Bildschirmfoto 2020 05 09 um 03.28.16Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, und Axel Hellmann, Mitglied des Vorstands von Eintracht Frankfurt im Gespräch

Jan Martin Strasheim

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - 
Christian Sewing und Axel Hellmann haben im Stadion Platz genommen, auf dem heiligen Rasen. Also in der Arena, die ab dem 1. Juli 2020 Deutsche Bank Park heißen wird. Hier stellen Sie sich den Fragen von Jan Martin Strasheim, Bereichsleiter Medien und Kommunikation bei Eintracht Frankfurt.

Die Coronakrise ist aktuell Thema in der ganzen Welt. Wie gehen Sie persönlich und Ihre Bank bzw. die Eintracht mit der Coronakrise um?

Sewing: Es ist für uns alle eine völlig neue Situation. In der Bankensprache redet man immer vom sogenannten schwarzen Schwan – sozusagen etwas völlig neues und keiner weiß, wie es ausgeht. Für uns als Bank ist es eine sehr intensive und für mich persönlich in 30 Jahren die intensivste Zeit. Aber anders als in der Finanzkrise 2008/09 sind die Banken jetzt gefordert und können Teil der Lösung sein. Wir sind dabei, den Kunden zu helfen – egal ob Privatkunden oder Unternehmen. Die Wirtschaft braucht Unterstützung und dafür sind wir gut aufgestellt.

Hellmann: Bei uns ruht sprichwörtlich der Ball und wir bereiten uns auf den Tag vor, an dem wieder Fußball gespielt wird. Ich denke, ich kann im Sinne aller Fans sagen, dass Spiele ohne Zuschauer keine langfristige Lösung sind. Darum sind wir total aktiv und das auf zwei Ebenen. Zum einen interessiert es uns sehr, was unsere Sponsoren, Partner und Kunden umtreibt. Wir müssen fühlen, was in der Wirtschaft los ist, weil wir davon abhängig sind, dass die Menschen Geld und Zeit haben, um zum Fußball zu gehen. Auf der anderen Seite hat der Fußball so eine gesellschaftspolitische Kraft, dass wir auch in der Verpflichtung sind, diese Kraft in das Gemeinwohl einzubringen. Das machen wir momentan in Form unserer „AUF JETZT!“-Kampagne.


Fällt Ihnen ein sportliches Schlüsselerlebnis Ihrer Kindheit ein?

Hellmann: Bei mir ist dieses Erlebnis natürlich mit der Eintracht verbunden, denn alles andere würde diesem Ort nicht gerecht werden. Ich war immer fasziniert von den großen Blockfahnen im Stadion. Wenn ich als Kind ins Waldstadion kam und diese meterlangen Fahnen mit den Bannern gesehen habe, hat mich das noch mehr geprägt als der Sport auf dem Rasen. Sportlich gesehen war der UEFA-Pokalsieg 1980 mein Schlüsselerlebnis. Ich war als kleiner Junge live dabei, deshalb werde ich das nie vergessen. Das war ein großartiger Triumph. Persönlich habe ich es über den geordneten Jugendfußball heraus nie geschafft, aber die Leidenschaft und Sprechfähigkeit auf dem Platz war immer groß (lacht).

Sewing: Da gibt es zwei. Das erste habe ich selbst erlebt, als ich früher Tennis gespielt habe. Obwohl Tennis ein Einzelsport ist, war es für mich ein ganz besonderes Erlebnis, als wir in die Oberliga aufgestiegen sind. Alle haben damals gesagt, dass das ein Glücksaufstieg war und wir sofort wieder absteigen würden. Aber wir haben uns dort drei Jahre gehalten. Die Art und Weise, wie das Team zusammengearbeitet hat – das werde ich nie vergessen. Deshalb bin ich einer der wenigen, der sagt, dass Tennis nicht nur ein Einzelsport ist, denn auch hier kommt es darauf an, dass man in einem Team zusammenarbeitet. Als ich 14 Jahre alt war, sind wir mit der Mannschaft Westdeutscher Meister geworden. Das war mein größter sportlicher Erfolg und etwas ganz Besonderes. Das zweite Schlüsselerlebnis war für mich als bekennender Fan von FC Bayern München die Niederlage gegen Manchester United 1999, als man innerhalb von zwei Minuten einen sicher geglaubten Sieg hergeschenkt hat. Ich bin aber der Meinung, dass dieses Erlebnis dazu beigetragen hat, dass die Bayern zwei Jahre später die Champions League gewonnen haben. Es ist für alle Menschen wichtig zu sehen, dass man aus Niederlagen lernen und sie zu sportlichen Erfolgen umsetzen kann.


