js rechte tribuneIm Spielrausch besiegt Eintracht Frankfurt in der Europa League Lazio Rom 4:1, Spielbericht

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Als Eintrachttrainer Adi Hütter in der Pressekonferenz nach dem Spiel davon sprach, daß er diesen furiosen Fußballabend nie vergessen werde, kam er erst einmal auf die faszinierende Choreographie der Frankfurter Fanszene zu sprechen, die das ganze Stadion in eine wedelnde, silbern und schwarz glänzende Bewegung verwandelte und folgerte, das habe die Mannschaft mit ihrem Spiel zurückgeben wollen.

Eine schöne Erklärung für den Furor, den die Frankfurter auf dem heimischen Rasen entfesseln konnten in einem Spiel, das Szenen erhielt, die man nie vergessen wird und die auch für diese Saison nun als Orientierung dienen werden, was diese Mannschaft kann, wenn sie will und gerade kann. Das deshalb vorneweg, weil in der Pressekonferenz, die nach UEFA-Regeln die Trainer hintereinander der Presse präsentiert, der italienische Coach Simone Inzaghi so locker vom Hocker von sich gab, seine Mannschaft hätte auch gewinnen können oder hätte sogar sicher gewonnen, wenn nicht der Schiedsrichter....dazu gleich noch mehr.

js 47Nein, an diesem Abend war nach der 4. Minute und dann noch einmal nach der 28. Minute die so spielstarken Römer der Kraft und Leidenschaft der Eintrachtler nicht gewachsen. Da stand es 2: 1 für die Eintracht und als es zum 3: 1 kam, gab es noch 10 Römerlein auf dem Platz und als in der Nachspielzeit das 4: 1 fiel, da war Lazio schon 35 Minuten mit nur neun Spielern auf dem Platz. Das sahen 47 000 Zuschauer, weil bei UEFA-Spielen eine andere Platzausnutzung stattfindet. Sonst sind über 50 000 Zuschauer möglich.

Schon allein die Roten Karten von Basta, gelb-rot (45+3) und knallrot Correa (58) sprechen für ein ungewöhnliches Spiel, aber sie blieben dennoch nur Randerscheinungen dieses Spiels und sind nicht ursächlicher Grund für diesen, auch in der Höhe überwältigenden Sieg.

Der lag tatsächlich in der inneren Einstellung, in dem Gewinnenwollen und dafür alles geben zu wollen und an diesem Abend durch die in vielen Positionen veränderte Mannschaftsaufstellung. Der abschließende Sieg lag dann entscheidend daran, daß der Drang ins römische Tor, das Silvio Proto hütete, gleich js 1980in der 4. Minute durch ein schnelles Tor von da Costa Erfolg zeigte. Nichts stabilisiert so wie eine Führung. Aber es macht auch leichtsinnig. Auf jeden Fall hat sich die spielerische Klasse der Römer in der 23. Minute mit Marco Parolo, Spielführer von Lazio, zum 1:1 durchgesetzt. Eine wunderbare Kombination, mit der Joaquin Correa dem schnellen Marco Parola den Ball vorgab, der ihn nur ins Netz tippte.

Und jetzt könnte man den letzten Absatz wiederholen, denn es passiert just dasselbe: der immer stärker auftretende Filip Kostic brachte der Eintracht fünf Minuten später in der 28. Minute die Führung mit dem 2:1 zurück. Er hatte den von Jonathan des Guzmann geschossenen Eckball perfekt mit der Innenseite ins Tor dirigiert. Und jetzt gilt erneut: „Nichts stabilisiert so wie eine Führung“. Obwohl Lazio Rom nicht aufgab, war dennoch immer eher ein drittes Tor für die Eintracht drinnen. Adi Hütter hat wirklich Recht, denn die Mannschaft beantwortete die nicht nachlassenden Anfeuerungsrufe, die rhythmischen Sprechgesänge mit einem adäquaten furiosen Spiel. Es war insbesondere diese erste Halbzeit, die als Spielrausch der Frankfurter in die Annalen der Eintracht eingehen wird.

In der zweiten Halbzeit blieb zwar das Spiel interessant und die Eintracht zeigte ein Konzept. Das dritte Tor der Eintracht entstand aus einem Konter, als Marco Russ mit dem Kopf rettete und Sébastien Haller den Ball quer über den Platz brachte und ihn paßgenau Luka Jovic auf den Fuß legte, der den anlaufenden Tormann überlistete und den Ball hoch über seinen Kopf lupfte, direkt ins Tor. Leicht und locker kamen einem die Frankfurter vor, während die doch leistungsstärkeren Römer den Spielfaden verloren hatten. Vielleicht erklärt sich auch daraus die außerordentliche Härte, die für Correa in der 58. Minute zum Aus führte.

Es sagt doch alles über die euphemistische Äußerung des italienischen Trainers, daß nur die reduzierte Spielerschar der Grund für die Niederlage sei, wenn man konstatiert, daß 35 Minuten lang die Eintrachtspieler trotz zahlenmäßiger Überlegenheit und weiterem Angriffsspiel kein zusätzliches Tor zuwegebrachte. Das wäre tatsächlich bei diesem tollen Spiel ein Armutszeugnis für die Eintracht gewesen, hätte nicht Danny da Costa zum 4: 1 erhöht, seinem zweiten Tor.

PS. I.: Wenn hier nicht von Ante Rebic geschrieben wurde, hat das nur damit zu tun, daß er die Tore nicht einleitete oder vollzog. Er war aber der E kreisromunermüdliche Motor der Mannschaft. Wieder einmal. Und das gilt auch für Makoto Hasebe. Ebenso: wieder einmal. Er ist nach außen unauffälliger. Aber diese beiden sind die Architekten dieses Spiels und die Erbauer gleichermaßen.

PS. II.: Was Spieler und Öffentlichkeit erst nach dem Spiel bekannt wurde, ist die private Tragödie des Eintrachtspielers Lucas Torro. In der Nacht vor dem Spiel starb sein Bruder zu Hause in Spanien plötzlich. Torro wollte aber unbedingt spielen, informierte aber die Mannschaft erst nach dem Spiel, worauf diese hier im Kreis gerade reagieren. Freitag flog Torro dann nach Spanien und wird auch beim Spiel am Sonntag gegen Hockenheim nicht dabei sein.

Foto:

dreimal © Jürgen Schneeberger
letztes Bild © Eintracht.de

Info:
Eintracht Frankfurt ist nun mit 6 Punkten Tabellenführer ihrer Gruppe und fährt zum 3. Spiel nach Zypern.
Morgen, am Sonntag, spielt Eintracht in der Liga gegen Hockenheim.