Die Stadt Frankfurt begrüßt 250 Gäste aus jungen Unternehmen anläßlich deren Messe an der Uni
Siegrid Püschel und Roman Herzig
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Viele Frauen, ganz junge, hauptsächlich Menschen um die Vierzig, aber auch richtig alte waren gekommen. Die zehn, die wir ansprachen, waren alle noch nie im Rathaus der Stadt, dem Frankfurter Römer gewesen und ganz schön beeindruckt von der ehrwürdigen historischen Atmosphäre des Kaisersaals, wo sie angesichts von so vielen an den Wänden hängenden Kaisers herzlich begrüßt wurden.
Anlaß
Am Montagabend, 18. März, empfing nämlich der Wirtschaftsdezernent Stadtrat Markus Frank rund 250 geladene Gäste zum Gründerempfang der Stadt Frankfurt im Kaisersaal des Römers. „Wir möchten der Gründerszene in Frankfurt aufzeigen, wie wichtig Sie als Gründerpersönlichkeiten, als Jungunternehmer und als Gründungsberater für unsere Stadt und Region sind“, so begrüßte Wirtschaftsdezernent Markus Frank die Teilnehmer.
Anlass für diesen Netzwerkabend der Gründerszene ist bereits zum 7. Mal die "Aufschwung Messe und Kongress für Existenzgründer und junge Unternehmen", die von der Firma Beewell Business Events am 19. März auf dem Westend-Campus der Goethe Universität veranstaltet wird. Die Messe hat sich zur führenden Leitmesse in Hessen und Deutschland entwickelt. Es werden rund 2.500 Besucher erwartet, 300 Experten an 70 Messeständen und in 50 Vorträgen und Praxisforen informieren darüber, wie Existenzgründer und junge Unternehmen erfolgreich starten können. Markus Frank informiert sich auf einem Rundgang über die Angebote der Messeaussteller und hält um 14 Uhr einen Vortrag über die Gründer-Aktivitäten und -Projekte der Stadt Frankfurt.
Frank: „Gründen ist nicht einfach und deshalb ist eine gute Gründungskultur und damit die Schaffung eines positiven Gründungsklimas in Frankfurt und in der Region eines unserer wichtigsten Ziele. Wir arbeiten kontinuierlich daran, für Jungunternehmer gute Voraussetzungen zu schaffen und eine große Bandbreite anzubieten an Beratungseinrichtungen, geeigneten Räumlichkeiten, Finanzierungsangeboten und Vernetzungsmöglichkeiten.“ Beispielhaft nannte er die Gründerzentren Kompass und Mainraum Gründerhaus Kreativwirtschaft, das FIZ Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie und das neu entstehende HoLM House of Logisitics and Mobility. Hier treffen sich die Player aus den Branchen. Die Gründer können zu günstigen Konditionen Räume mieten und sich untereinander, mit den Wissenschaftlern und den etablierten Unternehmen, vernetzen. Diese Zentren sind gleichzeitig wichtige Veranstaltungsorte, an denen Verbindungen zu anderen Marktteilnehmern und Finanzierern aufgebaut werden können.
Gründungsnetzwerk
Das Gründungsberatungsnetzwerk der Wirtschaftsförderung bietet seine Informationen an. Mit dem Frankfurter Gründerfonds hat die Stadt ein Bürgschaftsangebot zur Unterstützung der Finanzierung von Kleingründern geschaffen. Zum guten Gründungsklima trägt auch der Frankfurter Gründerpreis mit Preisgeldern von insgesamt 30.000 Euro bei. Am Beispiel von herausragenden jungen Unternehmen will die Stadt denen Mut machen, die selbst an eine Gründung denken. „Von den 47 Preisträgern der Jahre 2001 bis 2012 sind 37 noch am Markt, das ist eine sehr gute Quote von 78 Prozent.“
Besonders begrüßte Frank zwei neue, junge Projekte. Der Gründerhub FrankfurtRheinMain wurde von dem engagierten Jungunternehmer Mario Hachemer Mitte 2012 ins Leben gerufen. Er will gemeinsam mit einem Roundtable-Kreis von ungefähr 20 Mitstreitern die „Gründerökologie“ in der ganzen Region verbessern. Jeden dritten Montag im Monat im Clublokal „Circus“ wird der Stammtisch „von Gründern - für Gründer“ bereits von vielen zum Austausch und Vernetzen genutzt. Und ein neues Webportal www.gründerhub.de (mit „ü“ geschrieben) soll bald als umfassende Informations-Plattform und Vernetzungstool für Jungunternehmer und Gründungsinteressierte zur Verfügung stehen, um die Sichtbarkeit nach außen zu verbessern.