Warum hatten Sie sich für Tennis entschieden und nicht Fußball?

Sewing: Gute Frage. Ich habe als Kind mit dem Fußballspielen angefangen. Aber meine Eltern und meine Schwester waren ständig auf dem Tennisplatz. Irgendwann muss man sich dann entscheiden, ob man das Wochenende mit der Fußballmannschaft verbringt oder mit der Familie zum Tennis geht. Ich habe mich für die zweite Möglichkeit entschieden und in meinem Heimatverein meine gesamte Kindheit verbracht.


Haben Sie einen Lieblingsfußballspieler?

Sewing: Xabi Alonso hat zwar mal bei Bayern gespielt, war aber mein Lieblingsspieler, als er bei einem anderen Verein unter Vertrag stand. Für mich hat er auf dem Platz eine Übersicht, die an Weltklasse grenzt. Außerdem hat er immer eine Ruhe ausgestrahlt und ist gleichzeitig von der Persönlichkeit her sehr besonders. Er ist ein wirklich toller Typ und ich habe gerade gelesen, dass er sich mittlerweile als Trainer versucht und viel positives Feedback bekommt. Er verbindet fußballerischen Glanz mit Persönlichkeit. Deshalb fand ich ihn immer ganz toll.

Hellmann: Ich möchte nicht, dass sich ein Spieler der Eintracht benachteiligt fühlt, deshalb nehme ich natürlich einen Profi, der nicht hier spielt. Da wäre es naheliegend, von Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi zu sprechen. Aber ich möchte es anders angehen. Der Stil, den wir in den vergangenen Jahren entwickelt haben, verlangt Mentalität, Kraft und Wucht auf dem Platz und eine gewisse Willensstärke. Diese Art gefällt mir persönlich sehr gut und dem gesamten Frankfurter Publikum offensichtlich auch. Emre Can verkörpert diese Elemente, ich schätze ihn sehr. Ich habe mir immer gewünscht, dass er noch einmal zurück zur Eintracht kommt. Vielleicht passiert das eines Tages. Wenn wir ihn in unseren Reihen hätten, dann wären wir noch eine Klasse besser.


Gibt es eine bestimmte Phrase im Fußball, die Ihnen gefällt?

Sewing: Es gibt etwas, das sich auf die Wirtschaft übertragen lässt: „Das Spiel ist erst vorbei, wenn abgepfiffen wird“. Das sage ich auch immer wieder in der Bank. Sie können hervorragend gestartet sein und ein sehr gutes Quartal haben, trotzdem zählen die letzten beiden Tage genauso wie die ersten 89 Tage. Diese Mentalität, jeden Tag mit voller Disziplin und vollem Fokus für die Kunden da zu sein, ist in der Wirtschaft genauso wichtig wie hier auf dem Platz. Deshalb ziehe ich sehr viele Sportvergleiche in die Wirtschaft. Wer das auf dem Platz zeigt, ist in der Regel auch im Beruf sehr erfolgreich.

