Eintracht Frankfurt spielt Fortuna Düsseldorf mit 7:1 an die Wand, Spielbericht
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Leid tun konnte einem nur einer: der frühere Eintrachttrainer Friedhelm Funkel, der die Fortuna aus Düsseldorf dorthin gebracht hat, wo sie nun ist: in der ersten Bundesliga, wo es aber eben doch härter zugeht, als es so kreuzbrave Fußballer gewohnt sind. Es ist schlicht so, die Düsseldorfer waren der Spielfreude, der Leidenschaft, dem Kampfeswillen der Frankfurter nicht gewachsen.
Wenigstens an diesem Tage, der den letzten Wochen glich. Denn die Eintrachtler spielten, daß es nur so eine Freude war. Lange hatte man so spielerische, so leichtfüssige, so elegante wie dahingerotzte Aktionen von den Hessen nicht mehr gesehen. Ob das nun die ersten Früchte der Arbeit mit dem immer noch neuen Trainer Adi Hütter sind. Das Fußballeinmaleins von Niko Kovac kommt einem strenger vor, stärker auf Verteidigung und Konterschläge ausgerichtet, was ja erfolgreich war, wenn man den Gegner damit störte. Aber daß die Eintracht selbst den Spielverlauf bestimmt, daß sie es ist, die dem Tordrang nachgibt und so tut, als sei ein Bundesligaspiel eines, wo immer eine Mannschaft auf das Tor der anderen zurennt, eine so entfesselte Eintracht war lange nicht zu sehen.
Sie spielte sich buchstäblich in einen Rausch und mit einem an diesem Tag unhaltbaren Luka Jovic in einen regelrechten Torrausch. Denn die 7 angezeigten Tore sind zudem nur ein Drittel der tatsächlichen Torschüsse. Das muß man unbedingt ergänzen, um zu verstehen, daß diese sieben und wirklich umjubelten Tore nicht dazu verführen dürfen, zu glauben, die habe die Eintracht sich sauer verdient und schwer erkämpft. Nein. Die Tore - hinreißende, teils artistische Tore - fielen wie das zwangsläufige Ergebnis eines schönes Spielzugs, fast wie im Training. Und auf Training kommen wir deshalb, weil wir nicht verschweigen wollen, daß immerhin 13 Torschüsse nichts ins Netz gingen. Bei einigen war es zum Haareausraufen. Da wähnte man den Ball schon drinnen, aber er sprang von der Latte weg, ein andermal ging das 2-3 Mal vor dem Tor hin und her, das waren alles Superchancen, die, wären die anderen sieben Schüsse nicht ins Tor gegangen, als unglaubliches Pech gegolten hätten.
Aber sieben Schüsse gingen rein, wozu man deutlich sagen muß, daß das spätere Endergebnis schon nach der ersten Halbzeit hätte stehen können. Und nach der zweiten hätte einem 12:1 nichts im Wege gestanden – außer die guten Sitten. So übertreiben muß man nun auch nicht, sondern feiern, daß zwei Angriffsspieler der Eintracht: Sébastien Haller und an diesem Tage noch stärker Luka Jovic ihren Torjägertag hatten. Wir legen Wert darauf, Haller mitzunennen, denn auch, wenn er weniger Tore schoß – seine zwei sind zudem auch sensationell gut -, so sind seine exzellenten Vorlagen auf den Torschützen zu erwähnen. Zweimal kamen die Vorlagen für das erfolgreiche Tor von Jovic von ihm, beim 3. (34. Min.) und 7. (72.Min.) Tor. Von den drei weiteren Vorlagen für Jovic kamen zwei von Filip Kostic, zum 2:0 in der 26. Minute und zum 5: 1 in der 55. Minute. Haller dagegen hatte sich seine zwei Tore selbst ‚erarbeitet‘. Er verwandelte den Strafstoß in der 20. Minute zum 1: 0 und machte das 4:0 in der 50. Minute, das erste Tor in der zweiten Halbzeit.
Schaut man sich das erste (20. Min.) und das letzte Tor (72. Min.) an, kann man sagen, daß in dieser Spanne von gerade mal 50 Minuten sich die Mannschaft in einen Torrausch spielte, der sich auf das ganze Stadion übertrug. Denn es hatte ganz anders angefangen. Zäh, kann man dazu nur sagen. Es ging hin, es ging her, zwar war schnell deutlich, daß die Eintracht selbstsicherer agierte, zudem laut angefeuert durch ihre Fankurve, während im Gästeblock die Düsseldorfer durch rotglühende Feuer wohl zu verstehen geben wollten, daß sie sich hier im Eintrachtstadion in der Hölle wähnten. Ob diese Pyromanen nicht kapieren, daß sie ihre eigene Mannschaft verunsichern und schädigen? Also in den ersten 20 Minuten deutete alles auf ein zähes Ringen und keine, bzw. wenig Tore hin. Deshalb muß man diesen merkwürdigen Elfer schon erklären. Wir auf der Pressetribüne bekamen das überhaupt nicht mit. Da war ein Eintrachtangriff ins Leere gelaufen – und auf einmal wurde abgebrochen? Wieso, es war doch nichts passiert? Als dann, durch Handbewegung angezeigt, der Schiedsrichter Deniz Aytekin den Videobeweis sichtete – der Videoassistent hatte sich erst spät gemeldet - , ging es um die Szene davor, die längst vergessen war, in der ein Fortunaspieler unglücklich angeschossen wurde, was im Nachhinein vom Schiedsrichter als Handspiel gewertet wurde und zum Strafstoß führte.
