Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Da staunte man erst einmal, wer alles in den Kaisersaal gekommen war. Mit der Vorsitzenden der SPD-Hessen hätte ich nicht gerechnet, mit Nancy Faeser, der Vorsitzenden der SPD Hessen und Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion. Sie und Charly Körbel begrüßten sich sehr herzlich, da will man nicht nachfragen. Und auch der Frankfurter SPD-Landtagsabgeordnete Turgut Yüksel war gekommen. Ob er weiß, daß der so viel ältere Ernst Gerhardt, der frühere Stadtkämmerer und überzeugte Christdemokrat, der am 10. September 2021 100 Jahre wird, wie er eine geborene Jungfrau ist?
Man ist voller Bewunderung für Gerhardts Disziplin, die er aufbringt, denn er ist bei fast allen Ereignissen im Kaisersaal dabei. Es zwingt ihn ja keiner, aber er zeigt so, daß er an dem Geschick der Stadt Frankfurt als ehemaliger Stadtkämmerer noch heute interessiert ist, Frankfurt tief verbunden ist.Und die Stadt gibt es ihm mit großer Wärme zurück.
Schon eher hätte man Petra Roth erwartet, die sich sofort zu Gerhardt in die erste Reiche setzte Sie war während ihrer langen Oberbürgermeisterzeit dem Sport immer besonders verbunden und leitete vor ihrer OB-Zeit den Sportausschuß des Stadtparlaments. In seiner Funktion war auch Markus Frank gekommen, der auch Sportdezernent ist. Ansonsten kamen viele, die im Lauf der Jahre mit Charly Körbel auf den verschiedenen Ebenen seines Tuns zu tun hatten.
Und dann ging es nur noch um Charly Körbel, der einer ist, der von sich kein Aufhebens macht. Aber, das muß man wirklich sagen, er hat seinen Ehrentag gut überstanden und dann sogar noch eine Dankesrede gehalten, die ihn am meisten überraschte, denn er hatte ursprünglich nicht reden wollen. Aber dann floß ihm, wie die Griechen sagen, der Honig aus dem Mund. Auch hier staunte er am meisten über sich selbst und wenn er nun schwarz auf weiß liest, was er sagte, er hatte ja kein Redemansukript, sprach aus dem Stegreif, wie das schöne, seltene Wort lautet, dann glaubt er sich das selber nicht: Mit Blick auf die herrlichen neugotischen Kaiserbilder – durch den gleichen Malstil sehen die Kaiser durch alle Jahrhunderte irgendwie alle wie verwandt aus – also mit Blick auf die deutschen Kaiser, die Geschichte geschrieben haben, kam ihm über die Lippen, ob unter den Kaiserbildern nicht auch noch Platz für ihn sei. Er schob zwar ein „nur Spaß“ nach, aber dann kam noch: „Aber man weiß ja nie was passiert.“ Ein feinsinniger Spaßvogel ist er also auch.
Aber der Reihe nach. Zuerst baute sich eine regelrechte Kamerameute, wie im Bild zu sehen, vorne auf, denn gleich wird der Oberbürgermeister mit seinem Ehrengast den Kaisersaal betreten und durch den Gang nach vorne schreiten. Da wird auf Teufelkommraus geknipst. Zu diesem Zeitpunkt wußte fast keiner, daß der OB gerade eine unangenehme Tatsache registrieren mußte, das Unglück, das durch den angekündigten Sturm tatsächlich eingetreten war, als der Kran, der seit langem neben dem Dom steht und für die gerade abgeschlossenen Dacharbeiten nötig war, auf das Dach stürzte. Furchtbar, aber wenigstens hat es keine Verletzten gegeben.
Oberbürgermeister Peter Feldmann hält sich ja ständig im Kaisersaal auf, was wir immer wieder bei Ehrungen und Veranstaltungen verfolgen. Uns gefällt, daß er in seinen Reden immer wieder auf den Ort und die Kaiserbilder an den Wänden Bezug nimmt. Es ist ja ein wahrlich historischer Ort, wo die Geschicke Deutschlands und davor sogar die des Heiligen Römischen Reiches bestimmt wurden.
Aber zurück zu Charly Körbel, der mit Fußball im Heimatort beim FC Dossenheim anfing und schon als 17jähriger zur Eintracht Frankfurt wechselte, wo er bis zum Ende seiner Profikarriere blieb. Daß er dem HSV absagte, also von diesem gewollt war, war neu für uns. Sagenhaft und mehrfach angesprochen, seine 602 Bundesligaspiele. Das sind die meisten Spiele, die je ein Spieler in der Bundesliga erreichen konnte, zu denen aber noch die 70 Pokal- und 48 Europapokalspiele hinzukommen.
Er hat auch den Höhepunkt des Eintrachtfußball mitbekommen, mitbestimmt also, als der Verein 1980 UEFA-Pokalsieger wurde und gerade hier im Kaisersaal der Empfang der Stadt gefeiert wurde. Beim erfolgreichen Europapokal 1959, wo die Eintracht ins Finale kam, war er noch nicht dabei, aber hat viermal mit der Eintracht den DFB-Pokal errungen. In der Nationalmannschaft war er nur kurz. Aber die 320 Freundschaftsspiele sollte man auch erwähnen.Heute kümmert er sich um den Jugendfußball in Frankfurt. Aber die Auszeichnung galt nicht seinem Fußballspiel, sondern seinem darüberhinausgehenden sozialen Engagement.
Warme Worte fand Peter Feldmann für den sozialen Einsatz, den Körbel immer wieder leistet, wie auch die FR-Schlappekickeraktion, die Körbel inzwischen führt. Immer habe er sich um sozial Schwache gekümmert und sei ein Vorbild auch im Kampf gegen Rassismus. Durch seine Fußballschule sind inzwischen 50 000 Kinder gelaufen!
Das Lob setzte Eintracht Frankfurt Vorstandsmitglied Axel Hellmann fort. Die Inhalte waren dieselben, aber aus anderer Perspektive. Für jemanden wie ihn sei auch interessant, wen Körbel im Laufe der Jahre habe kommen und gehen sehen. Das gilt für Spieler, für Trainer und auch für Eintrachtvorstandsmitglieder, erst recht deren Vorsitzende. Doch die meiste Anteilnahme, das größte Lob gilt stets dem Kümmerer Körbel.
Draußen vor dem Kaisersaal, im Flyer setzten sich die Gespräche dann zwischen den Gekommenen fort. Ein angenehmer Frühnachmittag.