Hellmann: Das kann ich nur unterstreichen. Ich glaube, dass die Parallelen zwischen Sport und Wirtschaft sehr nah beieinander liegen. Grundsätzlich ist der Sport ein Gesamtbild des Lebens, auch in den Facetten und den Ereignissen. Deswegen kenne ich viele Sprüche, die zum Sport passen und auf die Wirtschaft und das Leben bezogen werden können. Einen davon benutze ich aber immer wieder gerne, da er Lebenssituationen kennzeichnet, die uns allen gut bekannt sind: „Erst hast du kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu.“ Der Spruch ist legendär und ich glaube, Jürgen Wegmann war sich der Tragweite damals überhaupt nicht bewusst. Wir alle kennen Situationen, in denen die Dinge einfach nicht laufen und dann kommen auch noch andere unerfreuliche Ereignisse dazu. Dem muss man sich entgegenstellen und das Schicksal drehen. Das zeigt der Sport innerhalb kürzester Zeit: Du liegst bis kurz vor Schluss mit 0:1 hinten und machst in der Nachspielzeit das 2:1. Wenn du aber nicht daran glaubst, kannst du es nicht schaffen.


Herr Sewing, Sie werden in Zukunft häufig im Deutsche Bank Park zugegen sein. Können Sie weiterhin Fan des FC Bayern München bleiben?

Sewing: Ich denke, es wäre ganz furchtbar, seine Persönlichkeit zu verstellen. Ich bin seit meinem vierten Lebensjahr Bayern-Fan und ich glaube, das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Ich habe seit Jahren eine große Sympathie für Eintracht Frankfurt und auch das kann ich vollen Herzens sagen. Was hier in den vergangenen Jahren geschaffen wurde, ist aller Ehren wert. Eintracht Frankfurt ist einer der bestgeführten Klubs der Bundesliga und hat eine Strahlkraft, die weit über die Region hinausgeht. Sportlich und wirtschaftlich gesehen ist dieser Weg wirklich bewundernswert. Damit können wir uns als Deutsche Bank sehr gut identifizieren. Das hat nichts damit zu tun, dass man vom Herzen mit einem anderen Verein aufwächst.


Wie wichtig sind die gesellschaftlichen Werte des Fußballs?

Sewing: Enorm wichtig! Fußball verbindet und bringt die Gesellschaft zusammen. Das ist auch in Zeiten der Coronakrise von großer Bedeutung. Man merkt, dass den Menschen nach den ganzen Wochen ohne Fußball etwas fehlt. Dieser Sport kann ein Bindeglied in einer Gesellschaft sein, die vor enormen Herausforderungen steht. Aktuell redet keiner über die Migrationsfrage, die weiterhin existent sein wird. Diesbezüglich kann der Fußball unheimlich viel bringen, weil er in diesem Thema deutlich fortgeschrittener ist als die Gesellschaft. Hellmann: Ohne Haltung und ohne eine klare Positionierung wirst du nicht für die kommerziellen Seiten des Fußballs argumentieren können. Haltung bedeutet auch, sich schmerzhaft Trends entgegenzustemmen. Es gibt viele Themen, die nichts mit dem Sport an sich zu tun haben, sondern mit der Haltung, dass Demokratie, Wohlstand und rechtsstaatliche Werte gottgegeben sind. Wir müssen aufpassen, dass wir in der Hinsicht nicht zu satt sind. Der Fußball ist dafür absolut geeignet, aber er muss es auch wollen.


Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine Woche lang den Job des anderen. Was würde Sie daran reizen?

Sewing: Die ersten drei Tage würde ich vermutlich nur zuhören und lernen. Das ist ein Metier, in dem ich mich nicht auskenne. Mich würden die unterschiedlichen Interessengruppen am meisten interessieren. Sowohl im Fußball als auch in der Wirtschaft muss man damit umgehen, dass es verschiedene Betrachtungspunkte gibt. Wenn ich manche Artikel in der Zeitung lese, denke ich mir, dass Axel Hellmann mit seinen Stars vermutlich Ähnliches durchmacht wie ich mit meinen Investmentbankern (lacht).

