Roswitha Cousin
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Für viele Menschen, die wie Sie früh mit Engagement begonnen haben, ist Ruhestand ein Fremdwort. Nach dem offiziellen Ausscheiden aus dem Beruf geht es einfach weiter. Das Beeindruckende an Ihrer Vita ist für mich die Verbindung von Theorie, Wissenschaft und Arbeit an neuen Konzepten sowie Ihrem persönlichem Einsatz in der Praxis. Viele arbeiten nur theoretisch oder nur praktisch. Sie haben immer beide Seiten verbunden“, würdigte Oberbürgermeister Peter Feldmann Nader Djafaris Verdienste bei der Verleihung der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Dienstag, 12. März, im Kaisersaal des Frankfurter Römers.
„Nader Djafari ist 1958 im Alter von elf Jahren mit seinen Eltern aus Teheran nach Deutschland gezogen. Sein Werdegang ist der Beleg dafür, dass es einen nicht zum echten Frankfurter macht, indem man hier geboren wird, sondern, indem man sich zu der Stadt, in der man lebt, bekennt und für andere einsetzt“, betonte Feldmann.
Djafaris Vita ist geprägt von seinem herausragenden beruflichen und ehrenamtlichen Engagement im Bereich Bildung und Teilhabe. Der studierte Ingenieur und Erziehungswissenschaftler war bereits als Schüler ab 1960 sechs Jahre lang Klassensprecher und ab 1965 Schulsprecher des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums.
Ab 1972 entwickelte Djafari an der Lehrlingsausbildungswerkstatt der Stadt Frankfurt ein Konzept der Integration von beruflicher und politischer Bildung für gewerbliche Lehrlinge der Stadt und unterstützte Jugendliche beim Aufbau und Betrieb eines selbstverwalteten Jugendzentrums.
Von 1974 bis 1976 koordinierte der Frankfurter den Arbeitskreis Bürgerinitiativen Rhein-Main (AKB) mit über 100 Initiativen im Bereich der Bildung. Mit dem DGB Frankfurt und der Arbeitsgemeinschaft „Arbeit und Leben“ hat Djafari darüber hinaus ein Fortbildungskonzept für Familienseminare entwickelt und umgesetzt.
Auch für das damalige Amt für Volksbildung in Frankfurt hat der umtriebige Ehrenamtler konzeptuell gewirkt und war 1982 maßgeblich daran beteiligt, die Berufsbildungsstätte des „Vereins zur beruflichen Förderung von Frauen“ aufzubauen. 1986 wechselte Djafari zum „Deutschen Institut für Erwachsenenbildung“ und war zeitgleich als Berater für die damalige Frankfurter Sozialdezernentin Christine Hohmann-Dennhardt tätig.
Von 1995 bis 2012 leitete Nader Djafari das Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt und Sozialpolitik (kurz INBAS).
Derzeit ist er ehrenamtlich als Flüchtlingshelfer beim Evangelischen Regionalverband aktiv.
„Bildung als Basis für die Teilhabe an der Gesellschaft und der Integration in den Arbeitsmarkt sind die Leitmotive Ihres Wirkens. Hierfür wurden Sie bereits 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Sie haben sich aber besonders um Frankfurt verdient gemacht. Daher ist es uns eine Herzensangelegenheit, Ihr Engagement mit dieser Ehrenplakette zu würdigen“, unterstrich das Stadtoberhaupt.
„Was mich stets antrieb und antreibt, ist mein eigenes Schicksal. Als Sohn von Einwanderern habe ich selbst erlebt, wie schwierig es ist, wenn man sich in einem fremden Land nicht auskennt. Schon meine Eltern haben sehr viel Unterstützung erhalten. Aber auch sie haben immer geholfen, wenn sie es konnten“, erklärte der Geehrte. Nader Djafari sagt, die Bereitschaft, sich sozial zu engagieren, gehöre zu seinem Selbstverständnis. „Manchmal ist die Aufgabe zu schwer, manchmal kommt es zu zeitlichen Engpässen. Zuletzt bei der Integration von Geflüchteten stellt sich heraus, dass mitunter verschiedene Weltsichten aufeinanderstoßen. Eventuell hat man andere Vorstellungen als der Klient. Aber anderen zu helfen erweitert auch das eigene Weltbild und verdeutlicht einem, wie begrenzt man in seiner eigenen Sicht auf die Dinge ist“, führt Djafari aus.
Die Stadt Frankfurt sei ein idealer Ort, um Wurzeln zu schlagen und sich selbst zu entfalten: „Ich erlebe Frankfurt als sehr offene und gastfreundliche Stadt. Es ist seit jeher ein Ort des Handels und der verschiedenen Kulturen. Als Einwanderer wurde ich in anderen Städten mitunter seltsam behandelt. So etwas ist mir in dieser Stadt nur selten passiert“, sagt Djafari. Von daher sei die Auszeichnung mit der Ehrenplakette etwas ganz Spezielles: „Die Stadt, in die ich als Fremder gekommen bin, signalisiert mir, dass ich angenommen wurde. Die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt ist für mich etwas ganz Wichtiges.“
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© Stadt Frankfurt
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