Kleine Kaiserin ganz groß! Die Kaiserin und ihr Hofstaat auf dem historischen Krönungsweg in Frankfurt, Teil 2/2
Katrin Hofmann
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im altehrwürdigen Kaiserdom finden die feierliche Wahl der kleinen Kaiserin und die anschließende Krönungsmesse in sakraler Atmosphäre statt. Zunächst nehmen alle Kinder gespannt auf den hölzernen Kirchenbänken Platz. Dann beginnt das Wahl- und Krönungszeremoniell: „Sieben Kinder hätte ich gerne!“, ruftBender-Helferstein. Viele kleine Hände schnellen augenblicklich in die Höhe.
Aus den Reihen der Freiwilligen wählt Bender-Helferstein sieben Kurfürsten aus, drei geistliche Repräsentanten der Bistümer Mainz, Köln und Trier sowie vier weltliche Repräsentanten des Königreichs Böhmen, der Kurpfalz, dem Kurfürstentum Sachsen und der Mark Brandenburg. Ihnen wird nun die Ehre zuteil, Kaiser oder Kaiserin wählen zu dürfen.
Die sieben Auserwählten begeben sich in eine imaginäre „Wahlkapelle“. Die drei Mädchen erhalten eine traditionelle Bischofsmütze, die Jungen bilden die vier weltlichen Herrscher (sog. Kuren). Sie alle stellen sich die Frage: Wer ist ein guter Kaiser? Wer kann das Amt gut ausfüllen? „Nun dürft ihr abstimmen“, sagt Julia Bender-Helferstein. Die Kinder diskutieren eifrig, Namen werden durcheinandergerufen und am Ende einigt man sich schnell auf Sören, Sonja und Jessi als Kaiserkandidaten.
Abstimmung nach historischem Vorbild
Die Abstimmung beginnt. Nach einem Patt zwischen Sören und Sonja mit je zwei Stimmen und Jessi mit einer Stimme entscheidet die Stichwahl zwischen den beiden Erstplatzierten zugunsten von Sonja. Im Anschluss verkünden die sieben Kurfürsten, dass ihre Wahl auf Sonja als neue Kaiserin fällt, welche die Wahl sichtlich überrascht annimmt. Unter großem Pomp wird die neue Miniherrscherin mit den royalen Krönungsgewändern und den Reichsinsignien als weithin sichtbares Zeichen ihrer Macht ausstaffiert: Einen edlen Krönungsmantel, ein scharfes Schwert, ein Zepter und einen goldenen Reichsapfel als Symbol ihrer weltlichen Herrschaft. Natürlich darf die prunkvolle Reichskrone nicht fehlen.
Jetzt haben die Schüler endlich ihre Kaiserin und der Triumphzug kann beginnen: Mit lautem Getöse setzen sich die neue Kaiserin und ihr Hofstaat in Bewegung, die Prozession zieht aus dem Dom aus und läuft seinem dritten Etappenziel, dem Frankfurter Römer, entgegen. Der siebenjährige Jonas, ein treuer Gefolgsmann Sonjas, prahlt: „Ich bin stolz darauf, das Schwert der Kaiserin zu tragen“. Man sieht es Kaiserin Sonja förmlich an, dass sie sich der Würde ihres Amtes bewusst ist, welches sie gleichermaßen leicht zu überfordern scheint: Zunächst schreitet sie sicheren Schrittes, die goldene Krone auf dem Kopf, aus dem Dom.
Umgeben von Prunk und Gloria
Rasch macht ihr die geballte Aufmerksamkeit, die auf sie gerichtet ist, zu schaffen. Trompeten tröten, lautes Geschnatter erfüllt die Luft, die junge Herrscherin ist umgeben von Prunk und Gloria und leitet ihren Zug dennoch sicher durch die Gassen der Stadt. „VIVAT“ erschallt es immer im Chor. „VIVAAAT!“ Blechernes Trompetentröten erfüllt die Luft. Die Aufmerksamkeit der Passanten und internationalen Besucher der neuen Altstadt ist ihnen sicher. Die Trompetenklänge und die Rufe des Hofstaats sind nicht zu überhören. Der Krönungszug zieht vorbei an schmucken Häuserfassaden und macht das erste Mal auf dem weitläufigen Römerberg halt. Hier dürfen die Kinder nochmal ordentlich die Backen aufblasen und der Reihe nach in die Trompeten pusten, was das Zeug hält! Man hört sie sicherlich noch bis ans Ufer des nahgelegenen Mains.
Später geht es dann weiter entlang des prunkvollen Krönungswegs inmitten des Dom-Römer-Areals, aber wegen des einsetzenden Regens schneller als gedacht zurück ins Warme. Über den Marktplatz des Römers, dann scharf links noch einmal ins Historische Museum. Hier erfahren die Kinder zum Abschluss noch, dass zu Ehren des neuen Kaisers immer ein rauschendes Krönungsfest auf dem Römerberg für das Volke ausgerichtet wurde. Der Kaiser selbst feierte im Römer und ließ sich ein Festessen aus Froschschenkeln, Ochsenfleisch und edlem Wein munden, während draußen auf dem Römerberg ein Turnier ausgetragen wurde, bei dem es einen Ochsenkopf zu gewinnen gab.
Seit 13 Jahren vor historischer Kulisse
Zum Krönungsritual gehörte es, dass die weltlichen Kurfürsten die Diener gaben. Der Erbmarschall füllte einen Becher mit Getreide und reichte ihn dem Kaiser. Es folgte der Erbkämmerer, welcher dem neuen Herrscher ein Handbecken und ein Gießfass mit Wasser übergab. Natürlich durften der pfälzische Kurfürst mit einem Stück Ochsenfleisch und der König von Böhmen, auch Erbschenk genannt, mit einem Krug edlem Rebensaft aus dem sprudelnden Stadtbrunnen, nicht fehlen. Doch die meisten warteten am sehnsüchtigsten auf einen Regen aus Gold- und Silbermünzen, den der Erbschatzmeister über dem armen Volk ergoss. Dann zuckten sogleich tausende Hände in die Höhe und griffen gierig nach den Münzen.
Dieses Treiben endete zuweilen in einer handfesten Rauferei um das begehrte Gut. Solch ein mittelalterliches Spektakel wird der Minikaiserin und ihrem ergebenen Gefolge zwar nicht geboten, die Kinder sind jedoch auch ohne Krönungsmal und rauschendem Volksfest begeistert von ihrer Reise in die Zeit der ersten Kaiserkrönung des Jahres 1562.
Seit 13 Jahren finden das Krönungszeremoniell vor historischer Kulisse und das Abschreiten des Krönungsweges für Frankfurter Kinder in den Gassen der historischen Altstadt bereits statt. Und es wird sicherlich noch viele Male ein donnerndes „VIVAAAT“ durch die Gassen der Altstadt schallen.
Fotos:
© Rainer Rüffer
Info:
Die historische Führung „Wie man einen Kaiser macht“ kann beim Besucherservice des Historischen Museums Montag bis Freitag von 10 bis 15.30 Uhr, unter Telefon 069/212-35154, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! gebucht werden. Der Eintritt kostet 3 Euro pro Kind und 4 Euro pro Betreuer, wobei ein Betreuer kostenlosen Eintritt hat.