Hellmann: Mich würde es sehr interessieren, wie ein Transformationsprozess in einer Institution funktioniert, die jeder von uns kennt. Da passiert eine Menge, auch in der Veränderung von dem einen Bereich in den nächsten. Es würde mich in den Fingern jucken, so etwas mitzugestalten. Die Themen Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle interessieren mich sehr und ich hätte große Lust, mich diesen Herausforderungen zu stellen. Ich will damit keine Bewerbung bei Ihrem Aufsichtsratsvorsitzenden abgeben (lacht). Aber ich finde, Sie haben einen der spannendsten Jobs, den es in Deutschland gibt.


Kommen wir zum Kernthema, dem Deutsche Bank Park. Man spricht davon, dass dieser gemeinsam weiterentwickelt werden soll. Was können wir uns darunter vorstellen?

Hellmann: Wir hatten in den vergangenen Jahren eine Fokussierung allein auf das Stadion. Das war unter anderem dem Zeitgeist geschuldet und eine normale Entwicklung. Aber die Gesellschaft, die Erwartungshaltung und das Freizeitverhalten haben sich verändert. Es ist nicht so, dass es nur um Fußballspiele geht, sondern um ein Gemeinschaftsgefühl von der Hardcore-Fanszene bis zu unserem VIP-Publikum. Das endet nicht an den Eingangstoren dieses Stadions, sondern gilt für das gesamte Gelände. Wenn du auf das Gelände kommst, musst du das Gefühl haben, dass hier für dich ein positiver Moment beginnt. Das gilt für die Großveranstaltungen und für Fußballspiele. Aber es geht natürlich auch darum, dass man hier ein Areal hat, das über das ganze Jahr eigentlich kaum genutzt wird. Wir haben zwar viele Veranstaltung im Stadion, aber im gesamten Umfeld kann man viel mehr machen. Deswegen haben wir bei der Erstellung des Konzeptes gesagt: Lasst uns mal größer denken. Lasst uns auch Breitensport- und Businessveranstaltung und eine Begegnungsstätte daraus machen. Dafür wird man Zeit brauchen und das muss man entwickeln, aber das ist der große Unterschied zu dem Konzept der vergangenen Jahrzehnte.


Was sind die gemeinsamen Visionen und Ziele bezogen auf den Deutsche Bank Park?

Sewing: Wir freuen uns sehr, dass die Zusammenarbeit zustande gekommen ist. Das war keine leichte Entscheidung, als die Coronakrise begann. Es ist normal, dass in solch einem Moment alles in Frage gestellt wird. Aber jeder bei uns im Vorstand und im Führungsteam hat gesagt: Das müssen wir machen! Denn es ist eine ganz logische Entwicklung der Deutschen Bank. Wir haben klar gesagt, dass wir eine globale Bank sind und auch global bleiben wollen. Hier wollen wir erkennbar und in der Mitte der Gesellschaft sein. Wir wollen uns ordentlich positionieren. Dazu gehört, dass man die Chance hat, in der Heimatstadt Frankfurt mit so einem Stadion verknüpft zu werden. Wie Axel Hellmann gesagt hat: Es geht nicht nur um den Profisport, sondern darum, dass Eintracht Frankfurt und die Deutsche Bank zusammen für die Bevölkerung im Rhein-Main-Gebiet und in Frankfurt eine Erlebnis- und Begegnungsstätte entwickeln. Wir haben eine Zusammenarbeit über mindestens sieben Jahre vereinbart, die hoffentlich noch darüber hinaus andauern wird. In diesen sieben Jahren wird sich hier etwas entwickeln. Beide Seiten können zeigen, dass sie in der Mitte der Gesellschaft verankert sind und etwas für die Bevölkerung und für die Gesellschaft machen wollen. Wenn wir das dann noch mit dem sportlichen Erfolg nähren, dann gibt es nichts Schöneres.


Auch farblich wird sich etwas tun. Sie haben gesagt, Sie geben das Stadion den Fans zurück.

