfand, war die Fankurve fast verwaist. Unser Bild soll das zeigen, man muß allerdings genau in die rechte Seite schauen, um dies wahrzunehmen. Da sind nicht beleidigte Leberwürste abgezogen, sondern tiefenttäuschte Anhänger der Eintracht, die Entscheidungen des Managements nicht nachvollziehen können, auch nicht mittragen können. Allein der Name Alex Meier, der als wichtigstes Bindeglied der Mannschaft und des Vereins zu den Fans galt, aber seines Alters, nicht seiner Kondition oder Spielfähigkeit wegen, keinen Vertrag mehr erhielt, aber gerne für die Eintracht hätte weiterspielen mögen, zeigt die Probleme auf.
Doch zuerst gab es nur lautstarke Unterstützung von den Fans, die auch den ehemaligen Eintrachttrainer Niko Kovac freundlich begrüßten. Diese Situation ist schon spielfilmreif. Denn daß derselbe Trainer, der noch am 19. Mai in Berlin den Frankfurtern zu einem 3:1 Erfolg über die Münchner Bayern verhalf, dann als deren Trainer in der sogenannten Revanche in Frankfurt auftritt, klingt wie gut erfunden, ist aber eben Wirklichkeit, mit der sich die Frankfurter abfinden müssen. Sehr großen Beifall erhielt beim Aufruf der Namen Ante Rebic, der am Vortage bekanntgegeben hatte, daß er seinen Vertrag für ein weiteres Jahr – offiziell bis 2022 – verlängert habe. Gerüchteweise wird aber transportiert, daß er den neuen Vertag nur geschlossen habe, weil in ihm Ausstiegsklauseln enthalten sind, so daß sein Spielen für die Eintracht nur für das nächste Jahr sicher ist. Da er nach der für ihn und für Kroatien so erfolgreichen Weltmeisterschaft erst aus dem Urlaub gekommen war und nicht austrainiert ist, wurde er von der Bank erst in der 63. Minute aufs Feld geschickt – und konnte, wie man am Ergebnis sieht, nicht die von Eintrachtmanager Bobic geforderten und erwarteten zwei Tore schießen.
Daß die Eintracht zu Beginn so mutig aufspielte, war ganz im Sinn der Fans, die immer wieder ihre Mannschaft rund 20 Minuten lauthals unterstütze, nämlich als diese nach vorne spielten und in einigen Szenen direkt auf das Tor zielten. Tatsächlich konnte man die Führung der Eintracht erwarten. Und dann nach rund 20 Minuten wendete sich das Blatt für das gesamte Spiel. Robert Lewandowski spielte zum ersten Streich auf und nahm in der 21. Minute eine Flanke von Joshua Kimmich auf und köpfte ins Eintrachttor. Der neue Tormann Frederik Rönnow aus Dänemark war machtlos. Und ehe sich die Frankfurter Mannschaft berappeln konnte, nutzte erneut Lewandowski die Chance, als nach einer Ecke durch Arjen Robben Rönnow den Torinnenraum verlassen hatte und Lewandowski zum 0: 2 einschoß, was Halbzeitergebnis wurde, weil jeglicher Widerstand der Eintracht zusammengebrochen war und auch in der zweiten Halbzeit nicht wiederauflebte.
Es kam schlimmer. In einem phantastischen Hattrick landete Robert Lewandowski 9 Minuten nach der Pause ganz normal mit dem Fuß seinen dritten Treffer ins Eintrachttor. Doch die Moral der Eintrachtspieler war schon zuvor zusammengebrochen. Sie liefen mit und spielten weiter, aber ohne Fortüne und ohne Konsequenz. Stattdessen spielten die Bayern nun mit den Eintrachtspielern wie es ihnen gefiel. In der 58. Minute war Kingsley Coman eingewechselt worden und erzielte fünf Minuten später das 0:4, und daß es 18 Minute dauerte, bis in der 85. der Endstand 0:5 durch Thiago Alcántara hergestellt wurde, zeigt, daß eigentlich auch die Bayern nicht auf dem Höhepunkt ihrer Fähigkeiten sind – oder daß es aus psychologisch-humanen Gründen mit den fünf Toren genug schien.
Es half auch nicht, daß überall zu hören war, es sei das falsche Spiel zum falschen Zeitpunkt, daß die Entwicklung der Eintracht unter dem neuen Trainer Adi Hütter noch Zeit brauche. Auf jeden Fall hatte der neue Münchner Trainer Niko Kovac die Bayernspieler perfekt eingestellt, die nicht nur kraftvoll wirkten, sondern spiellustig und souverän auftraten.
An dieser bitteren Niederlage -das war keine Revanche, das war Rache - wird die Eintracht Frankfurt noch zu knabbern haben, denn solch ein Auftritt vor der eigentlichen Saison steckt man nicht so weg. Die Mannschaft nicht. Aber auch nicht die Fans.
Da helfen auch nicht die 2 Millionen Euro, die der Verlierer erhält. Der Gewinner darf 3 Millionen einstecken.
Fotos:
Titel: © Jörg Dachstein
Text: © J.Golle
Info:
Pokal
18. August
SV Drochtersen/Assel - Bayern München
SSV Ulm 1846 – Eintracht Frankfurt
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24. August Bayern München – TSG 1899 Hoffenheim
25. August Sport-Club Freiburg – Eintracht Frankfurt