Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eigentlich bräuchte man nur diese zwanzig Minuten von der 61. bis zur 81. Minute beschreiben, in der tatsächlich drei Tore fielen von einer entfesselten Eintracht, die zuvor sechzig Minuten von einer eisenharten und sehr aufmerksamen Schalker Abwehr gebremst, ja ausgeschaltet worden waren, das zu tun, was sie können: Fußball spielen und Tore schießen.
Diese zwanzig Minuten wird kaum einer vergessen, der dabei war, denn sie vermittelten das, warum die Fans jedesmal ins Stadion und ein harter Kern von ihnen auch überallhin – bisher Europa – pilgern, pures Spiel, Wucht, Leidenschaft und ein Gewinnenwollen um jeden Preis. Der Zug zum gegnerischen Tor wie von oben her inszeniert. Denn auf einmal klappte alles.
Aber von vorne, was schnell abgemacht ist. Denn die zuvorigen 60 Minuten waren beileibe kein langweiliges Spiel, aber eben eine taktische Leistung auf beiden Seiten, die dem Gegner nichts schenkten, was heißt, auch nichts zuließen. Es mußte einem einfach zäh vorkommen, wenn jeder Vorstoß ins Leere stieß und immer der gegnerische Fuß oder das Bein oder der Kopf, nur nicht die Hand, den Ball woanders hin beförderte als der jeweilige Spieler gedacht hatte. Ganz schön zermürbend. Und als es nach der Pause mit dem gegenseitigen In Schach Halten weiterging, besprachen wir zum ersten Mal die Möglichkeit eines Unentschieden, was uns nicht paßte, schrie doch die Tabellensituation der Eintracht nach einem Sieg. Und da der Tabellenplatz für die Gelsenkirchener sehr viel dramatischer aussieht, war man, wenn nicht Sieg, dann doch eher auf eine Niederlage eingestellt, aber ein Remis?
Aber da lag das 1:0 für die Gäste direkt auf dem Fuß vom vorgepreschten Breel Embolo, der nur nicht mit der bravourösen Abwehrleistung von Torhüter Kevin Trapp gerechnet hatte und was eben noch wie ein klares Tor für Schalke ausgesehen hatte, verwandelte sich innerhalb von Sekunden in das Gegenteil. Ante Rebic nahm den Ball, lief davon und war nicht nur schnell, sondern auch gewitzt und legte in der richtigen Sekunde in die richtige Richtung den Ball direkt Luka Jovic auf den linken Fußspann, der mit einem Donnerschuß den Ball ins Tor brachte. Unhaltbar. Später wird der sowieso gewitzte und sprachstarke Eintrachtverteidiger Danny da Costa vom ‚Betonbrecher‘ sprechen, denn so wie dieses Tor auf Seiten der Eintracht die Last des mühseligen Durchwurstelns erst einmal beendete und zum freien, leidenschaftlichen und einfach Überwältungsfußballspielen führte, so hebelte es die doch zuvor gut aufgestellte Abwehr der Schalker erste einmal aus.
Sieht man sich die nächsten 20 Minuten noch einmal im Video an, so sieht man, daß noch viel mehr Tore hätten fallen können, denn jetzt wurde Fußball mit einem Tordrang und gleichzeitig herrlichen Kombinationen gespielt. Das war wie im Kino, wo auf einmal ein anderer Film läuft. Dieses Umschalten lief perfekt weiter und Ante Rebic war der Regisseur dieser Angriffswelle, die der durch diese Wucht plattgewalzte Schalker Trainer Domenico Tedesco später auch als das bezeichnete, was sie war: „Frankfurter Wucht“. War das erste Tor in der 61. Minute befreiend, so kam in der 73. Minute ein Bilderbuchtor, erneut von Luka Jovic, hinzu. Wieder war es Ante Rebic, Filip Kostic kam dazu und legten den Ball von rechts Jovic vor, der in der Luft den Ball aufnahm und ins Tor donnerte. Und er hätte fast auch den dritten Ball drinnen gehabt, denn der Angriffsbußball ging weiter. Und dann gab es eine unübersichtliche Situation vor dem Schalker Tor, der Ball ging hin und her und vor lauter Spielern sah man ihn kaum mehr, doch dann aus ganz kurzer Distanz lupfte Sébastien Haller ins zum 3:0 ins Tor.