Sewing: Für uns ist das natürlich wichtig, und die Identifikation ist enorm wichtig. Ich weiß, wie sehr der Name Waldstadion den Fans am Herzen liegt. Wir versuchen es mit dem Deutsche Bank Park in den Farben der Eintracht. Damit haben wir überhaupt kein Problem, das gehört dazu. Wenn das Stadion im Sommer mit dem gesamten Park herum wieder in den Eintracht-Farben glänzt, wird den Fans enorm viel zurückgegeben.

Hellmann: Das ist ein ganz großer Schritt. Ich bin im Alter von neun Jahren täglich auf dem Schulweg an den beiden Türmen Soll und Haben vorbeigelaufen. Ich war auf dem Goethe-Gymnasium in Frankfurt und habe im Westend gewohnt. Wenn man jeden Tag daran vorbeigelaufen ist, dann weiß man natürlich, was das für eine Institution ist. Wenn man die verschiedenen Vorstandsvorsitzenden aus Funk und Fernsehen kennt, hat man auch als Frankfurter einen großen Respekt davor. Für Eintracht Frankfurt ist das etwas sehr Besonderes, in eine solche Partnerschaft zu gehen. Das Konzept ist einfach gut und das gilt für die Entwicklungsideen von beiden Seiten. Sowohl unser Ansatz, wie dieses Stadion weiterentwickelt, erweitert und vor allem auch digitalisiert werden soll, als auch die konzeptionellen Ansätze gemeinsam mit der Deutschen Bank werden umgesetzt. Die Zusammenführung von emotionalen, leidenschaftlichen Erlebnisse und der Technologie ist in dieser Form ein in Deutschland, vielleicht sogar in Europa ein einmaliges Konzept, in das wir eine Menge Arbeit investieren werden.


Wie profitiert die Rhein-Main-Region von der Partnerschaft?

Hellmann: Der Deutsche Bank Park wird in gewisser Weise zum Magneten, um Geschäftsmodelle für die gesamte Region zu entwickeln und diese damit anzusaugen. Es geht um eine Plattform für die gesamte Region. Es ist sehr wichtig, dass so etwas immer mit einer Symbolik besetzt ist. Die Symbolik, die wir hier gewählt haben, drückt sich am Ende über ein Namenspatronat aus. Ich glaube, das können wir auch sehr glaubhaft und glaubwürdig vermitteln.


Was ist das Besondere am Deutsche Bank Park?

Sewing: Es ist eben nicht nur das Stadion, sondern viel mehr. Ich kann mir gut vorstellen, wie wir das Areal zusammen mit Eintracht Frankfurt in den nächsten sieben Jahren entwickeln werden. Auch da gibt es schon Pläne, dass das Gelände ein Park wird, in dem die Menschen gerne am Samstag oder Sonntag hingehen und neben dem Stadionerlebnis ganz andere Dinge wahrnehmen können. Es ist wichtig, dass wir unseren Beitrag leisten, aber auch als Eintracht Frankfurt und als Deutsche Bank zeigen, dass wir in diesem Deutsche Bank Park offen für alle sind. Gerade jetzt in der Coronakrise erleben wir, wie wichtig das Digitale ist und wie sich das Leben auf einmal umstellt. Wenn wir Tradition mit Zukunft in einer Begegnungsstätte zusammenbringen können, ist das ein tolles Zeichen weit über die Rhein-Main-Metropole hinaus.


Warum geht die Deutsche Bank nicht in den Breiten-, sondern in den Profisport?

Sewing: Wir versuchen, beides miteinander zu verbinden. Gerade zum 150. Geburtstag der Deutschen Bank kommt es zu einer Ausschreibung des Stadionnamens. Für uns ist das natürlich ein besonderer Zeitpunkt. Es passt absolut in die Strategie der Deutschen Bank. Aus dem Heimatmarkt heraus wollen wir zeigen, dass wir in Deutschland und in Frankfurt schwer verankert sind. Zusätzlich müssen auch die Persönlichkeiten zueinander passen. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir wollen langfristig eine stabile, ertragreiche Bank sein. Dazu brauchen wir langfristige Partner und ein langfristiges Konzept. Genau das bieten wir hier.