Was wäre gewesen, wäre die Eintrachtaktion davor im Tor gelandet? Hätte das Tor dann nicht gezählt? Da macht man sich seine Gedanken, aber eben auch darüber, was so ein, etwas glücklich gegebener Strafstoß für Folgen haben kann, wenn er verwandelt wird zum 1:0. Wie später zu hören war: Dieser Elfer sei ein Dosenöffner gewesen. Na ja, da würden wir doch eher auf einen Champagnerkorken setzen. Denn, wie es manchmal geschieht, wenn der Korken an die Decke knallt und der Champagner überschäumt, so wirkte dieses Tor tatsächlich spritzig, sprudelnd, aufrüttelnd auf die Fußballerbeine, machte auf jeden Fall Durst auf mehr.
Die Tore, die oben den Torschützen und die Zeit nennen, noch einmal aufzuführen, wäre nur im Video wirklich überzeugend, so gelungen war jedes auf seine Weise. Aber der Seitenfallrückzieher zum 2:0 vom gerade mal 20jährigen Luka Jovic war so hinreißend, daß er direkt in die Annalen als Tor des Monats eingehen sollte. Auch seine anderen Tore erschienen schlicht als Konsequenz intelligenten Spielflusses. Er war immer zur Stelle und vollendete. Ein echter Knipser. Selten hatten die Zuschauer innerhalb von 50 Minuten einen solchen Torreigen erlebt: immerhin 8 Tore, alle 6 Minuten ein Tor. Das machte Laune. Weil es so leicht schien und jedes Tor vermittelte: es ist richtig, daß der Ball jetzt reingeht.
Die armen Düsseldorfer, sie konnten einem echt leid tun, war die Meinung im Stadion. Nicht aber die ihres Trainer. Funkel, der auf der Pressekonferenz sehr freundlich von denen begrüßt wurde, mit denen er in Frankfurt lange zusammengearbeitet hatte, machte keine langen Worte, sondern äußerte als erstes, daß die Eintracht den Sieg verdient hat, auch in dieser Höhe. Das habe sich seine Mannschaft durch ihr harmloses Spiel eingebrockt, das müsse hart angesprochen und anders werden, wolle man in der ersten Liga bleiben.
Er muß nach diesem Spiel die Scherben zusammenkehren und kleben: die Mannschaft neu motivieren und aufbauen. Bleibt das einzige Tor der Düsseldorfer von Dodi Lukebakio in der 53. Minute zum 4: 1, der erst nach der Halbzeit eingewechselt worden war. Das ging fast unter, dabei hätte es ja den Kampfeswillen der Düsseldorfer anstacheln können. Aber dieses Tor wurde stärker als Makel für den Frankfurter Schlußmann Kevin Trapp empfunden, dem es wieder nicht gelungen war, die Null zu halten, denn als tolle Leistung des Düsseldorfers.
Im Nachhinein, wenn man die Szene noch einmal anschaut, erkennt man, daß Trapp schon angeschlagen war. Denn er kam noch ran an den Ball, hatte aber keine Kraft, ihn über das Tor zu lenken. Als er dann 5 Minuten später in der 58. Minute gegen Frederik Rönnow ausgetauscht wurde, war man für diesen fast froh, daß das einzige Gegentor schon gefallen war. Was auch nicht vergessen sein soll, ist, daß die Düsseldorfer zwar harmlos spielten, aber zu keinem Zeitpunkt die Moral verloren. Immerhin haben sie 9 Torschüsse versucht, gegenüber den 20 der Eintracht, von der man aber optisch den Eindruck hatte, nur sie sei am Ball gewesen.
Sich Statistiken dann noch einmal anzusehen, hilft den visuellen Eindruck zu überprüfen. Und auch da zeigt sich, daß Sébastien Haller mit 6 Torschüssen und 5 Torvorlagen bei Eintracht Frankfurt der eifrigste Torjäger war, während auf der Gegenseite 3 Vorlagen und 3 Torschüsse von Kevin Stöger kamen, der mit 76 Ballaktionen glänzte. Die hatte auf Eintrachtseite Jonathan de Guzmán mit 87 Ballaktionen noch übertroffen, der zudem auch beim 6. Tor in der 69. Minute Jovic den Ball vorgelegt hatte. Es war einfach das Spiel und der Tag des Luka Jovic, dem darüberhinaus in der zweiten Halbzeit ein echter Hattrick gelang: drei Tore hintereinander in einer Halbzeit, ohne daß ein anderer dazwischen funkt. Respekt.
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Titel
Text: Freude
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Text: Auch Düsseldorf hatte ein Feuerwerk, aber nur auf den Rängen
© Jürgen Schneeberger
Info:
Die nächsten Spiele der Eintracht
Donnerstag den 25.10. um 21 Uhr gegen Apollon Limassol
Sonntag den 28.10.um 13:30 Uhr in Nürnberg
Freitag den 02.11. um 20:30 Uhr in Stuttgart
Donnerstag den 08.11. um 18:55 Uhr in Apollon Limassol
Sonntag den 11.11. um 18 Uhr gegen Schalke 04