Überreichung an das Fritz Bauer Institut in der Frankfurter Paulskirche durch OB Peter Feldmann, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Da kommen zwei Namen zusammen, die einem unter die Haut gehen. Der eine, Ignatz Bubis im Bild, in dessen Name der Preis mit einem Preisgeld von 50 000 Euro von der Stadt Frankfurt verliehen wird und der andere, der für unsere Generation Garant für die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Gräueltaten war, was das Fritz Bauer Institut in und mit seinem Namen weiterführt.
Zur Feierstunde in der sehr gut gefüllten Frankfurter Paulskirche konnte man von daher viele derjenigen sehen, die schon vor Jahrzehnten für das Wiedererstarken einer jüdischen Gemeinde in Frankfurt genauso stritten wie über die Aufklärung dessen, was war und zwar mit Roß und Reiter, wie es so heißt, also nicht verschwommen von Mitschuld und Mitschuldigen reden wollten, sondern konkret sagten, was war und wer wer war.
Es begann mit Musik, die immer etwas Tröstliches hat und, wenn man Bachs Präludium aus der Suite Nr. 2 nimmt – am Cello Roland Horn – auch etwas Feierliches bekommt. Oberbürgermeister Pter Feldmann begrüßte zum ersten Mal einen Träger des Preises, der alle drei Jahre ausgewählt und überreicht wird und seit 2001 besteht. Damals wurde er an Wolfgang Thierse als Präsident des Deutschen Bundestages verliehen, 2004 ging er an Franz Kamphausen, Bischof von Limburg, 2007 an den Ex-Bürgermeister von Frankfurt Walter Wallmann und 2010 an die wunderbare Trude Simonsohn, die Auschwitz überlebte und die mit ihren heute 92 Jahren deutlich zeigt, daß noch lange nicht Schluß ist und natürlich – doll beklatscht - im Auditorium saß!
Peter Feldmann begrüßte die Gäste, an erster Stelle Frau Ida Bubis, Witwe von Ignatz Bubis, der mit 72 Jahren im Jahr 1999 mitten aus seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland gestorben war. Er lebte nicht nur in Frankfurt, sondern hatte das Wiedererstarken einer Jüdischen Gemeinde hier maßgeblich vorangebracht und sich nicht als Bittsteller, auch nicht als Fordender verstanden, sondern als lebendiges Mitglied einer Stadtgemeinschaft, wobei sich das Mitglied eben auch auf die Vertretung der Jüdischen Gemeinde der Stadt bezieht, der er von 1966 an im Vorstand, lange Jahre dann als Vorsitzender vorstand.
Feldmann freute sich aber auch über seine SPD-Vorgänger, die den Preis ins Leben riefen, Volker Hauff und Andreas von Schoeler und begrüßte letzteren. Seine direkte Vorgängerin Petra Roth war auch gekommen. Feldmann begann mit dem überlieferten resignierten Ausspruch von Ignatz Bubis, nicht lange vor seinem Tod: „Ich wollte diese Ausgrenzerei, hier Deutsche, dort Juden, weghaben. Ich habe gedacht, vielleicht schaffst Du es, daß die Menschen anders über einander denken, anders miteinander umgehen. Aber, nein, ich habe fast nichts bewegt.“ Feldmann interpretierte diesen Satz als besonders bitter nach einem unermüdlichen Leben in der Öffentlichkeit. „Als Vermittler zwischen Menschen jüdischen und nicht-jüdischen Glaubens, Kritiker von Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierungen und Fremdenfeindlichkeit. Das Gefühl des Scheiterns war desto größer, je mehr er sich einsetzte.“
Feldmann ging auf die furchtbaren Momente ein, als Bubis, der für seinen Vater eine Arbeitsbescheinigung besorgt hatte, zu spät kam und nur noch den Abtransport des Vaters durch die Nazis erlebte und ihn nach der Deportation nie wiedersah. Er verschränkte das Leben und die Lebenserfahrungen von Bubis und Fritz Bauer: „Auch Fritz Bauer war ein unermüdlicher Streiter für ein demokratisches Deutschland. Er war es nicht erst nach der Befreiung von den Nazis, sondern bereits davor. Er hat für die erste deutsche Demokratie gestritten: Als aktives Mitglied der Sozialdemokratie und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold.“
www.fritz-bauer-institut.de