Beglückwünschen konnte der Wirtschaftsdezernent Patrick Mijnais, der für das fünfköpfige Team der Bettervest GmbH den Beifall des Publikums gewann. Sie haben die weltweit erste Crowdinvesting-Plattform für Energieeffizienzprojekte gegründet und wurden am 5. März auf der CEBIT in Hannover von Bundeswirtschaftsminister Rösler als Preisträger des BMWi-Gründerwettbewerbs „IKT Innovativ“ ausgezeichnet. Auf der Online-Plattform http://www.bettervest.de können Bürger, die in nachhaltige Energieprojekte Summen ab 50 Euro investieren wollen, mit Unternehmen und kommunalen Einrichtungen zusammen gebracht werden, die Energieeffizienz-Projekte umsetzen möchten.
Markus Frank: „Ich wünsche Ihnen, den Existenzgründern und jungen Unternehmern, dass Sie nicht nur erfolgreich gründen, sondern auch und vor allem, dass Sie erfolgreich bleiben! Zu Ihrem Vorteil, zum Vorteil der Mitarbeiter, für die Sie Arbeitsplätze schaffen, und zum Vorteil für Frankfurt und die Rhein-Main-Region.“
Was junge Gründer meinen
Der Abend klang aus mit einem Frankfurter Büffet, wo die Grüne Soße nicht fehlte und Einfachheit und Wohlschmecken in eins gingen. Wir sprachen mit zehn ausgewählten Gründerinnen und Gründern, die aus sehr unterschiedlichen Gewerben kommen. Daß sich beispielsweise Frauen immer noch trauen, Personalberatung als neues Geschäft zu versuchen, hat damit zu tun, wie viele Kontakte unsere Ansprechpartnerin schon in ihrem bisherigen Berufsleben sammelte. Außerdem hat sie sich ein finanzielles Polster zurückgelegt, denn die ersten Jahre sind schwer. Darum fangen die meisten in ihrer eigenen Wohnung an, was kein Problem ist, wenn es um das individuelle Arbeiten am Rechner geht, wohl aber eines, wenn Kundengespräche stattfinden.
„In meine Wohnung kommt keiner rein“, sagte die eine. Der andere verweist darauf, daß man schon für 29 Euro Tagesbüros anmieten könne, die ja dann Betriebsausgaben seien. In Frankfurt steht so viel Büroraum frei, daß die Leute einem das hinterherwürfen. Eine andere Gründerin verwies darauf, warum sie mit dem Standort ihres Unternehmens, das mit der Herstellung von Textilien allgemein umschrieben ist, auf ihre sehr große Wohnung angewiesen ist. Der Kinder wegen, denn die müsse sie nicht mehr jede Sekunde beaufsichtigen, wolle aber für sie im nächsten Zimmer erreichbar sein.
Das war für den nächsten nicht wichtig. Er hat noch keine. Kinder. Auch noch keine Frau. Denn erst will er ökonomisch auf eigenen Füßen stehen. Er will ein Übersetzerbüro aufziehen, ach was, hat es schon getan und sucht dringend Mitarbeiter, die wissen, daß er am Anfang noch nicht so gut zahlen kann wie die großen Büros, daß diese aber insgesamt soviel Gewinn hätten, weil sie einen zu großen Teil der Einnahmen für die Übersetzungen sich selber auszahlen. Das gibt es bei ihm nicht.
Eine muntere Szene konnte man den ganzen Abend über feststellen. Am nächsten Tag in der Universität werden sie auf den Rest der mit 2 500 Personen angemeldeten Messe stoßen. Das ist insofern bemerkenswert, weil derartige Messen in anderen Städten mangels Masse abgesagt worden sind, hier in Frankfurt die Anmeldungen nicht nur stabil seien, sondern mit 50 noch mehr Vorträge und mit 300 noch mehr Lehrende zur Verfügung stünden.