Der 1. FRAUEN-FUSSBALL-CLUB FRANKFURT E. V. spricht, Teil 1
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zum neunten Mal fand die Saisoneröffnungs-Pressekonferenz oben im 49. Stock der Commerzbank statt, wo man heute keinen Blick auf Frankfurt genießt, sondern sechs Männer und vier Frauen ein gemeinsames Lied auf die neue Saison des Frankfurter Fußballclubs der Frauen anstimmen, die am Sonntag, 8. September für den 1. FFC in Freiburg beginnt.
Zehn Personen bilden gewichtig das Podium. Die vier Frauen sind die Spielerinnen Desirée Schumann, nach dem Abschied der Nadine Angerer die neue Nummer Eins im Tor, Saskia Bartusiak, Neuzugang aus Bad Neuenahr Celia Sasic und Kerstin Garefrekes, die zehn Jahre dabei ist. Die Männer sind allesamt Vertreter von Verbandsvorstand (Bodo Adler, Vorsitzender), Politik (Markus Frank, Frankfurter Dezernent), Wirtschaft (Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Peter Müller des Sponsors Commerzbank) sowie der Manager, Investor und Pressesprecher des Vereins Siegfried Dietrich, der neue Trainer – ebenfalls aus Bad Neuenahr – Colin Bell und – wie jedes Jahr – als Moderator Rolf Töpperwien.
Der 1. FFC tritt nach fünf Jahren, die nicht in die Spitze führten, die die Frankfurter schon sieben Mal eingenommen hatten, mit einer neuen Bescheidenheit auf. Im Jahr 2008 hatte der Verein noch den Triple – Frauen-Bundesliga, DFB-Pokal, UEFA Women's Cup – gewonnen, den für die letzte Saison der VfL Wolfsburg errang (aus dem Cup wurde die Champions League). So wurde einerseits die stärkere öffentliche Wahrnehmung des Frauenfußballs nach der Frauen-Europameisterschaft in Schweden, die Deutschland gewann, gelobt, immerhin sahen an den Bildschirmen zwischen acht und neun Millionen das Halbfinale und das Finale und ab dieser Saison wird der Sportsender Eurosport das jeweilige Topspiel eines Spieltages der Frauenbundesliga live übertragen, was man sogar beispielsweise auf den Seychellen sehen kann. Von der gebündelten Aufmerksamkeit erwartet man sich auch neue Energien für den Frauen-Vereinsfußball.
Zum anderen wurde die derzeitige Lage in der Frauen-Bundesliga analysiert. Hauptgegner wird der VfL Wolfsburg sein, den die Frankfurter jagen wollen. Auch von Turbine Potsdam und Bayern München erwartet man weitergehende Ambitionen, wobei man auch Mannschaften aus dem Mittelfeld und die Aufsteiger für potentiell gefährlich hält, aber selber vorne dranbleiben möchte. Dies will man – da sind sich Manager, Trainer und Sponsoren einig - mit der neuen Starspielerin Celia Sasic, Deutschlands Fußballerin des Jahres 2012, und durch die Mexikanerin Alina Garciamendez und die Japanerin Tasuna Anaka, vor allem aber mit Hilfe des neuen Trainers Colin Bell erreichen.
Der machte seine Vorstellungen deutlich, wobei das Wort TEAM so häufig in seinen Worten vorkam, daß man daraus schließen kann, daß er eine echte Teamarbeit nicht nur sprachlich ansteuert, sondern mit diesem Wort eine neue Art der Vereinsarbeit, nämlich hin zum echten Mannschaftsgeist, anstrebt. Darin folgen ihm wohl alle, denn die Malaise des 1. FFC in den letzten Jahren waren Unstimmigkeiten zwischen verschiedenen Personen, die eigentlich ein gemeinsames Interesse haben: nämlich in Spielen zu siegen. Dabei gab es sowohl Krumpel innerhalb der Mannschaft, wie auch insbesondere zwischen dem Trainerstab und dem Mann, der den 1. FFC überhaupt erst zu dem gemacht hatte, was er wurde: Siegfried Dietrich.
Diesem scheint inzwischen klar zu sein, was jeder, der einen Erfolg auf sich zurückführen darf, lernt, daß man danach nicht auf seine persönlichen Verdienste pochen kann, sondern selbst dazu beitragen muß, daß eine demokratische Struktur im Verein gelebt wird, die immer auch bedeutet, daß die jeweilige Verantwortung von dem ausgeübt wird, der dafür berufen ist. Gerade, was Trainer angeht, lag hierin das große Problem zwischen diesen und Siegfried Dietrich, aus dem ein ständiger Trainerwechsel resultierte. Nun soll alles anders werden, der Trainer auch allein seine Bank drücken und da wir Profis für lernfähig halten, erwarten wir, daß die Worte des Trainers, des Managers, aber auch der Spielerin Garefrekes, was Fehler der Vergangenheit angeht, zu lernen, wahr werden.
Schließlich hat der 1. FFC wirklich sehr gute lokale Bedingungen. Die Commerzbank bleibt einer der Hauptsponsoren, zu denen die Allianz hinzukommt. Klaus-Peter Müller tut das seine, um die Aufmerksamkeit für den Frauenfußball allerorten zu binden. Markus Frank hat sehr ausführlich die Kosten benannt, die die Stadt Frankfurt für die Renovierung und den Ausbau des Stadions am Brentanopark mit rund 11 Millionen aufbringt, wobei dann die jetzt 3 000 Plätze mit 1000 überdachten Sitzplätzen sich auf 5 784 Plätze bis 2015 steigern. Der Verein gibt Rückhalt und die Zuschauer auch.
Die anwesenden Spielerinnen beantworteten alle Fragen souverän, wobei Celia Sasic naturgemäß besonders gefragt war und klar und eindeutig antwortete.Man sieht auf unseren Bildern deutlich, wie erst überlegt wird und dann sachgerecht und präzise geantwortet wird. In der Tat überraschten die Spielerinnen durch auch sich selbet gegenüber kritischen Aussagen. Sie machten einen fairen und kompetenten Eindruck. Auch die derzeitigen Verletzten des 1. FFC spielten eine Rolle. Kim Kulig und Svenja Huth haben jeweils einen Kreuzbandriß, Babett Peter Kahnbeinbruch, so daß man länger auf sie verzichten muß.
P.S. Daß Manager Dietrich die - angesichts dessen, daß alle sechs männlichen Podiumsteilnehmer Institutionen vertraten und die anwesenden Frauen alle Spielerinnen waren - naheliegende Frage danach, ob es sein könne, daß der Frauenfußball selbst schon weiter sei als Politik, Wirtschaft, Medien und Verbände, überhaupt nicht verstand, macht klar, wo beim 1. FFC noch Entwicklungsbedarf ist. Insgesamt schien insbesondere durch Rolf Töpperwien und die Reaktionen der anderen auf ihn, doch eine Selbstgefälligkeitsatmosphäre und Verbrüderungsgeste durch, die auf einer Pressekonferenz kontraproduktiv wirkt. Daß man sich möglichst gut verstehen sollte, hat damit nichts zu tun, ist nämlich etwas anderes.
Foto: A2Bildagentur