Frankfurt trauert um einen großen europäischen Intellektuellen und eine überragende Persönlichkeit
Sybilla von Suden
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Ich bin zutiefst bestürzt über den Tod von Marcel Reich-Ranicki. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen, insbesondere seinem Sohn Andrew“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann.
„Sein Tod erfüllt mich mit großer Trauer. Marcel Reich-Ranicki hat nicht nur den bundesdeutschen Literaturbetrieb, sondern auch das ganze Land über Jahrzehnte geprägt. Als Holocaust-Überlebender hat er den Diskurs über die Verbrechen des Nationalsozialismus entscheidend beeinflusst. Für mich und viele andere war der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki ein großer Frankfurter“, sagte Feldmann.
In der sofort versandten Pressemitteilung heißt es seitens der Stadt: Der in Polen geborene Jude, der den Holocaust im Untergrund überlebte und Ende der 1950er Jahre in die Bundesrepublik übersiedelte, bleibt insbesondere in Erinnerung als legendärer Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Begründer des „Literarischen Quartetts“. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter in seiner Heimatstadt Frankfurt den Goethe-Preis (2002).
Mit großer Betroffenheit hat auch Kulturdezernent Felix Semmelroth sofort medial auf den Tod des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki reagiert, der heute im Alter von 93 Jahren verstarb: „Mit Marcel Reich-Ranicki verlieren wir einen großen Literaturkritiker des 20. Jahrhunderts, dessen Liebe zur deutschen Literatur sich nie geändert hat, ungeachtet der Leiden seiner Familie in der Zeit des Nationalsozialismus. Geradlinig und voller Temperament hat er seine Begeisterung für die deutsche Literatur vor allem an die Generation der jüngeren Schriftsteller weitergegeben und diese in ihrem Schaffen beflügelt. Sein engagiertes Wirken war für viele Menschen entscheidend für den Zugang zur Literatur, sein unbestechliches Urteil inspirierte Leser und Autoren gleichermaßen. Das reiche Oeuvre Reich-Ranickis war stets gekennzeichnet von Mut, Esprit und Witz.“
Er fügt hinzu: 1973 übernahm Reich-Ranicki die Leitung der Literaturredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ebnete vielen Autoren den Weg zu ihrer Entdeckung. Er gründete die Frankfurter Anthologie, in der das literarische Werk von über 1500 Gedichten deutschsprachiger Autoren mit Interpretationen versammelt ist.
"Frankfurt verliert mit Marcel Reich-Ranicki einen großen europäischen Intellektuellen und eine überragende Persönlichkeit. Seine Freunde und Bewunderer werden das Streitgespräch und seinen kenntnisreichen Widerspruch sehr vermissen“, betonte Felix Semmelroth.
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