Die fatale Situation der Frankfurter Rundschau nach dem Kauf: Mitarbeiter werden laut Müller-Vogg im hr zu LEIHARBEITERN

 

Klaus Hagert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Fatal ist die Situation der Zeitung, fatal ist die der ihre Frankfurter Rundschau liebenden Leser und am allermeisten die der FR-Mitarbeiter. Von 448 Kollegen will der Aufkäufer, die Frankfurter Allgemeine Zeitung nur 28 – in Worten: achtundzwanzig – übernehmen!

 

„Das sind auf gut Deutsch Leiharbeiter“, sagte im hr der frühere Mitherausgeber der FAZ, Hugo Müller-Vogg, zur Zukunft des verbleibenden Personals der Frankfurter Rundschau. Er befürchtet bei der geplanten Übernahme der Frankfurter Rundschau (FR) deutliche Nachteile für die verbleibenden Mitarbeiter. In hr1 sagte er dazu am Mittwoch, 28. Februar: „Das sind noch 28 Redakteure, die das Regionale machen. Dazu kommt ein Dienstleister, der Pressedienst Frankfurt. Das sind auf gut Deutsch Leiharbeiter, die für Tarife weit unter Redaktionstarifen arbeiten.“ Man bekomme bei der derzeitigen „hohen Arbeitslosigkeit unter Journalisten auch gute Leute für billiges Geld.“

 

Journalistisch könne die FR unter dem Dach der neuen Eigentümer FAZ und deren Schwesterunternehmen Frankfurter Societät durchaus unabhängig bleiben: „Man kann das schon machen, dass man den gleichen Kapitaleigner hat, aber die Redaktion eigenständig arbeiten lässt.“ Die entscheidende Frage sei, so Müller-Vogg, ob man „mit einer Schrumpfredaktion und Leiharbeitern die entsprechende Qualität liefern“ könne.

 

„Das Ganze hat etwas Tragisches“, so der Autor und Journalist in hr1, da die linksliberal ausgerichtete Rundschau schon jahrzehntelang von der konservativen Konkurrenz abhängig gewesen sei. „30 Jahre lang haben die Druckaufträge für Springer die Rundschau vor dem Schlimmsten bewahrt.“ Diese Druckaufträge wurden von Springer gekündigt, wegen der Unsicherheit der Situation hieß es. Man könne nicht abwarten, bis die Insolvenz da sei. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Mit einer funktionierenden und ausgelasteten Druckerei wäre die Frankfurter Rundschau sehr viel besser verkäuflich gewesen.

 

Die jetzige Situation ist absurd. Heute wurde nach dem JA des Kartellamtes der Kaufvertrag unterzeichnet. Der Bestand der Frankfurter Rundschau sei bis auf Weiteres gesichert, sagte der Insolvenzverwalter Ingo Schorlemmer. Aber um welchen Preis? Die FAZ hat eine eigene Druckerei. An der der FR war sie nie interessiert. Also hatte Springer in genau diese Richtung gearbeitet. Nach dem Konzept der FAZ sollen 420 Mitarbeiter entlassen werden. Die Kündigungen hatten viele schon vor Tagen erhalten. Eine Transfergesellschaft soll dies auffangen und für sechs Monate eine soziale Absicherung und Fortbildung gewährleisten. Aber woher sollen Arbeitsplätze für – wohin? - Fortgebildete kommen?

 

Die Rundschau wurde am 1. August 1945 gegründet. Die war über Jahrzehnte das politische Gewissen der Nation und noch in den letzten Jahren waren es immer wieder FR-Reporter, die Mißstände aufdeckten und das betrieben, was man investigativen Journalismus nennt. Zur Freude der Leser und der zuvor Gemaßregelten und zum Haß derer, die lieber ein staatliches oder privates Gemauschel beibehalten hätten.

 

Die 28 Mitarbeiter, wohl alles Journalisten?, sollen die Lokal – oder Regional? - Redaktion weiterführen. Die bisherige Redaktionsgemeinschaft mit der Berliner Zeitung, die in Berlin den Mantel der FR produzierte, soll beibehalten werden und auch die überregionalen Seiten der Berliner Zeitung beinhalten. Man kann sich das Ganze nicht vorstellen. Auf jeden Fall ist es ein Schlag in das Gesicht der Leser, die mit 'ihrer' FR groß geworden sind.

 

 

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