E marseillesEintracht Frankfurt läßt Olympique Marseilles mitspielen beim 4:0, Spielbericht

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Den meisten stand ob der gewaltigen Choreographie der Fankurve noch der Mund offen, als schon nach 60Sekunden - wie inszeniert – Luka Jovic das 1:0 erzielte. Und das Verrückte daran ist, daß dies schnelle Tor tatsächlich in der Luft lag. Denn der Budenzauber, der im Stadion entfacht wurde, unterstützt von nicht endenden EINTRACHT FRANKFURT-Rufen, erzeugten einen Sog, der direkt ins Marseiller Tor führte.

E jsmarsei1Daß Torschütze wieder Luka Jovic war, freute einen, denn er ging das letzte Mal leer aus, war und ist aber der zuverlässige Torjäger, der zur rechten Zeit zur Stelle ist. Das war auch hier so, denn eigentlich hatte Mijat Gacinovic geschossen, seinen Torball kassierte aber Tormann Yohann Pelè, aber nicht auf Dauer, er prallte ab und Jovic war zur Stelle. Der Druck aufs gegnerische Tor setzte sich im Eintrachtspiel fort und man dachte bei sich, wo bleibt eigentlich die französische Mannschaft. Nun hatte man schon im Vorfeld gehört, daß diese angesichts der Tatsache, daß sie so oder so nicht weiterkommen, alle Anstrengungen in der Europa League fahren lassen, in der sie letztes Mal Finalgegner waren, und sich auf die heimische Liga konzentrieren. Das stritt später in der Pressekonferenz der französische Trainer Rudi Garcia ab und sagte, seine besten Spieler, die auf der Tribüne saßen (Florian Thauvin, Adil Rami, Dimitri Payet), seien krank und verletzt. Aber die so reduzierten Franzosen waren insbesondere in der ersten Halbzeit keine Mannschaft, die auf Augenhöhe gegen Eintracht Frankfurt spielte und schon gar nicht kämpfte.

Übrigens war ja das Spiel in Marseilles überraschend mit 1:2 für die Eintracht ausgegangen, was den Frankfurter Höhenflug in der Europa League einleitete, der als Sieger der Gruppe H mit 15 Punkten aus 5 gewonnenen Spielen sowie einem Torverhältnis von 15:4 auch auf dem Papier mächtig aussieht (wieviel Geld das bringt, bisher 7, 2 Millionen, nur am Rande.). Daß nun Marseille die Revanche nicht einmal probierte, sondern gleich klein beigab, ist das einzige Minus an diesem Tag, der die Eintracht wieder groß auflaufen ließ, aber dennoch auch für sie ein Fitzelchen Fußballprobleme brachte.

Davon sprechen wir noch, doch zuerst soll der Spielverlauf kommen, der schon als leidenschaftliches Nachvornedrängen charakterisiert wurde. Es lag nach dem schnellen Tor das nächste in der Luft. Aber das kam anders als gedacht. Und so schnell, daß es viele gar nicht mitbekamen. Ein Gewusel vor dem Tor der Franzosen, als Luiz Gustavo den Ball retten wollte und sacht Pelé zuspielte, der aber zur Spielunterstützung gerade herausgelaufen war – und so der Ball genauso sacht in der 17. Minute ins leere Tor der Franzosen rollte zum 2:0. Pausenstand.

Und jetzt zum „Fitzelchen“ der Probleme auf Seiten der Eintracht. Doch, man muß auch bei Anerkennung ihrer leidenschaftlichen und souveränen Mannschaftsleistung darüber sprechen. Stichwort: Chancenverwertung. Das gibt es einfach nicht, in welchem Mißverhältnis Torchancen und erzielte Tore stehen, denn eigentlich hätte es zur Halbzeit schon mindestens 5:0 heißen können. Von den fünf Chancen, in der 19. Minute erneut Luka Jovic, eine Minute drauf Marco Russ, in der 25. Minute Taleb Tawatha, Mijat Gacinovic in der 29. und Danny da Costa in der 35. Minute, von den fünf Torschüssen hintereinander hätten unter normalen Bedingungen schon drei drinnen sein müssen.

