F Kroenungsweg 07 Kroenungszug copyright Stadt Frankfurt Rainer RuefferKleine Kaiserin ganz groß! Die Kaiserin und ihr Hofstaat auf dem historischen Krönungsweg in Frankfurt, Teil 1/2

Katrin Hofmann

Frankfurt am Main (weltexpresso) - „Die Kaiserkrönung war echt super!“, ruft die sechsjährige Jana begeistert. Der Grund ihrer Euphorie steht direkt vor ihr, denn gerade wurde ihre neue Mitschülerin, die siebenjährige Sonja, zur ersten Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Kaiserdom zu Frankfurt gekrönt und mit den Reichsinsignien Krone, Zepter, Schwert und Reichsapfel ausgestattet. Ihr Hofstaat hat sich inzwischen zu einem prunkvollen Zug formiert und steht gespannt in den Startlöchern, um sich mit ihr an der Spitze in Bewegung zu setzen.

Bevor die kaiserliche Kinderprozession jedoch den Krönungsweg durch die mittelalterlichen Gassen der frisch sanierten Altstadt, vom Kaiserdom über den Römerberg, bis zu ihrem Ziel im Historischen Museum (HMF) antreten kann, steht zuerst einmal die Frage im Raum, wer denn eigentlich Kaiser oder Kaiserin und damit die unbestrittene Hauptperson des Tages sein darf und wie ausgewählt wird.

Dass Sonja und die 23 anderen Kinder der Adolf-Reichwein-Schule in Zeilsheim während des Ferienprogramms so realitätstreu in die kaiserlich-royale Welt des Mittelalters eintauchen können, ist dem HMF zu verdanken. Es bietet seit 2006 ganzjährig eine kindgerechte szenische Kostümführung mit dem Titel „Wie man einen Kaiser macht“ für alle Frankfurter Kinder in der Vorschule und den Klassenstufen eins bis sechs aus Schulen und Horten an. Diese ist je nach Entwicklungsstand der Kinder mal spielerischer für die Jüngeren und mal inhaltlich-sachlicher für die Älteren ausgerichtet.

Die Nachfrage ist seit Anbeginn ungebrochen groß. Aufgrund der guten Resonanz werden dienstags, mittwochs und donnerstags jeweils zwei zweistündige Führungen um 11.45 Uhr und um 14.15 Uhr angeboten. „Eine Hortgruppe ist jedoch aufgrund ihrer altersmäßigen Durchmischung eine kleine Herausforderung, da die Bedürfnisse der Kinder je nach Altersstufe andere sind. Der Gruppencharakter gibt die Methode vor“, sagt Julia Bender-Helferstein, welche die Führung leitet. Die Inhalte werden von der Museumspädagogin daher ständig methodisch überprüft und entsprechend angepasst.


Wappentier, Reichsapfel und Krone werden bestaunt

Nach ihrer Ankunft in der belebten Frankfurter Innenstadt geht es für Jana und die anderen direkt in das Historische Museum, wo Bender-Helferstein die jungen Besucher und ihre drei Betreuer empfängt. Die pädagogische Museumsmitarbeiterin entführt die staunenden Kinder in das riesige Reich der Franken des beginnenden 9. Jahrhunderts, wo sie gleich zu Anfang ihrer szenischen Zeitreise eine überlebensgroße Statue Karls des Großen, seines Zeichens stolzer Frankenkönig und erster Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, erwartet. Er ist wirklich erhaben und gewaltig mit seinem Mantel, Schuhen, Wappentier, Reichsapfel und Krone und hinterlässt bei den Kleinen große Kinderaugen. Sie setzen sich ehrfürchtig vor des Kaisers tönerne Füße und lauschen der Entstehungsgeschichte des Stadtnamens „Frankfurt“, der sich namenskundlich als „Furt der Franken“ übersetzen lässt.

Hernach erraten die Kids eifrig, warum die vor den Sachsen fliehenden Franken Scheu hatten, ins Wasser des Mains zu steigen, an dessen Ufer das spätere Frankfurt entstehen sollte. Viele Ideen schwirren durch den Raum, bis Jana plötzlich ruft: „Ihre Kleider waren zu schwer, da wären sie bestimmt untergegangen.“ „Richtig!“, bestätigt Bender-Helferstein. Die Kinder sind beeindruckt. Noch beeindruckter sind sie wenig später vom strahlenden Funkeln der goldenen Reichsinsignien – Krone, Reichsapfel und Zepter –, die ein jeder Kaiser bei seiner Krönung feierlich verliehen bekommt und die einen Kaiser erst zum Kaiser machen.


1562 in den Rang einer Krönungsstadt erhoben

Die kostbaren Kleinodien sind in einer Art Schatzkammer tief unten in den Katakomben des Museums sicher in einer Vitrine aufbewahrt. Sofort kleben vier Dutzend Kinderaugen gebannt an den juwelenbewehrten Insignien kaiserlicher Macht. Besonders die riesige güldene Krone mit ihren unzähligen Juwelen hat es den kleinen Besuchern angetan. Dass es sich hierbei „nur“ um eine Replik der in Wien verwahrten Originale handelt, tut der Begeisterung der Kinder keinen Abbruch. Sie erkennen die Krone und den Reichsapfel direkt wieder und erfahren, dass Karl der Große, König der Franken, am 25. Dezember 800 von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt wurde. Ihm folgten noch 51 weitere kaiserliche Würdenträger. Der letzte erwählte römische Kaiser war Franz II., der 1806 abdankte und das Ende der Kaiserära einläutete.

Trotz aller Erläuterungen bleibt die entscheidende Frage noch ungeklärt: Seit wann und warum werden die römischen Kaiser eigentlich in Frankfurt gewählt und die Stadt damit in den Stand einer einflussreichen Krönungsstadt erhoben? Julia Bender-Helferstein weiß auch darauf eine Antwort: Frankfurt wurde anno 1356 durch die sogenannte „Goldene Bulle“, das „Grundgesetz“ und kaiserliche Gesetzbuch des Heiligen Römischen Reiches, zum alleinigen Wahlort der deutschen Könige erhoben. Sie beendet gleichzeitig die Pflicht, dass ein Kaiser nur durch die Zustimmung und Gnade des römischen Pontifex im Vatikan die Kaiserwürde erlangen konnte. Stattdessen kam diese Ehre der Kaiserwahl nun sieben weltlichen und geistlichen Kurfürsten zu.

Im Jahr 1562 erlangten Frankfurt und der Römer dann weiteren Ruhm, indem Frankfurt nicht nur Wahlstadt war, sondern auch den zusätzlichen Rang einer Krönungsstadt erhielt. Wie so eine Kaiserwahl und Krönung konkret abläuft, das werden die Kinder gleich hautnah erleben können. Denn jetzt geht es endlich los zu ihrem Wahl- und Krönungsspektakel. Jana und die anderen machen sich auf den Weg zur Kaiserwahl und der Krönungszeremonie im St. Bartholomäus-Dom.

Foto:
Krönungsweg für Kinder : Im Historischen Museum bei Karl dem Großen
© Rainer Rüffer

Info:
Die historische Führung „Wie man einen Kaiser macht“ kann beim Besucherservice des Historischen Museums Montag bis Freitag von 10 bis 15.30 Uhr, unter Telefon 069/212-35154, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! gebucht werden. Der Eintritt kostet 3 Euro pro Kind und 4 Euro pro Betreuer, wobei ein Betreuer kostenlosen Eintritt hat.