Überreichung an das Fritz Bauer Institut in der Frankfurter Paulskirche durch OB Peter Feldmann, Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Lebensgeschichte von Fritz Bauer - im Bild - ist selbst filmreif, was in dem so informativen wie unter die Haut gehenden Film von Ilona Ziok über ihn auch herauskommt, in der auch das Exil in Dänemark und dann Schweden eine Rolle spielen.

 

Fritz Bauer hatte als Hessischer Generalstaatsanwalt nicht nur den Auschwitz-Prozeß initiiert und nach Frankfurt geholt – das konnte er, weil die Farbwerke Hoechst, heute längst verkauft und untergegangen, als Rechtsnachfolger der IG Farben zuständig waren für die Produktion und Verschickung des Zyklon B, des Giftgases für die Konzentrationslager, hier am Massenvernichtungslager Auschwitz konkretisiert.

 

Alle, die damals – wir noch als Schüler – den Auschwitz-Prozeß in der Frankenallee mitbekamen, haben daraus für ihr Leben gelernt, eben auch, was es heißt, daß einer wie Fritz Bauer, statt öffentliches Lob zu erhalten, von den rechtsnationalen Kreise der Bundesrepublik, die damals immer noch markt- und meinungsbeherrschend auftraten und es auch waren, als Vaterlandsverräter und Verbrecher niedergemacht wurde. Ein Preis, der an das Institut verliehen wird, das seinen Namen trägt, ist darum auch eine Wiedergutmachung an der Person Fritz Bauers selbst. Zumindest empfinden wir das so.

 

Feldmann erinnerte daran, wie Fritz Bauer auch ausscherte aus der Stillschweigerei um die Aufenthaltsorte bekannter Nazis.“Fritz Bauer gab den entscheidenden Hinweis zur Ergreifung Eichmanns. Aber auch Fritz Bauer hat das subjektive Gefühl des Scheiterns mit sich getragen, er hat Anfeindungen gegen seine Person durch die politischen Gegner zu erdulden gehabt und wurde als einer beargwöhnt, der als Exilant und Rückkehrer nicht dazu gehörte.“, beschrieb Feldmann wirklichkeitsnah dessen Situation und daß es gerade diese gewesen sei, die um 1990, als die ersten Pläne für ein Holocaust-Dokumentationszentrum entstanden, dazu führten, das Institut mit seinem Namen zu versehen.

 

Peter Feldmann hatte schon zu Beginn auch dessen Gründungsdirektor Hanno Loewy begrüßt, der heute in der Schweiz Museumsdirektor ist und zitierte ihn in seiner Absicht, daß ein solches Zentrum als Störer allzu harmonischer Gesichtsinterpretationen aufzutreten habe, denn die Erinnerung an den staatliche gelenkten Massenmord an Juden ist immer als Lernprozeß über die Gegenwart zu begreifen. Auch der nächste Direktor des Fritz Bauer Instituts, der Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik, hielt durch eine „bewegende Ausstellung“ die Erinnerung an die Auschwitzprozesse wach.

 

Feldmann fuhr fort: „In den Jubel über den 3-Teiler „Unsere Väter, unsere Mütter“ wollte das Institut zum Beispiel nicht einstimmen. Hier seien die Probleme moderner, individualistisch denkender junger Männer und Frauen in die Vergangenheit verpflanzt worden. Eine falsche Sicht auf das, was sich im Nationalsozialismus 'Volksgemeinschaft' nannte, und dem man sich schwer entziehen konnte“, erläuterte der Oberbürgermeister unter großem Beifall.

 

Ein nächster Punkt war das Verhältnis von Geschichte und Gegenwart, das Fritz Bauer 1964 in einem privaten Briefwechsel für sich persönlich so definierte: „Sie sollten den Leuten klar machen, die in mir einen Protagonisten einer Vergangenheitsbewältigung sehen, daß es mir noch keine Sekunde um die Vergangenheit ging, sondern um Gegenwart und Zukunft.“ In diesem Sinne versteht sich auch das Fritz Bauer Institut als politische Einrichtung: „Es forscht, es bündelt und erzieht!“

 

www.fritz-bauer-institut.de