Nach der Halbzeit kam kurzzeitig ein echtes Spiel auf, die Marseiller waren wacher, mutiger, offensiver aus der Kabine gekommen, aber das führte zu nichts, denn spätestens an Makoto Hasebe scheiterte alles, und schlief darum wieder ein, so daß die Frankfurter Mannschaft weiter ihren Offensivfußball spielen konnten. Eigentlich war Sébastien Haller dran, verspielte aber seine Großchance in der 57. Minute. Und dann war es ein Franzose, der in der 62. Minute endlich zum nächsten Eintrachttor beitrug. Eigentlich hatte Bouna Saar den Paß von Danny da Costa entgiften wollen, stattdessen lenkte er ihn ins eigene Tor zum 3:0. Peinlich und irgendwie seltsam, was da unten auf dem Rasen ablief. Als dann in der 67. Minute erneut Luka Jovic zum 4: 0 einschoß, war man nachgerade froh, daß sich die Eintrachttore zur Hälfte der eigenen Leistung verdankten. Aber wie gesagt, gemessen an den Torchancen hätte dieser Sieg sehr viel höher ausfallen müssen, weshalb wohl aus ausgleichender Gerechtigkeit die Franzosen die Tore erhöhten. Kurios.

Wichtig ist, festzuhalten, daß Trainer Adi Hüter die Aufstellung sehr verändert hatte. Erst einmal blieben Ante Rebic und andere draußen. Dafür kamen länger nicht spielende Eintrachtler hinein: Marco Russ war wieder dabei, der zusammen mit Jetro Willems (für Filip Kostic) und Gelson Ferndandes die Abwehr organisierte und Mijat Gacinovic(für Jonathan de Guzman)  war die hintere Spitze des Dreiecks im Angriff, dessen Breite Jovic und Haller einnahmen. Als der Trainer nach dem Spiel gefragt wurde, wie er die neuen Hereinnahmen bewerte, zeigte er sich mit allen sehr zufrieden. Diese Einschätzung kann man teilen. Der 4:0 Sieg war eine ausgesprochene Mannschaftsleistung und man hat den Eindruck, daß sich die Spieler gegenseitig antreiben.

Übrigens sollen manchen Fans das ganze Spiel über der Mund offen gestanden haben. Aber diese sind einem sehr viel lieber als die Rabauken, als die beknackten Randalierer, die alles Schöne in den Dreck ziehen, und bei so einem tollen Spiel mit Gewalt reagieren, was keine Dummen-Jungen-Streiche mehr sind. Ausgesprochene Idioten, die tatsächlich ganze Sitzreihen aus ihrer Verankerung im Fanblock rissen und runterwarfen, so daß diese sich unten auf dem Rasen stauten und von Eintrachthelfern dann weggetragen wurden. Sinnlose Gewalt. Teures Geld , das sinnvollerweise für die Mannschaft auszugeben wäre.

Gespenstisch dann beim Abgang aus dem Stadion, als man von Ordnerreihen am Weitergehen gehindert wurde, weil der Abmarsch der Fans aus Marseille geschützt werden sollte. Erstens waren das viel mehr Fans, als man wahrgenommen hatte, zweitens zeigten sich diese Ordnungskräfte überfordert, denn sie hinderten am Weitergehen, als die Hälfte von ihnen schon abgezogen war, man selbst also erst einmal an ihnen vorbei zur offenen Stelle defillierte, um weitergehen zu können. Absurd.

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Info:
Der nächste Auftritt an der selben Stelle: Am Sonntag um 18 Uhr empfängt im Heimspiel Eintracht Frankfurt den VfL Wolfsburg, der Dritte der Liga gegen den Zehnten.