Welche Rolle übernehmen Banken in der Coronakrise und wie stehen Sie für die Gesellschaft und die Wirtschaft ein?

Sewing: Ich glaube, dass wir in dieser Phase ein ganz wichtiger Bestandteil dabei sein können, die Coronakrise zu meistern. In der Finanzkrise vor zehn Jahren war absolut klar, dass wir Teil des Problems waren. Das haben wir auch immer gesagt. Jetzt können wir Teil der Lösung sein. Die Banken sind deutlich stabiler aufgestellt, haben deutlich mehr Kapital und eine Bilanzsumme, die wir zur Verfügung stellen können. In der Zusammenarbeit mit der Bundesregierung und der KfW (Anm.d.Red.: Kreditanstalt für Wiederaufbau) versuchen wir, den Unternehmen zu helfen, die momentan in einer Liquiditätskrise stecken. Es ist uns allen nur geholfen, wenn die Wirtschaft jetzt wieder anspringt und wir weitere Abschwünge möglichst vermeiden. Dazu sind Banken von essenzieller Bedeutung. Wir haben die Stärke und wir sind gut aufgestellt.


Axel, Eintracht Frankfurt engagiert sich in diesen Zeiten sehr stark. Kannst du einen Einblick geben?

Hellmann: Das ist ein vielschichtiges Thema. Im Mittelpunkt steht die klare Erkenntnis, dass der Fußball in den vergangenen Jahren von der Gesellschaft und aus der Volkswirtschaft viel an Kraft gewonnen hat. Das Mindeste, was wir in dieser Phase tun können, ist unsere Kraft an die Gesellschaft zurückzugeben. Wir können sehr viele Menschen mobilisieren, erreichen und auch emotional bewegen. Auch wir haben eine Vorbildfunktion und die Aufgabe, zu stabilisieren. Wir kommen über die emotionale und mentale Seite. Wir müssen aufpassen, dass Regeln eingehalten werden – auch von unseren Spielern. Wir müssen darauf achten, dass wir uns im System Fußball nicht nur von der großen, üppigen und ausladenden Seite zeigen, sondern ein bisschen bescheidener denken. Wir haben es bei Eintracht Frankfurt in den vergangenen Wochen und Monaten gut hinbekommen. Aber die Fallhöhe ist nach den vielen Entwicklungen der vergangenen Jahre im Fußball besonders groß. Deswegen müssen die Leute immer von Tag zu Tag sensibilisiert werden. Zum einen organisieren wir Spenden über die „AUF JETZT!“-Kampagne. Das steht uns gut zu Gesicht. Ich möchte noch eine Sache sagen: Ich habe seit 40 Jahren viele Freunde, die Mitarbeiter bei der Deutschen Bank sind, jetzt kurz vor dem Renteneintrittsalter stehen und viel erlebt haben. Ich kann nur unterstreichen, dass die Glaubwürdigkeit einer Strategie immer auch mit der Glaubwürdigkeit von Personen verbunden ist. Ich habe viele Phasen erlebt, in denen man auch mal im persönlichen Gespräch darüber geklagt hat, dass sich die Spitze weit von der Basis entrückt hat. Ich glaube, es ist gelungen, dass man in Krisenzeiten zwischen Spitze und Basis eng beieinander ist. Das gilt auch für uns und ist sicherlich ein Weg, aber nie das Ziel. Ich stelle fest, dass die Deutsche Bank hier ein anderes Bewusstsein oder eine andere Sensibilität für den Faktor Mensch, den Faktor Region und den Standort hat. Sonst wären wir auch in dieser Partnerschaft nicht zusammengekommen. Das ist die wichtigste Erkenntnis, wenn man etwas transformieren und bewegen will.

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