‚Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst‘ bis 9. Dezember
Manfred Schröder
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Kabinettschau „Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst“ erzählt die wechselvolle Geschichte der Silbersammlung des jüdischen Sammlers Joseph Pinkus – und deckt zugleich ein unrühmliches Kapitel Museumsgeschichte auf. Aufgrund des anhaltenden Besucherinteresses wird die Schau bis zum 9. Dezember 2018 verlängert.
Joseph Pinkus (1829–1909) hatte eine große Kollektion von Silberobjekten aus dem 17. und 18. Jahrhundert zusammengestellt, die seine Tochter erbte. Hedwig Ehrlich (geb. Pinkus, 1864–1948) lebte seit 1899 in Frankfurt am Main, zusammen mit ihrem Mann, dem bedeutenden Mediziner und Forscher Prof. Dr. Paul Ehrlich (1854–1915). Als Hedwig Ehrlich 1939 in die Schweiz emigrieren musste, deponierte sie das Silber bei der Dresdner Bank in Frankfurt. Dort wurden die kunsthandwerklichen Gegenstände im Mai 1940 im Zuge der Zwangsabgabe von Edelmetallen für Juden beschlagnahmt, schließlich an die Städtische Darlehensanstalt überführt und „verwertet“: Ausgewählte Objekte aus dieser Sammlung kamen in den Besitz des Museum Angewandte Kunst (damals Museum für Kunsthandwerk). 1949 restituierte das Museum die Artefakte – bis auf zwölf Positionen, die laut Inventarbuch im Krieg verbrannt waren.
Im Zuge der Provenienzforschung am Museum Angewandte Kunst wurden diese angeblich verbrannten Kunstgegenstände 2017 im Bestand identifiziert. Wie man heute weiß, hat das Museum die Provenienz der Objekte nach dem Krieg bewusst manipuliert, um ihnen eine unbedenkliche Herkunft zu verschaffen. In der Ausstellung werden diese wertvollen Silberkannen, -schalen und Bestecke präsentiert, ergänzt um weitere zehn Objekte, die das Museum den Erben von Hedwig Ehrlich 1982 rechtmäßig abkaufte. Die Schau dokumentiert den NS-verfolgungsbedingten Verlust der Sammlung, die Umstände der Erwerbung für das Museum und den Verbleib der Silberobjekte bis heute. Zudem veranschaulicht sie beispielhaft die Provenienzforschung am Museum und unterstreicht die Bedeutung einer in die Zukunft reichenden Erinnerungskultur.
Die Ausstellung ist Teil des Kooperationsprojekts „Gekauft. Gesammelt. Geraubt? Vom Weg der Dinge ins Museum“ mit dem Historischen Museum, dem Jüdischen Museum, dem Weltkulturen Museum und dem Fritz Bauer Institut, Frankfurt am Main.
Mit der Verlängerung werden zwei weitere öffentliche Führungen mit den Kuratorinnen der Ausstellung angeboten: Am Mittwoch, den 21. November 2018, führt Grit Weber durch die Schau; am Mittwoch, den 5. Dezember 2018, Provenienzforscherin Dr. Katharina Weiler. Die Führungen beginnen jeweils um 18.30 Uhr. Sie sind im Eintrittspreis des Museums (12 Euro, ermäßigt 6 Euro) enthalten und können ohne Anmeldung besucht werden.
Foto:
© museum
Info:
https://www.museumangewandtekunst.de/de/presse/geraubt-gesammelt-getaeuscht.html