Nun war aber genug. Der Gegner sollte nicht vollends demoralisiert werden, so kam es einem vor, als diese Partei mit weiterem Kampf auf beiden Seiten zu Ende ging. Ein Spiel, das aufzeigte, daß zwei eigentlich offensive Mannschaften sich gegenseitig in Bann halten konnten, was zeigt, daß beide Trainer gute Arbeit geleistet hatten. Sie hatten nur nicht mit dem Fußballgott gerechnet, der dann doch was zuließ und dem Angriffstrio der Eintracht: Ante Rebic als Antreiber, Sébastien Haller als Stürmer und den zwanzigjährigen Luka Jovic als Fußballgenie Raum und Tore ließen.
Durch diese 20 Minuten ein mitreißenden, ein geniales Fußballspiel. Wer weiß, wann man von solchen Erinnerungen wird zehren müssen. Denn, das zeigen die STIMMEN ZUM SPIEL, da wird auf Seiten der Eintracht keiner übermütig. Aber uns allen hat es doch einen gewissen Spaß gemacht, daß in der Momentaufnahme der Bundesliga Eintracht Frankfurt auf Platz 4 vorrückte und aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber Bayern München – wann hat es das schon mal gegeben? Ein besseres Torverhältnis als die Bayern? Noch nie! - vor diesen als Fünfter steht.
Wie war das? Ist der noch immer gemochte ehemalige Eintrachttrainer Niko Kovac nicht mit dem Verständnis so vieler deshalb nach München gegangen, weil jeder ihm die bessere Mannschaft für seine Trainerkarriere gönnte? Wenigstens für ein paar Tage ist diese Rechnung falsch aufgegangen und die Frankfurter sind mit ihrem neuen Trainer Adi Hütter sehr sehr zufrieden.
P.S.
Nun hätten wir uns fast selbst ein Bein gestellt. So richtig es ist, von dem schlagkräftigen Trio Rebic, Haller, Jovic zu sprechen, so falsch ist es, zu unterschlagen, daß diese drei nur zur Bestleistung fähig wurden, weil bei der Eintracht eine Mannschaft zusammengewachsen ist, die tatsächlich eine ist. Wie man sich auf einander verlassen kann, hat dieses Spiel gezeigt. Es gab keinen einzigen Ausfall. Nur gute und sehr gute Spieler, die darum alle mit dem Sieg ursächlich zu tun haben. Das mußte noch gesagt werden.
Aber auch, daß erst am Donnerstag Eintracht Frankfurt auf Zypern gegen Appolon Limassol in der Europa League gespielt und gewonnen hatte. Der Kraftakt von Sonntagabend gewinnt so eine weitere Dimension und auch, daß die Spieler den Montag und Dienstag frei bekamen.
Fotos:
Titel: © eintracht.de
Text:
Man ahnt ihn nur, den gelbgewandeten Torhüter der Eintracht, Kevin Trapp, der seinen Kasten sauber halten konnte und ob der drei Tore so aus dem Häuschen geriet und sich freute, daß es ebenfalls eine Freude war, ihm dabei zuzusehen.
© J.S.
Titel: © eintracht.de
Text:
Man ahnt ihn nur, den gelbgewandeten Torhüter der Eintracht, Kevin Trapp, der seinen Kasten sauber halten konnte und ob der drei Tore so aus dem Häuschen geriet und sich freute, daß es ebenfalls eine Freude war, ihm dabei zuzusehen.
© J.S.